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Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Titel: Maggie O´Dell 01 - Das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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einzige Geräusch. Am Beichtstuhl wartete niemand. Es würde ein ruhiger Morgen werden. Trotzdem nahm er im Beichtstuhl Platz.
    Nach wenigen Minuten öffnete sich die Tür zu der kleinen Kammer nebenan. Pater Francis richtete sich auf und stützte den Ellbogen auf das Sims, damit er sich näher zum Gitterfenster lehnen konnte, das die Kammern trennte.
    „Segne mich, Vater, denn ich habe wieder getötet.“
    O mein Gott! Vor Entsetzen presste es dem alten Mann die Brust zusammen. Er konnte kaum atmen. Plötzlich war in der Kammer nur heiße, abgestandene Luft, und die Ohren dröhnten ihm. Pater Francis versuchte durch das dichte Gitterwerk zu sehen, erkannte jedoch nur eine dunkle, zusammengekauerte Gestalt.
    „Ich habe Danny Alverez und Matthew Tanner getötet. Ich bereue diese Sünden aufrichtig und bitte um Vergebung.“
    Die Stimme war verstellt, kaum hörbar, als spräche der Mann durch eine Maske. Pater Francis versuchte sie zuzuordnen.
    „Wie lautet meine Strafe?“ wollte die Stimme wissen.
    Wie sollte er sprechen, wo er doch kaum atmen konnte?
    „Wie kann ...“ Es war schwer, die Brust tat ihm weh. „Wie könnte ich dir die Absolution von diesen schrecklichen Sünden erteilen, wenn du doch nur vorhast, sie wieder zu begehen?“
    „Nein, n-nein, Sie verstehen nicht. Ich bringe Ihnen doch nur Frieden!“ stammelte er.
    Auf eine Konfrontation war er nicht gefasst gewesen, wie Pater Francis mit Genugtuung feststellte. Er war gekommen, sich Absolution und Strafe abzuholen. „Ich kann dir keine Absolution erteilen, wenn du vorhast, die Sünden zu wiederholen.“
    Die entschlossene Weigerung des Paters überraschte ihn. „Sie müssen. Es ist Ihre Pflicht!“
    „Ich habe dir schon einmal die Absolution erteilt, und du hast das Sakrament verhöhnt, indem du dieselbe Sünde nicht nur einmal, sondern gleich zweimal wiederholt hast.“
    „Ich bereue meine Sünden aufrichtig und erbitte Vergebung von Gott“ , versuchte er es erneut und betete die Phrase mechanisch herunter wie ein Kind, das ein Gedicht auswendig lernt.
    „Du musst deine Reue beweisen“ , erwiderte Pater Francis und fühlte sich plötzlich mächtig. Vielleicht konnte er diesen dunklen Schatten so beeinflussen, dass er sich seinen Untaten stellte und damit aufhörte. „Du musst deine Reue zeigen.“
    „Ja, ja, das werde ich. Sagen Sie mir nur, wie meine Strafe lautet.“
    „Geh, beweise deine Reue, und komm in einem Monat wieder.“
    Schweigen.
    „Sie erteilen mir nicht die Absolution?“
    „Wenn du bewiesen hast, dass du die Absolution wert bist, weil du nicht mehr tötest, werde ich mir überlegen, sie dir zu erteilen. Komm in einem Monat wieder.“
    Stille, doch der Schatten traf keine Anstalten zu gehen. Pater Francis drängte sich näher an das Gitter, um in die dunkle Kammer zu sehen. Ein Schmatzlaut, dann ein Zischen, als eine Speichelfontäne durch das Gitter flog, ihm mitten ins Gesicht.
    „Wir sehen uns in der Hölle, Pater!“
    Die tiefe drohende Stimme ließ Pater Francis schaudern. Er hielt sich an dem kleinen Sims fest und umklammerte die Bibel. Obwohl ihm der klebrige Speichel vom Kinn tropfte, konnte er sich nicht überwinden, ihn abzuwischen. Als er hörte, wie nebenan die Tür aufging und der Schatten verschwand, war er noch so gelähmt, dass er nicht versuchte, ihm zu folgen oder ihm nachzusehen.
    Er saß nur da ... stundenlang, wie ihm schien. Glücklicherweise kam niemand mehr. Der Schneefall hielt weitere Sünder fern. Das hieß aber auch, niemand hatte die Schattengestalt den Beichtstuhl betreten oder verlassen sehen.
    Allmählich wurde sein Herzschlag normal, und er konnte freier atmen. Er fingerte ein Taschentuch heraus und wischte sich das Gesicht, wobei seine Hände heftiger zitterten als sonst. Sich an den Wänden der kleinen Kammer abstützend, hievte er sich aus dem harten Stuhl hoch und stand auf wackeligen Knien. Er nahm Ledermappe und Bibel und trat vorsichtig aus dem Beichtstuhl. Draußen vor der Kirche lachten Kinder. Vermutlich überquerten sie den Parkplatz, um Cuttys Hügel hinunterzurodeln. Wenigstens waren sie in Gruppen unterwegs.
    Schlurfend ging er den Mittelgang hinunter zum Kirchenportal und stützte sich dabei an jeder Bankreihe ab. Angst und Entsetzen hatten ihm die Energie geraubt. Er würde Maggie O‘Dell von diesem morgendlichen Besuch erzählen. Der Entschluss gab ihm Kraft. Sein Schuldgefühl wurde bereits geringer, ja es war die richtige Entscheidung. Im Gang von der Kirche zum

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