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Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Titel: Maggie O´Dell 02 - Das Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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beweisen empfand sie nicht als Triumph. Ihr war nur schwindelig und übel. Es kam ihr plötzlich stickig warm vor im Raum. Was war nur los mit ihr? Ihr war an Tatorten seit den Anfangstagen ihrer Laufbahn nicht mehr schlecht geworden. Und nun versuchte ihr Magen zum zweiten Mal in einer Woche gegen sie zu rebellieren.
    „Keith, wie groß ist die Chance, dass das hier eine Reinigungslösung ist? Das Haus steht zum Verkauf. Es riecht, als wäre es kürzlich gründlich geschrubbt worden.“
    „Geschrubbt worden ist es allerdings. Jemand hat versucht, das hier wegzukriegen.“
    „Aber Luminol kann empfindlich auf Bleichmittel reagieren“, wandte sie ein. „Vielleicht hat das örtliche Reinigungsunternehmen alles geschrubbt, einschließlich der Wände.“ Warum zweifelte sie es an, obwohl sie eine unruhige, schlaflose Nacht voll gespannter Erwartung hinter sich hatte, überzeugt, genau das hier zu finden? Warum wollte sie glauben, dass die Streifen und Verwischungen von einer übereifrigen Putzkolonne stammten?
    „Im Wandschrank steht einiges an Reinigungsmitteln. Mopp, Eimer, Schwämme und Flüssigreiniger. Die riechen wie das Zeug, das hier benutzt wurde. Nichts davon enthält Bleichmittel“, konterte Ganza. „Ich habe es überprüft. Außerdem, niemand hinterlässt beim Putzen solche Handabdrücke.“
    Maggie zwang sich, auf die Abdrücke zu schauen, ehe sie verschwanden. Die schmalen Finger wirkten lang gezogen, da sie nach der Wand gegriffen, sich vergeblich festgekrallt hatten und daran hinabgeglitten waren. Sie schloss die Augen gegen die Bilder, dieihr Gehirn automatisch produzierte. Wenn sie nur wollte, konnte sie die Szene genau, wie in Zeitlupe, vor sich sehen.
    „Bereit, Maggie?“ Keith Ganzas Stimme schreckte sie auf. Er war neben ihr, als der Raum wieder dunkel wurde. „Nehmen wir uns den Boden von hier zum Bad vor.“
    Mit zitternden Händen hielt sie die Sprühflaschen fest. Zum Glück konnten es weder Keith noch Tully sehen. Sie zwang sich zur Ruhe und überlegte, in welcher Richtung das Bad lag und wie weit es entfernt war. Sobald sie sich in der Gewalt hatte, begann sie zu spritzen und hielt seitwärts gehend den Sprühnebel von ihren Füßen weg. Sie erreichte die Badezimmertür, als der Boden aufzuleuchten begann wie eine Startbahn. Lang gezogene Abdrücke schleifender Füße folgten ihr.
    „Oh mein Gott!“ hörte sie Tully aus einer dunklen Ecke raunen und hätte ihn am liebsten angefahren, er solle den Mund halten. Sein Entsetzen ging ihr auf die Nerven, weil es ihres verstärkte.
    Ganza richtete den roten Punkt auf den Boden und verfolgte die Spur, die von blutigen, über das Parkett schleifenden Füßen hinterlassen worden war. Maggie wischte sich Haarsträhnen zurück und Schweiß von der Stirn. War Jessica bewusstlos gewesen, als er sie ins Bad gebracht hatte? Sie musste viel Blut verloren haben, als sie sich so wehrte, wie die Spuren an der Wand andeuteten. Maggie fragte sich, ob sie bei Bewusstsein gewesen war, als Stucky sie in den Whirlpool gehoben und ihr erzählt hatte, was er ihr Schreckliches antun würde. War sie tot oder lebendig gewesen, als er zu schneiden begonnen hatte?
    „Machen wir hier eine Pause“, sagte Keith. „Agent Tully, schalten Sie das Licht ein.“
    Maggie blinzelte gegen die plötzliche Helligkeit, erleichtert über die Unterbrechung ihres gedanklichen Abstiegs in die Tiefen der Hölle. Wenn sie es wollte, würde sie Jessicas Schreien und Flehenhören. Ihr Erinnerungsvermögen war angefüllt mit Hörbeispielen schieren Terrors. Das würde sie niemals vergessen, gleichgültig, wie viele Jahre vergingen.
    „Agentin O’Dell?“
    Sie fuhr zusammen, da Tully plötzlich vor ihr stand, schaute sich um und entdeckte Keith in der Ecke hantieren. Erst jetzt merkte sie, dass er ihr die Sprühflaschen abgenommen hatte und sie wieder auffüllte.
    „Agentin O’Dell, ich muss mich entschuldigen.“ Tully hatte sein Jackett ausgezogen und die Hemdsärmel ungleichmäßig aufgekrempelt. Er knöpfte sich den Kragen auf und lockerte die Krawatte. „Ich war überzeugt, hier wäre nichts. Ich komme mir wie ein kompletter Idiot vor.“
    Maggie sah ihn verblüfft an und konnte sich nicht erinnern, wann sich das letzte Mal jemand von der Behörde bei ihr entschuldigt und einen Fehler eingeräumt hatte. War dieser Typ echt? Anstatt verlegen herumzudrucksen, schien es ihm aufrichtig Leid zu tun.
    „Ich muss gestehen, Agent Tully, ich habe einfach aus Instinkt, sozusagen aus

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