Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Titel: Maggie O´Dell 01 - Das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
Vom Netzwerk:
gewesen, und nun ging sie hin und her. Sie schien vor Energie zu platzen und wirkte zugleich erschöpft. Die Rötung der Augen wurde durch das Make-up nur ungenügend verborgen.
    „Kommen Sie, setzen Sie sich“ , sagte Christine schließlich und klopfte auf den Platz neben sich auf dem Sofa. „Ich dachte immer, ich könnte nicht stillsitzen, aber Sie schlagen mich um Längen.“
    „Tut mir Leid. Vielleicht habe ich zu viel Zeit mit Mördern und Leichen verbracht. Meine Manieren scheinen gelitten zu haben.“
    „Unfug. Sie haben nur zu viel Zeit mit Nicky verbracht.“
    Maggie lächelte. „Das Essen war köstlich. Es ist schon eine Weile her, dass ich Selbstgekochtes gegessen habe.“
    „Danke, aber ich habe jede Menge Übung. Ich war Hausfrau und Mutter, bis mein Mann entdeckte, dass er dreiundzwanzigjährige Empfangssekretärinnen mag.“ Christine merkte sofort, dass Maggie dieses private Geständnis unbehaglich war. Sie hatte jedoch nicht vorgehabt, eine Beichtstunde unter Mädels einzuläuten.
    Maggie setzte sich und wählte den Liegesessel anstelle des Sofas, was keinem Mangel an Manieren, sondern dem Wunsch nach Distanz entsprang. Christine erkannte und respektierte das. Sie verhielt sich selbst nicht anders. Seit Bruce fort war, hielt sie sich ihre Mitmenschen auf Abstand, mit Ausnahme ihres Sohnes.
    „Wie lange bleiben Sie in Platte City?“
    „So lange wie nötig.“
    Kein Wunder, dass sie Eheprobleme hatte. Als könnte sie Gedanken lesen, fügte Maggie hinzu: „Ein Täterprofil zu erstellen, erfordert leider Zeit. Dabei hilft es einem, wenn man in der Umgebung des Täters ist.“
    „Ich habe mich ein wenig über Sie erkundigt. Das stört Sie hoffentlich nicht. Sie haben einen beeindruckenden Werdegang - ein Vordiplom in Kriminalpsychologie und Medizin, ein Diplom in Verhaltenspsychologie, eine Assistenzzeit in der Forensik in Quantico. Acht Jahre beim FBI, und Sie sind schon ein Top-Profiler für Serientäter. Wenn ich richtig gerechnet habe, sind Sie erst zweiunddreißig. Es muss ein schönes Gefühl sein, so früh so viel erreicht zu haben.“
    Sie hatte erwartet, dass das Lob Maggie vielleicht verlegen machte. Stattdessen blickte sie sorgenvoll ins Leere. Aus ihren Nachforschungen wusste Christine auch von den Psychopathen, die Maggie hinter Gitter gebracht hatte. Vielleicht war ihr Erfolg teuer bezahlt worden.
    „Wahrscheinlich sollte es ein gutes Gefühl sein“ , erwiderte sie schließlich.
    Christine wartete vergeblich auf weitere Erklärungen. „Nicky wird es nie zugeben, aber ich weiß, wie dankbar er ist, dass Sie hier sind. Das ist alles Neuland für ihn. Ich bin sicher, mit so etwas hat er nicht gerechnet, als mein Dad ihn überredete, sich als Sheriff zu bewerben.“
    „Ihr Vater hat ihn dazu überredet?“
    „Dad wollte sich zurückziehen. Er war sehr lange Sheriff. Ich glaube, er wollte unbedingt wieder einen Morrelli auf dem Posten sehen.“
    „Und was war mit Nick?“
    „Er unterrichtete Jura an der Uni. Ich glaube, das gefiel ihm.“ Christine verstummte. Da sie die Komplexität der Beziehung zwischen ihrem Vater und Nick selbst nicht verstand, war es fast unmöglich, sie einem Außenstehenden zu erklären.
    „Ihr Vater muss ein bemerkenswerter Mann sein“ , stellte Maggie fest.
    „Wie kommen Sie darauf?“ Christine beobachtete sie und fragte sich, was Nick ihr erzählt hatte.
    „Zum einen hat er Ronald Jeffreys praktisch allein gefangen.“
    „Ja, er war ein ziemlicher Held.“
    „Außerdem scheint er eine Menge Einfluss auf Nicks Entscheidungen zu haben.“
    Sie wusste offenbar einiges. Christine fühlte sich unbehaglich. Sie schenkte sich Kaffee ein und ließ sich Zeit, Milch nachzufüllen.
    „Ich glaube, unser Dad wollte nur, dass Nick alle Chancen bekam, die er nie hatte. Er sollte tun können, was er nicht konnte.“
    „Was ist mit Ihnen?“
    „Wie meinen Sie das?“
    „Wünschte er sich dieselben Chancen denn nicht auch für Sie?“
    Christine musste zugeben, dass die Frau gut war. Sie saß in ihrem Liegesessel, trank Kaffee und analysierte sie in aller Ruhe.
    „Ich liebe meinen Dad, aber mir ist auch klar, dass er ein Chauvinist ist. Nein, was ich auch tat, war okay für ihn. Ich war ein Mädchen. Wenn ich etwas Außergewöhnliches leistete, beeindruckte es ihn. Nicky hingegen hatte es schwerer. Es ist ein wenig ... kompliziert. Nick musste sich ständig beweisen, ob er wollte oder nicht. Vermutlich ist das der Grund, warum er manchmal so sauer auf mich

Weitere Kostenlose Bücher