Maggie O´Dell 01 - Das Boese
in eine gute Cappuccinomaschine zu investieren.
Ihr Laptop nahm die andere Seite des Tisches, nah an der Wand ein. Dank eines kürzlich dort installierten Internetmodems konnte das Hotel Geschäftsreisende umwerben. Sie ging langsam im Zimmer hin und her, während ihr Laptop sie über die neue Leitung mit der allgemeinen Datenbank in Quantico verband. Zugang zu Geheiminformationen bekam sie so nicht. Das FBI misstraute zu Recht der Datensicherheit von Modems. Sie waren bevorzugtes Angriffsziel von Hackern.
Sie hatte bereits mehrere Telefonate mit Dr. Avery getätigt. Wegen des altmodischen Telefonapparates war sie dabei ans Bett gebunden gewesen und konnte nicht wie üblich hin und her gehen.
In Jeans und ihrem alten Packers-Trikot, das sie nach dem Duschen angezogen hatte, streckte sie sich erschöpft wieder auf der harten Matratze aus. Ihre letzten Kraftreserven hatte sie mobilisiert, um sich von der Botschaft des Täters nicht ins Bockshorn jagen zu lassen. Solche Botschaften bekam sie nicht zum ersten Mal. Meistens waren sie harmlos und gehörten zum Job. Wenn sie einen Täter auszuforschen versuchte, musste sie damit rechnen, dass er dasselbe bei ihr probierte.
Albert Stuckys Botschaften waren nicht harmlos gewesen.
Du musst das Trauma Stucky endlich überwinden! sagte sie sich. Er sitzt hinter Gittern und bleibt dort bis zur Hinrichtung. Du bist in Sicherheit!
Wenigstens war diese Mitteilung nicht von abgeschnittenen Fingern oder Brustspitzen begleitet gewesen. Außerdem hatte sie den Brief bereits ordentlich verpackt per Express ins Labor von Quantico abgeschickt. Vielleicht hatte der Absender durch hinterlassene Fingerabdrücke oder Speichelspuren seinen eigenen Haftbefehl ausgestellt.
Heute Abend würde sie bereits im Flugzeug Richtung Heimat sitzen, und dieser kranke Bastard bekam keine Chance mehr, sein mieses Spiel mit ihr zu treiben. Ihre Aufgabe war erfüllt, sogar gründlicher als verlangt. Warum hatte sie dann das Gefühl, wegzulaufen? Weil es in Wahrheit eine Flucht war. Sie musste Platte City, Nebraska, verlassen, ehe der Killer ihrer bereits angeschlagenen Psyche den Rest gab. Auf dem Badezimmerboden kauernd war ihr das bewusst geworden.
Sie musste umgehend abreisen, heute noch - solange sie sich als Herrin der Lage betrachtete. Sie würde noch ein paar Spuren zusammenfügen und sich dann aus dem Staub machen, ehe sie zu zerbrechen begann.
Sie wollte noch rasch ein Telefonat erledigen, während sie wartete, dass der Computer sie mit der anderen Leitung verband. Sie fand die entsprechende Nummer, wählte und bald meldete sich eine tiefe Männerstimme: „Pastorat St. Margaret.“
„Pater Francis bitte.“
„Wen soll ich melden?“
Sie war nicht sicher, ob die Stimme Ray Howard gehörte. „Hier ist Spezialagentin Maggie O‘Dell. Spreche ich mit Mr. Howard?“
Es entstand eine kurze Pause. Anstelle einer Antwort sagte er: „Einen Moment bitte.“
Es dauerte einige Momente, und sie sah auf ihren Monitor. Die Verbindung war endlich hergestellt. Das königsblaue Logo von Quantico blinkte auf.
„Maggie O‘Dell, was für eine Freude, mit Ihnen zu sprechen“ , meldete sich Pater Francis’ mit seiner hohen Singsangstimme.
„Pater Francis, ich würde Ihnen gern noch einige Fragen stellen.“
„Ja, natürlich.“ Es gab ein leises Klicken.
„Pater Francis?“
„Ich bin noch da.“
Und außer ihm noch jemand. Sie stellte die Frage trotzdem. Sollte der Lauscher nur schwitzen. „Was können Sie mir über das Sommerlager der Kirche erzählen?“
„Das Sommerlager? Das ist eigentlich Pater Kellers Projekt. Sie sollten mit ihm darüber sprechen.“
„Ja, natürlich. Das werde ich. War das Sommerlager seine Initiative, oder veranstaltete St. Margaret es schon immer?“
„Pater Keller begann damit, als er hier anfing. Ich glaube, das war im Sommer 1990. Es wurde sofort ein Erfolg. Natürlich hatte er Übung, er hatte schon in seiner vorherigen Gemeinde Sommerlager veranstaltet.“
„Wirklich? Wo war das?“
„Oben in Maine. Warten Sie, gewöhnlich habe ich ein gutes Gedächtnis. Irgendwas mit Wood. Wood River. Ja, Wood River in Maine. Wir hatten Glück, Pater Keller zu bekommen.“
„Ja, da bin ich mir sicher. Ich freue mich schon darauf, mit ihm zu sprechen. Danke für Ihre Hilfe, Pater.“
„War das bereits alles, Agentin O‘Dell?“
„Ja, Sie waren sehr hilfreich.“
„Ich fragte mich gerade, ob Sie die Antworten auf Ihre Fragen zu Ronald Jeffreys gefunden
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