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Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Titel: Maggie O´Dell 01 - Das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Tür. Dann spürte er es, den enormen Druck, einen Schmerz so zerreißend, dass er glaubte, innerlich zu explodieren. Er jammerte nicht, obwohl er schreien wollte. Seine Wange rieb gegen die raue Tapete der Schlafzimmerwand. Er starrte nur auf das Kruzifix nah vor seinem Gesicht und wartete, dass sein Stiefvater aufhörte, sich in seinen kleinen Körper zu rammen.
    Ein Auto hupte. Der Schreck riss ihn aus seiner Trance. Seine Handflächen am Lenkrad waren schweißnass, die Finger zitterten. Er beobachtete, wie die Jungen zu ihren Eltern in die Limousinen und Vans stiegen. Wie viele von denen mochten Geheimnisse wie seines verbergen? Wie viele versteckten ihre Prellungen und Narben? Wie viele warteten auf eine Erlösung, auf Rettung vor der Folter?
    Dann entdeckte er den kleinen Jungen auf dem Gehweg, der den anderen nachwinkte. Er beobachtete, ob er heute Abend abgeholt wurde oder wie üblich allein heimging.
    Es wurde allmählich dunkler. Mehrere Straßenlaternen flammten auf. Er hörte den Kies unter den Reifen knirschen, als die Autos losfuhren. Scheinwerfer wurden eingeschaltet und blendeten ihn kurz, als die Wagen wendeten und sich entfernten. Niemand bemerkte ihn. Niemand nahm sich die Zeit, in seine Richtung zu sehen. Wer ihn dennoch erkannte, winkte lächelnd. Es war nicht ungewöhnlich, dass er sich ein Fußballspiel in der Nachbarschaft ansah.
    Einen halben Block weiter ging der Junge allein heim und warf sich den Fußball von einer Hand in die andere. Er wirkte dünn und zart in dem weiten Trikot und sehr schutzlos. Er hüpfte, obwohl ihm keiner zusah. Vielleicht hatte er sich an das Alleinsein gewöhnt.
    Als der letzte Wagen den Parkplatz verließ, brachte er Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ mitten im „Herbst“ zum Schweigen. Ohne hinzusehen, ertastete er die kleine Glasampulle im Handschuhfach, brach sie geschickt auf und tropfte den Inhalt auf ein schneeweißes Taschentuch. Er wünschte, die zusätzlichen Vorsichtsmaßnahmen wären nicht nötig, aber bei Danny war er achtlos gewesen. Er nahm die schwarze Skimaske, stieg aus und schloss leise die Tür.
    Augenblicklich merkte er, dass seine Hände nicht mehr zitterten. Ja, er war wieder Herr der Lage. Dann folgte er dem Jungen langsam den Gehsteig entlang.

15. KAPITEL
    Montag, 27. Oktober
    Maggie goss den Rest Scotch aus der kleinen Flasche in den Plastikbecher. Die Eiswürfel schlugen klirrend gegeneinander. Sie trank einen Schluck, schloss die Augen und genoss das angenehme Brennen in der Kehle. In letzter Zeit machte sie sich etwas Sorgen, dass sie wie ihre Mutter Geschmack am Alkohol finden könnte, oder vielleicht sogar abhängig wurde von der angenehmen Betäubung, die das Teufelszeug gewährte.
    Sie rieb sich die Augen und blickte zum billigen Uhrenradio auf dem Nachttisch an der Schmalseite des Zimmers. Nach zwei Uhr morgens, und sie konnte nicht schlafen. Die schwache Tischbeleuchtung verursachte ihr Kopfschmerzen. Wahrscheinlich lag das am Scotch, trotzdem würde sie den Hotelier bitten, ihr eine hellere Glühbirne zu geben.
    Der kleine Tisch war mit den Polaroidfotos bedeckt, die sie in der Pathologie gemacht hatte. Sie versuchte sie in chronologische Ordnung zu bringen - Hände gefesselt, am Hals stranguliert, dann Kehle durchschnitten, Stichwunden. Dieser Wahnsinnige ging methodisch vor. Er ließ sich Zeit. Er ritzte, schnitt und schälte Haut mit beängstigender Präzision. Sogar das gezackte X folgte einer besonderen Diagonallinie von der Schulter zum Bauchnabel.
    Sie verteilte zwei Aktenordner voller Polizeiberichte und Zeitungsausschnitte mit genügend grauenhaften Details, ein Leben lang für Albträume zu sorgen. Allerdings konnte man keine Albträume haben, wenn man gar nicht schlief.
    Sie zog die nackten Beine an und schlug sie unter, um bequem im Sessel zu sitzen. Ihr Green-Bay-Shirt war vom vielen Waschen ausgeleiert. Es bedeckte kaum ihre Schenkel, war jedoch das weichste Nachthemd, das sie besaß, und war zur Schutzkleidung geworden, in der sie sich, gleichgültig, wo sie war, zu Hause fühlte. Trotz Gregs ständigem Drängen hatte sie sich geweigert, es auszurangieren.
    Wieder sah sie zur Uhr. Sie hätte Greg bei der Rückkehr ins Hotel anrufen sollen. Jetzt war es zu spät. Vielleicht war das gut so. Sie brauchten beide Zeit, um sich abzukühlen.
    Maggie blätterte die verstreuten Unterlagen durch und überflog ihre Aufzeichnungen: etliche Seiten mit Details, kleine Beobachtungen, die für die meisten unbedeutend wären. Sie

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