Maggie O´Dell 02 - Das Grauen
nicht. Ich meine, ich kenne sie nicht besonders gut.“
„Aber gut genug, sie zu vögeln, was?“ schlug Manx in die Kerbe und spielte weiterhin den bösen Polizisten.
Maggie ignorierte ihn, doch Will Finley warf ihm einen schuldbewussten Blick zu. Manx hatte Recht, der Junge wollte etwas verbergen, jedoch kein Verbrechen, sondern seine Affäre mit Tess.
„Wo haben Sie die Nacht zusammen verbracht?“
„Hören Sie, ich kenne meine Rechte, und ich weiß, dass ich diese Frage nicht beantworten muss.“ Er klang jetzt defensiv. Maggie verübelte es ihm nicht, zumal Manx ihn behandelte wie einen Verbrecher.
„Nein, Sie müssen keine meiner Fragen beantworten. Ich dachte nur, Sie würden uns vielleicht gerne helfen, sie zu finden“, versuchte sie ihn sanft zu überreden.
„Ich vermag nicht einzusehen, wie es Ihnen bei der Suche helfen soll, wenn ich Ihnen sage, wo und wann wir was in jener Nacht gemacht haben.“
„He, Kleiner, du hast ‘ne ältere Frau gebumst, du solltest die Chance nutzen, über Details zu reden.“
Maggie stand auf und wandte sich Manx zu. Sie versuchte ruhig zu bleiben und ihre Ungeduld zu zügeln.
„Detective Manx, hätten Sie etwas dagegen, wenn ich kurz allein mit Mr. Finley rede?“
„Ich halte das für keine gute Idee.“
„Und warum nicht?“
„Nun.“ Manx zögerte, während er sich einen Grund ausdachte. Sie konnte seine rostigen Gehirnzellen praktisch knirschen hören. „Es könnte nicht sicher genug für Sie sein, wenn ich Sie beide allein lasse.“
„Ich bin eine erfahrene FBI-Agentin, Detective Manx.“
„Sie kleiden sich nicht wie eine“, erwiderte er und ließ den Blick bewusst an ihr hinabwandern.
„Wissen Sie was? Ich riskiere mein Glück mit Mr. Finley.“ Sie sah sich zu den Beamten um. „Gentlemen, Sie können bestätigen, dass ich das gesagt habe.“
Manx zögerte, winkte dann aber die beiden Uniformierten aus dem Raum. Er folgte ihnen, nicht jedoch ohne Finley einen warnenden Blick zuzuwerfen.
„Ich würde mich für Detective Manx entschuldigen, aber das hieße ja, dass sein Verhalten entschuldbar ist, und das ist es ehrlich gesagt nicht.“
Sie setzte sich seufzend und rieb sich abwesend die Augen. Als sie Will Finley ansah, lächelte der.
„Mir ist gerade klar geworden, wer Sie sind.“
„Wie bitte?“
„Wir haben einen gemeinsamen Freund.“
Die Tür öffnete sich wieder. Maggie sprang auf und wollte Manx anfahren. Es kam jedoch einer der beiden Uniformierten, und seine Miene war bedauernd.
„Verzeihen Sie, aber der Anwalt des Verdächtigen ist gerade gekommen. Er besteht darauf, ihn zu sprechen, ehe weitere Fragen ...“
„Sie sollten ihn überhaupt nicht befragen“, unterbrach ihn eine Stimme aus dem Flur. „Zumindest nicht ohne die Gegenwart seines Anwalts.“ Nick Morrelli drängte sich an dem Beamten vorbei in den Raum. Sein Blick fiel sofort auf Maggie, und seine zornige Miene wich einem Lächeln. „Bei Gott, Maggie, wir müssen aufhören, uns so zu treffen.“
52. KAPITEL
Harvey begrüßte Nick an der Tür zähnebleckend und mit einem beeindruckenden Knurren. Maggie lächelte über Nicks Verblüffung, immerhin hatte sie ihn gewarnt.
„Ich habe dir gesagt, dass ich meinen eigenen privaten Leibwächter habe. Platz, Harvey. Genau genommen sind wir Lebensgefährten.“ Sie tätschelte dem Hund den Kopf, der sofort freudig mit dem Schwanz wedelte. „Harvey, das ist Nick. Er gehört zu den Guten.“
Nick hielt ihm eine Hand zum Beschnüffeln hin. Innerhalb von Sekunden hatte Harvey beschlossen, dass Nick eine königliche Behandlung verdiente und bohrte ihm die Schnauze in den Schritt. Maggie zog ihn lachend am Halsband zurück, und auch Nick war eher amüsiert als verlegen.
„Wie ich sehe, lässt du auch andere Dinge von ihm überprüfen.“
Die zweideutige Bemerkung traf sie unvorbereitet und brachte sie ein wenig in Verlegenheit. Um es vor Nick zu verbergen, führte sie Harvey in den Wohnraum.
„Ich bin erst letzte Woche eingezogen und habe noch nicht viele Möbel. Wenigstens habe ich gestern Abend spät noch ein paar Vorhänge aufgehängt.“
„Maggie, das Haus ist ja unglaublich“, schwärmte Nick, wanderte in den Wintergarten und schaute ins Grüne. „Ziemlich abgeschieden. Wie sicher ist das für dich?“
Sie blickte vom Einstellen der Alarmanlage auf. „So sicher wie überall. Cunningham lässt mich vierundzwanzig Stunden überwachen. Hast du nicht den Van vom Kabel-TV unten an der Straße gesehen?
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