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Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Titel: Maggie O´Dell 01 - Das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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als wolle er sich vergewissern, dass sie allein waren.
    „Vielleicht sollten Sie hereinkommen.“
    Sie hielt ihm die Tür auf. Er zögerte, trat langsam ein, blieb jedoch an der Tür stehen und sah sich im Raum um. Er drehte sich Maggie zu, und sein Blick fiel auf ihre nackten Beine. Sie hatte nicht an ihr kurzes Nachthemd gedacht. Rasch hob er den Blick und wandte sich ab. Er war verlegen. Der charmante, flirtende Sheriff Morrelli war verlegen.
    „Tut mir Leid. Habe ich Sie geweckt?“ Er sah sie wieder an, und als sich ihre Blicke begegneten, spürte sie ihre Wangen warm werden. So lässig wie möglich drückte sie sich an ihm vorbei und ging zur Kommode.
    Sie steckte die Waffe ins Holster zurück, holte eine Jeans aus der Schublade und zog sie an, während sie Nick Morrelli auf dem kleinen freien Stück zwischen Bett und Tisch hin und her gehen sah.
    „Habe ich erwähnt, dass ich anrufen wollte?“
    Sie sah auf, und ihre Blicke begegneten sich im Spiegel.
    „Ja, das haben Sie. Ist schon okay“ , versicherte sie und mühte sich mit dem Reißverschluss ab. „Eigentlich wollte ich gerade meine Notizen überfliegen.“
    „Ich war bei dem Spiel“ , sagte er leise und ruhig.
    „Bei welchem Spiel?“
    „Dem Fußballspiel, von dem der Junge heimging. Mein Neffe spielte auch mit. Mein Gott, Timmy kennt den Jungen wahrscheinlich.“ Er ging wieder im Raum hin und her und ließ das Zimmer durch seine langen Schritte noch kleiner erscheinen.
    „Sind Sie sicher, dass der Junge nicht mit einem Freund nach Hause gegangen ist?“
    „Wir haben andere Eltern angerufen. Seine Freunde erinnern sich, dass sie gesehen haben, wie er mit dem Fußball nach Hause ging. Und wir haben seinen Fußball gefunden. Er trägt das Autogramm eines berühmten Spielers. Seine Mutter sagt, er sei sein wertvollster Besitz gewesen. Sie ist sicher, dass er ihn niemals einfach so liegen gelassen hätte.“
    Er wischte sich mit einem Ärmel über das Gesicht. Maggie merkte, in welcher Sorge er war. Offenbar war er auf eine solche Situation nicht vorbereitet. Sie fragte sich, welche Erfahrung er in Krisenmanagement hatte. Seufzend fuhr sie sich mit den Fingern durch das wirre Haar und bedauerte bereits, dass es offenbar ihre Aufgabe war, ihn auf das Wesentliche zu konzentrieren.
    „Sheriff, vielleicht sollten Sie sich setzen.“
    „Bob Weston hat vorgeschlagen, ich sollte eine Liste mit bekannten Pädophilen und Sexualstraftätern zusammenstellen. Soll ich die dann alle zum Verhör vorladen? Können Sie mir in etwa sagen, worauf ich achten muss?“ Im Vorbeigehen blickte er auf die Unterlagen, die sie auf dem Tisch verstreut hatte.
    „Sheriff Morrelli, warum setzen Sie sich nicht?“
    „Nein, danke, ich stehe lieber.“
    „Ich bestehe darauf.“ Sie packte ihn bei den Schultern und schob ihn sacht in den Sessel hinter dem Tisch. Es sah aus, als wolle er wieder aufstehen, doch er besann sich und streckte die langen Beine aus.
    „Hatten Sie schon einen Verdächtigen, als der kleine Alverez verschwand?“ fragte Maggie.
    „Nur einen. Seinen Vater. Die Eltern sind geschieden. Dem Vater wurden wegen seiner Trunksucht und der Neigung zur Gewalttätigkeit Sorge- und Besuchsrecht entzogen. Wir haben ihn nicht aufstöbern können, nicht mal die Air Force konnte es. Er war Major auf der Basis, entfernte sich aber vor zwei Monaten unerlaubt von der Truppe und lief mit einer Sechzehnjährigen davon, einer Internet-Bekanntschaft.“
    Maggie hörte zu und ging auf und ab. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, Nick Morrelli zum Sitzen zu zwingen. Dass er sie nun beobachtete, störte sie beim Denken. Sie rieb sich erschöpft die Augen. Wie lange konnte ein Mensch ohne ausreichend Schlaf funktionieren? „Sind Sie denn auf der Suche vorangekommen?“
    „Wir haben die Suche eingestellt.“
    „Was soll das heißen?“
    „Nachdem wir Dannys Leiche gefunden hatten, sagte Bob Weston, es könne nicht der Vater gewesen sein. Ein Vater wäre nicht fähig, seinem Sohn so etwas anzutun.“
    „Ich habe gesehen, was Väter ihren Söhnen antun können. Ich erinnere mich an einen Fall vor drei, nein vier Jahren, als ein Vater seinen sechzehnjährigen Sohn in einer Kiste verscharrte. Er grub im Hinterhof ein Loch und ließ nur eine kleine Atemöffnung mit einem Stück Gummischlauch darin. Das war die Strafe für irgendeine Dummheit. Ich kann mich nicht mehr erinnern, was der Junge angestellt hatte. Nach ein paar Regentagen konnte der Mann das Luftloch nicht

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