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Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Titel: Maggie O´Dell 02 - Das Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Kolonialstil in tadellosem vorzeigbaren Zustand war.
    Sie prüfte noch einmal ihr Äußeres im Spiegel. Seit wann waren die Linien um Augen und Mund so deutlich sichtbar? Zum ersten Mal sah sie so alt aus, wie sie war. Sie ermahnte sich, nicht zu vergessen, dass sie Jahre gebraucht hatte, beruflich so weit zu kommen, und Daniel ein wichtiger Teil des Puzzles war, aus dem sich ihre neue Persönlichkeit als berufstätige Frau zusammensetzte. Er verlieh ihr Glaubwürdigkeit. Das durfte sie jetzt nicht aufs Spiel setzen. Warum also dachte sie ständig an Will Finley im blauen Handtuch um die Hüften, schlank und attraktiv, der ungeahnte Gefühle in ihr weckte?
    Kopfschüttelnd nahm sie ihre Aktentasche, stieg aus undschlug die Autotür so fest zu, dass das Echo durch das ruhige Viertel hallte. Als Entschädigung ging sie leise auf das Haus zu und vermied es, mit den hohen Absätzen zu klappern.
    Das Haus wurde seit über acht Monaten angeboten, doch in den letzten drei hatte sich kaum jemand dafür interessiert. Die Verkäufer beharrten auf ihrer Preisvorstellung. Wie bei vielen Häusern am Rande von Newburgh Heights schien Geld für die Besitzer keine Rolle zu spielen. Was Verhandlungen schwierig machte.
    Tess ging zur Metalltür, um das Sicherheitsschloss zu öffnen, doch der Schlüssel drehte sich zu leicht. Der Sicherheitsriegel klickte nicht. Die Tür war nicht abgeschlossen, und als sie das Foyer betrat, merkte sie, dass die Alarmanlage ausgeschaltet war.

31. KAPITEL
    „Verdammt!“ schimpfte Tess leise und betätigte den Lichtschalter. Strom war vorhanden, Stromausfall erklärte das Versagen der Alarmanlage also nicht.
    Sie nahm sich vor nachzuprüfen, welcher Makler das Haus zuletzt gezeigt hatte. Sie hätte darauf gewettet, dass es einer der Halbgescheiten von Peterson Brothers war. Die vergaßen ständig so wichtige Dinge wie das Einschalten der Alarmanlage und hatten das Berufsethos von Zuhältern. In letzter Zeit kursierten Gerüchte, einer von Peterson Brothers nutze leer stehende Häuser für schlüpfrige Sexparties.
    Tess erinnerte sich plötzlich, dass dieses Haus ein besonders großes Haupt-Schlafzimmer und ein Bad mit Lichtkuppel hatte. Hoffentlich herrschte da nicht das reine Chaos.
    Sie sah auf ihre Armbanduhr. Noch fünfzehn Minuten. Sie stellte die Aktentasche in einer Ecke des Wohnraumes ab, schob sich die Ärmel ihres Jacketts hoch und stieg die Treppe hinauf. Unterwegs hielt sie kurz inne, um die hochhackigen Pumps abzuschütteln.
    Auf solche Kontrollgänge konnte sie verzichten, besonders heute Morgen, da ihre Nerven durch die Flucht aus Daniels Bett ohnehin strapaziert waren. Etwa jetzt würde er in seinem Büro ankommen. Sie hatte ihr Handy bewusst im Auto gelassen. Wie sie Daniel kannte, würde er anrufen, um sie auszuschimpfen.
    Sie war auf halber Treppe, als sich die Eingangstür öffnete. Er war früh dran. Auch das noch. Sie zupfte die Ärmel wieder zurecht, suchte die Pumps und zog sie an. Am Fuß der Treppe angelangt, sah sie einen großen, dunkelhaarigen Mann durch das geräumige Wohnzimmer wandern. Ohne Fensterdekoration fiel die Sonne gleißend in den Raum und umstrahlte ihn.
    „Hallo?“
    „Ich weiß, ich bin ein wenig früh.“
    „Ist schon in Ordnung.“ Tess ließ sich ihre Verärgerung nicht anmerken und wünschte nur, sie hätte das große Schlafzimmer kontrollieren können.
    Er drehte sich um, und erst da bemerkte sie den weißen Stock. Sofort fragte sie sich, wie er hergekommen war. Ein Blick aus dem Fenster verriet, dass kein zweites Fahrzeug in der halbrunden Zufahrt parkte.
    Sie schätzte ihn auf Mitte bis Ende dreißig. Obwohl sie es schwierig fand, jemand einzuschätzen, dessen Augen sie nicht sehen konnte. Seine Ray-Ban-Sonnenbrille hatte besonders dunkle Gläser. Sie bemerkte sein Designer-Seidenhemd mit offenem Kragen, die teure Lederjacke und die gut gebügelten Leinenhosen und ertappte sich bei dem Gedanken, dass alles zusammenpasste.
    Seine Gesichtszüge waren ansprechend, aber scharf, mit einem kantigen Kinn, das zu gespannt wirkte, und schmalen, aber nett geschwungenen Lippen und betonten Wangenknochen. Er hatte am Haaransatz in der Stirn eine kleine Spitze, und das dichte dunkle Haar war kurz geschnitten.
    „Ich bin Walker Harding“, sagte er. „Sind Sie die Maklerin, mit der ich telefoniert habe?“
    „Ja, ich bin Tess McGowan.“ Sie streckte ihm die Hand hin und zog sie verlegen rasch zurück, als ihr bewusst wurde, dass er es nicht sehen konnte.
    Er

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