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Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Titel: Maggie O´Dell 02 - Das Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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zusammen. Sie hatte schon lange keinen Appetit mehr gehabt. Dieser plötzliche Heißhunger war neu und musste genossen werden. Sie würde sich mit einer Salami-Peperoni-Käse-Pizza voll stopfen. Allerdings erst, nachdem sie mehrere Liter Wasser getrunken hatte.
    Das T-Shirt klebte ihr am Leib. Ehe sie Pizza bestellte, würde sie schnell eine erfrischende Dusche nehmen. Miss McGowan - Tess - hatte versprochen, alle Formalitäten mit dem Wasser- und Elektrizitätswerk für sie zu erledigen. Sie hatte es nicht mehr überprüft, hoffentlich war alles in Ordnung. Sie verließ sich nur ungern auf andere, was in letzter Zeit aber unumgänglich gewesen war. Angefangen bei Möbelpackern über Immobilienmakler bis zu Anwälten und Bankiers hatte sie Hilfe in Anspruch nehmen müssen. Hoffentlich war das Wasser wirklich angestellt. Bisher hatte Tessjedoch alle Versprechen eingehalten. Es bestand fairerweise kein Grund, jetzt an ihr zu zweifeln. Tess hatte sich überhaupt sehr angestrengt, diesen eiligen Kauf glatt über die Bühne zu bringen.
    Maggie rückte die Kisten auf die andere Hüfte und fand den Türknauf. Sie zog die Tür auf, manövrierte sich vorsichtig hindurch, doch trotzdem fielen ihr einige CDs und Bücher auf die Eingangsstufen. Sie blickte hinab und sah Frank Sinatra sie durch die zerbrochene Plastikhülle anlächeln. Greg hatte ihr die CD vor etlichen Jahren zum Geburtstag geschenkt, obwohl er wusste, dass sie Sinatra hasste. Dieses Geschenk war irgendwie symptomatisch für ihre gesamte Ehe gewesen. Die Erinnerung an den verbalen morgendlichen Schlagabtausch war noch ärgerlich frisch. Glücklicherweise war Greg früh zur Arbeit gefahren und hatte etwas von vielen Baustellen auf der Interstate gebrummelt.
    Heute Abend würde er triumphieren, wenn er ihre Sachen in dem fehlenden Karton durchsehen konnte. Er würde das als sein Recht betrachten, zumal sie rein juristisch immer noch seine Frau war. Und mit ihm zu argumentieren, wenn er den Anwalt herauskehrte, hatte sie längst aufgegeben.
    Der neue Lack ihres Parkettbodens glänzte im Nachmittagssonnenschein. Sie hatte im ganzen Haus nicht einen einzigen Teppich. Durch einen weichen Bodenbelag wurden Schritte zu leicht gedämpft.
    Die Fensterwand hatte den Ausschlag gegeben für den Hauskauf, obwohl sie vom Sicherheitsstandpunkt betrachtet ein Albtraum war. Okay, also nicht mal FBI-Agenten handelten immer rational. Jedes der Sprossenfenster steckte jedoch in einem schmalen Rahmen, durch den sich nicht mal Houdini gequetscht hätte. Die Schlafzimmerfenster waren etwas anderes. Aber um die erste Etage zu erreichen, brauchte man eine lange Leiter, und außerdem hätten äußere und innere Alarmanlage Fort Knox zur Ehre gereicht.
    Vom Wohnraum gelangte man in einen Wintergarten mit noch mehr Fenstern, die von der Decke bis fast auf den Boden reichten. Obwohl sie ebenfalls schmal waren, nahmen sie drei der vier Wände ein. Der Sonnenraum erstreckte sich in einen üppig grünen Garten hinein, auf den man von hier einen wunderbaren Blick hatte. Es war ein farbenfrohes, mit Bäumen bepflanztes Märchenland, voller Apfel- und Kirschblüten, kräftigen Hartriegelbüschen und einem Teppich aus Tulpen, Narzissen und Krokussen. Von so einem Garten hatte sie geträumt, seit sie zwölf war.
    Doch damals, als sie mit ihrer Mutter nach Richmond gezogen war, konnten sie sich nur ein kleines, stickiges Apartment in der zweiten Etage leisten, das nach abgestandener Luft, Zigarettenrauch und den Körperausdünstungen fremder Männer stank, die ihre Mutter über Nacht mitbrachte. Dieses Haus hier erinnerte sie an ihre wirkliche Kindheit, an das Haus in Wisconsin, in dem sie vor dem Tod ihres Vaters gelebt hatten, ehe sie vorzeitig erwachsen und Betreuerin ihrer Mutter werden musste. Jahrelang hatte sie sich nach einem Haus wie diesem gesehnt, nach viel frischer Luft, viel Platz und am wichtigsten - ausreichend Abgeschiedenheit.
    Der Garten fiel in leichter Hanglage bis zu einem dichten Gehölz ab, das eine Steilkante säumte. Darunter plätscherte über Felsen ein kleiner Fluss. Sie konnte den Fluss vom Haus aus nicht sehen, hatte ihn jedoch gründlich inspiziert. Er gab ihr ein Gefühl der Sicherheit. Wie ein Wassergraben bildete er eine natürliche Barriere, was durch eine Reihe Schulter an Schulter aufrecht wachsender Pinien noch betont wurde, die dastanden wie Wachsoldaten.
    Derselbe Fluss war für die vorherigen Hausbesitzer mit ihren zwei kleinen Kindern zum Problem geworden.

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