Maggie O´Dell 01 - Das Boese
das macht die Sache nur schlimmer.“
„Ich glaube, Christine, Sheriff Morrelli hat seine Meinung geändert“ , erwiderte Maggie O‘Dell und beobachtete Nick, dessen Lächeln sich in eine säuerliche Miene verwandelte.
Er schob sich das Haar aus der Stirn. Maggie O‘Dell verschränkte die Arme vor der Brust und wartete. Christine blickte von einem zum anderen. Die gespannte Atmosphäre in dieser Ecke des Raumes war deutlich spürbar.
Schließlich räusperte Nick sich, als säße sein Unbehagen irgendwo zwischen Kehlkopf und Zunge. „Morgen früh um halb neun gibt es in der Lobby des Gerichtsgebäudes eine Pressekonferenz.“
„Darf ich das in meinem Artikel für die Abendausgabe bringen?“ Sie sah von Nick zu Maggie O‘Dell und wieder zu Nick.
„Sicher“ , gab er widerwillig nach.
„Darf ich sonst noch etwas in der Abendausgabe bringen?“
„Nein.“
„Sheriff Morrelli, sagten Sie nicht, dass Sie vom Foto des Jungen bereits Abzüge gemacht haben?“ Maggie O‘Dell erwähnte das wieder wie beiläufig, ohne scharfen Unterton. „Vielleicht erinnert sich der eine oder andere, wenn Christine ihrem Artikel ein Foto beifügt.“
Er schob die Hände in die Hosentaschen, vermutlich, wie Christine argwöhnte, damit er Maggie O‘Dell nicht würgen konnte.
„Du kannst am Gerichtsgebäude vorbeifahren und dir eines abholen. Ich weise Lucy an, es am Empfang für dich zu hinterlegen. Am Empfang, Christine. Ich möchte nicht, dass du in meinem Büro herumschnüffelst.“
„Entspann dich, Nicky. Ich sage dir doch, ich bin nicht der Feind.“ Sie wollte gehen, drehte sich an der Tür jedoch noch einmal um. „Du kommst doch trotzdem heute Abend zum Dinner, oder?“
„Ich habe vielleicht zu viel zu tun.“
„Agentin O‘Dell, möchten Sie uns nicht Gesellschaft leisten?
Ich mache allerdings nur Spaghetti, aber es gibt jede Menge Chianti.“
„Danke, das klingt gut.“
Christine hätte fast losgelacht, so erstaunt sah Nick aus.
„Dann erwarte ich Sie gegen sieben. Nick kennt die Adresse.“
22. KAPITEL
Im Sheriffbüro knisterte es geradezu vor nervöser Anspannung. Nick merkte es, sobald er mit Maggie O‘Dell durch die Tür kam. Da machte er sich Sorgen wegen einer Panik in der Stadt, und er hatte bereits eine in seiner Abteilung.
Die Telefone klingelten unaufhörlich. Maschinen piepsten, Tastaturen klickten, Faxgeräte brummten. Dazu plärrte der Funk. Leute hasteten hin und her und stießen sich erstaunlicherweise nicht an.
Er sah Polizisten und Ausrüstungsgegenstände, die er nicht einordnen konnte. Er verließ sich auf Menschen, die er kaum kannte, um Aufgaben zu erledigen, die er nicht verstand. Ihm war mehr als unbehaglich dabei.
Lucy wirkte erleichtert, ihn zu sehen. Lächelnd winkte sie ihm von der anderen Seite des Raumes zu. Dann warf sie einen kurzen, verächtlichen Blick auf Maggie O‘Dell. Doch die schien es nicht zu bemerken.
„Nick, wir haben jeden Zentimeter der Stadt abgesucht.“ Lloyd Benjamins Stimme war heiser vor Erschöpfung. Er nahm die Brille ab und wischte sich die Augen. Die Sorgenfalten auf seiner Stirn traten so deutlich hervor wie dauerhaft eingeprägte Furchen. Lloyd war der Älteste aus Nicks Mannschaft und neben Hai auch der Zuverlässigste. „Die Männer aus Richfield suchen noch den Fluss ab, dort, wo wir den kleinen Alverez gefunden haben.
Die Kollegen aus Stanton sind im Nordteil der Stadt. Sie überprüfen die Kiesgrube und den Northton See.“
„Gut, sehr gut, Lloyd.“ Nick gab ihm einen aufmunternden Klaps auf den Rücken. Lloyd rieb sich das Kinn und warf einen Seitenblick auf Maggie O‘Dell. „Wir haben uns untereinander ausgetauscht“ , fuhr er leise, fast flüsternd fort. „Stan Lubrick glaubte sich zu erinnern, dass Jeffreys einen Partner hatte, als er verhaftet wurde. Du weißt schon ... einen ... na ja, einen Liebhaber eben. Ich meine, dass wir einen Typen zum Verhör mitgenommen haben. Aber ich glaube nicht, dass er ausgesagt hat. Einen Mark Rydell“ , sagte er und überflog ein Notizbuch mit unleserlichem Gekritzel. „Wir haben uns gefragt, ob wir versuchen sollten, ihn ausfindig zu machen. Vielleicht ist er in der Gegend.“
Beide sahen Maggie O‘Dell an, die von dem Chaos ringsum abgelenkt war. Nick war nicht einmal sicher, ob sie Lloyd gehört hatte. Sie hatte die Hände tief in ihre Jackentaschen geschoben. Ihr Blick schweifte umher, während sie den Aufruhr verfolgte. Verwirrt merkte sie, dass man ihre Antwort
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