Maggie O´Dell 02 - Das Grauen
Cunningham tut so, als wäre das eine Falle für Stucky. Mir ist aber klar, dass er in erster Linie versucht, mich zu beschützen.“
„Das klingt, als wärst du skeptisch.“
Sie öffnete die Jacke und zeigte ihm den Revolver im Schulterholster. „Im Moment verlasse ich mich nur auf das da.“
Er lächelte. „Mein Gott, wie mich das antörnt, wenn du mir deine Waffe zeigst.“
Sein freches Flirten ließ ihr die Wangen warm werden, und sie wandte den Blick ab. Ihre Befangenheit in Nicks Gegenwart begann sie zu ärgern. War es ein Fehler gewesen, ihn hierher einzuladen? Vielleicht hätte sie ihn besser mit Will nach Boston zurückgeschickt.
„Ich sehe mal nach, ob ich genug für ein Dinner im Haus habe. Gewöhnlich habe ich nur die Grundnahrungsmittel da.“ Sie zog sich in die Küche zurück, nicht sicher, was sie tun sollte, falls er es nicht beim Flirten beließ. Würde sie vernünftig bleiben können? „Würde es dir etwas ausmachen, Harvey in den Garten auszuführen?“
„Nein, überhaupt nicht.“
„Seine Leine hängt an der Hintertür. Drück den grünen Leuchtknopf an der Alarmanlage.“
„Das hier gleicht ein bisschen dem Leben in einem Fort.“ Er deutete auf die Sensoren der Alarmanlage. „Fühlst du dich wohl damit?“
„Mir bleibt wohl keine Wahl, oder?“
Er zuckte die Achseln und sah ihr in die Augen. Sie bemerkte seine Hilflosigkeit und zugleich den Wunsch, etwas für sie tun zu können.
„Das gehört zu meinem Job, Nick. Viele Profiler leben in umzäunten Wohnvierteln oder in Häusern mit aufwändigen Alarmanlagen. Nach einer Weile gewöhnt man sich daran, eine geheime Telefonnummer zu haben und in keinem Adressbuch aufgelistet zu sein. So ist mein Leben, und genau damit wollte Greg sich nicht abfinden. Vielleicht war das auch zu viel verlangt.“
„Nun ja, Greg ist ein Narr“, erwiderte er und befestigte die Leine an Harveys Halsband. Der Hund leckte ihm in freudiger Erwartung die Hand. „Andererseits betrachte ich Gregs Verlust als meinen Gewinn.“ Er lächelte sie an, drückte den grünen Knopf und ließ sich von Harvey in den Garten ziehen.
Maggie sah ihm nach und fragte sich, wieso dieser schlanke, athletische Mann mit den charmanten Grübchen in den Wangen Gefühle in ihr wecken konnte, die sie seit Jahren nicht gehabt hatte. War das nur körperliche Anziehung, regte er lediglich ihren Hormonhaushalt an?
Als sie Nick letzten Herbst in Platte City kennen gelernt hatte, war er ein Sheriff mit Playboyimage gewesen. Zuerst hatte sie sich nur geärgert, dass sie sich von seinem Charme und dem guten Aussehen so angezogen fühlte. Im Verlauf einer beängstigenden, strapaziösen Woche hatte sie dann allerdings einen mitfühlenden, verantwortungsvollen Mann kennen gelernt, dem es wirklich darauf ankam, das Richtige zu tun.
Ehe sie Nebraska seinerzeit verließ, hatte er ihr seine Liebe gestanden. Sie hatte das abgetan wie die eigenen verwirrenden Gefühle, die man nun mal entwickelt, wenn man gemeinsam eine Krise durchmacht. In Kansas City hatte er wiederholt, dass sie ihm immer noch viel bedeutete. Da er jetzt wusste, dass sie in Scheidung von Greg lebte, fragte sie sich, was er vorhatte. Bedeutete sie ihm wirklich etwas, oder war sie nur eine weitere Eroberung für ihn?
Im Grunde war das gleichgültig. Ihr fehlte im Moment die Energie, sich ernsthaft mit einer möglichen Beziehung zu befassen. Sie musste sich auf ihren Fall konzentrieren, bei dem nur Verstand und Instinkt gefragt waren, nicht ihr Herz. Noch wichtiger war für sie die Überlegung, dass sie sich nicht zu sehr an einen Menschen hängen sollte, den Stucky ihr im Bruchteil einer Sekunde nehmen konnte.
Die Befürchtung, dass Stucky auch Gwen ins Visier nehmen könnte, war belastend genug. Allerdings glaubte sie nicht, dass sie sich um Gwen bereits ernsthaft Sorgen machen musste. Im Kollegenkreis herrschte Einigkeit, dass Stucky sich vorerst an Frauen hielt, mit denen sie nur flüchtig Kontakt hatte, damit er unberechenbar blieb. Außerdem gestattete sie nur wenigen Menschen, ihr wirklich nahe zu kommen. Nach Gwens Meinung war das eine Folge des nicht verarbeiteten Verlustes ihres Vaters. Was für ein Haufen Psychogequatsche. Gwen behauptete weiter, sie gebe sich gegenüber Freunden und Mitarbeitern emotional unantastbar, und deutete das als Angst vor Intimität, dabei hielt sie lediglich professionelle Distanz.
„Wenn du niemand an dich heranlässt, kann er dir auch nicht wehtun“, hatte Gwen sie in ihrem
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