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Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Titel: Maggie O´Dell 01 - Das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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den Therapeuten ihrer Mutter hinzuzuziehen, hatte er erleichtert geklungen, und war dankbar gewesen, als sie ihm Namen und Telefonnummer nannte. Sie fragte sich flüchtig, wie viele Menschen wohl Namen und Telefonnummer des Therapeuten der Mutter im Kopf hatten.
    Einer Meinung waren sie allerdings gewesen, dass sie nicht ins nächste Flugzeug nach Richmond steigen sollte. Der Selbstmordversuch war ein Schrei nach Aufmerksamkeit gewesen. Wenn sie sofort zu ihrer Mutter eilte, würde die sich nur in ihrem Fehlverhalten bestärkt fühlen. Jedenfalls war es die letzten fünf Male so gewesen. Großer Gott, dachte Maggie, irgendwann hat sie Erfolg mit ihren Selbstmordversuchen, und wenn auch nur versehentlich. Obwohl sie Greg zustimmte, dass Rasierklingen als Werkzeug eine ernste Verschlimmerung darstellten, waren die Schnitte laut Dr. Superklug horizontal und nicht vertikal gewesen.
    Maggie ließ den schmerzenden Kopf gegen die weiche Lederlehne sinken und schloss die Augen. Sie kümmerte sich um ihre Mutter, seit sie zwölf war. Aber wie gut konnte sich eine Zwölfjährige, die soeben den Vater verloren hatte, schon kümmern? Manchmal fürchtete sie, ihre Mutter im Stich gelassen zu haben. Doch eigentlich war sie von ihrer trunksüchtigen Mutter im Stich gelassen worden.
    Es klopfte leise an der Bürotür. Sofort ging die Tür einen Spalt auf, und Sheriff Morrelli steckte seinen Kopf herein. „Alles okay mit Ihnen, Agentin O‘Dell?“
    Sie hing wie paralysiert im Sessel, Arme und Beine zu schwer, um sie zu bewegen. „Ich bin okay“ , log sie und wusste, dass es weder überzeugend klang noch so aussah.
    Nicholas Morrelli zog die Stirn kraus, und die sanften blauen Augen blickten besorgt. Er zögerte, kam langsam herein und stellte eine Dose Diät-Cola vor sie hin. Wassertropfen perlten an den Seiten hinab, und Maggie fragte sich, wie lange der Sheriff vor seinem eigenen Büro gestanden hatte, ehe er den Mut fand, einzutreten.
    „Danke.“ Sie regte sich immer noch nicht, was Nicholas Morrelh sichtlich nervös machte. Zuerst stand er mit verschränkten Armen da, dann schob er die Hände in die Hosentaschen.
    „Sie sehen nicht gut aus“ , stellte er fest.
    „Vielen Dank, Morrelli.“ Sie lächelte.
    „Könnten Sie mir vielleicht einen Gefallen tun? Nennen Sie mich Nick. Immer wenn Sie mich Morrelli oder Sheriff Morrelli nennen, drehe ich mich um und suche meinen Vater.“
    „Okay, ich versuch‘s.“ Sogar ihre Lider fühlten sich bleischwer an. Wenn sie jetzt ihre Augen schloss, würde sie dann einschlafen?
    „Lucy ordert unseren Lunch bei Wanda. Was darf ich Ihnen bestellen? Der Spezialteller am Montag ist Kotelett, aber ich würde Ihnen das Sandwich mit gebratenem Geflügelsteak empfehlen.“
    „Ich bin wirklich nicht sehr hungrig.“
    „Ich bin seit zwei Uhr früh mit Ihnen zusammen, und Sie haben noch nichts gegessen. Sie müssen essen, Agentin O‘Dell. Ich will nicht verantwortlich sein, wenn Sie verdorren ... mitsamt Ihrem süßen kleinen ...“ Er hielt rechtzeitig inne, doch es war zu spät. Die Verlegenheit stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er rieb sich das Kinn, als könnte er den Ausdruck wegwischen. „Ich bestelle Ihnen ein Käse-Schinken-Sandwich.“ Er wandte sich zum Gehen.
    „Auf Vollkornbrot?“
    Er sah sie über die Schulter hinweg an. „Okay.“
    „Und mit scharfem Senf?“
    Jetzt lächelte er und hatte Grübchen. „Sie sind eine Nervensäge, O‘Dell, wissen Sie das?“
    „He, Nick!“ hielt sie ihn wieder auf.
    „Was jetzt noch?“ „Nennen Sie mich Maggie.“

25. KAPITEL
    „Gefallen dir die Baseballkarten?“ Die Maske dämpfte seine Stimme. Er klang, als spräche er unter Wasser. Und bei dem Schweiß, der ihm heruntertropfte, fühlte er sich auch so.
    Matthew starrte ihn von dem schmalen Bett in der Ecke des Zimmers an. Ein Kissen an die Brust gepresst, saß er auf der zerwühlten Bettdecke. Seine Augen waren rot und geschwollen, das Haar stand ihm an einigen Stellen ab. Sein Fußballdress war verknittert, und er hatte letzte Nacht zum Schlafen nicht mal die Schuhe ausgezogen.
    Licht fiel durch die Spalten zwischen den Brettern, mit denen das Fenster vernagelt war. Glasscherben klirrten, als der Wind durch die verrotteten Schlitze blies. Sein Heulen und Pfeifen war geisterhaft, und er zerrte an den Ecken der Poster, die die geborstenen Wände bedeckten. Es war der einzige Laut im Raum. Der Junge hatte den ganzen Morgen noch kein Wort gesprochen.
    „Hast du es bequem?“

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