Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magic Cleaning

Magic Cleaning

Titel: Magic Cleaning Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Kondo
Vom Netzwerk:
Stück für Stück weg. Über drei Monate hinweg hatte ich mehr als zehn Müllsäcke zur Altkleidersammlung gebracht. Ehrlich gesagt, in den meisten Fällen fiel es tatsächlich nicht auf. Eine Weile hatte ich meinen Frieden. Da ich aber so viel wegwarf, waren dann doch ein oder zwei Dinge darunter, die irgendwann vermisst wurden.
    Kam die Sprache auf das Thema, war meine Reaktion immer ziemlich gemein. Wenn es heißt «Wo ist denn die braune Jacke mit dem hohen Kragen?», antwortete ich mit unschuldiger Miene: «Keine Ahnung.» Verdächtigungen wie «Marie, du hast sie bestimmt einfach weggeworfen!» parierte ich heuchlerisch: «Aber nein, wie kommst du denn dadrauf!?» Sah ich dann ein Schulterzucken à la «Gut, dann wird sie wohl irgendwo sein», schloss ich daraus, dass es in Ordnung war, die Jacke wegzuwerfen. In den Fällen, in denen sich das Verschwinden nicht mehr leugnen ließ («Sie muss doch hier irgendwo sein. Vor zwei Monaten habe ich sie noch mit eigenen Augen gesehen!»), ging ich zum Gegenangriff über: «Die Jacke brauchtest du doch sowieso nicht mehr! Freu dich, dass das olle Teil weg ist.» Anstatt mich zu entschuldigen, dachte ich nur, dass ich es schließlich für jemanden, der nicht wegwerfen kann, getan hatte – und regte mich nicht weiter auf. Im Rückblick finde ich das sehr arrogant und selbstgerecht.
    Nach einer weiteren üblen Wegwerfaktion wurde ich von der ganzen Familie ausgeschimpft und bekam Aufräumverbot. Doch bereits in den Wochen davor fühlte ich mich immer schlechter und schuldiger wegen meiner Manie und wünschte mir nichts sehnlicher, als dass jemand meinem Treiben endlich einen Riegel vorschieben würde. Denn Dinge, die einem nicht gehören, eigenmächtig wegzuwerfen, das geht definitiv zu weit. Insofern kann ich alle Ordnungsfanatiker nur warnen! Zwar wird es in den meisten Fällen gar nicht auffallen, dass plötzlich Dinge fehlen. Doch das gestörte Vertrauensverhältnis in der Familie oder auch unter Freunden, wenn es doch herauskommt, ist es einfach nicht wert. Hinter dem Rücken eines Menschen zu agieren und ihn dann auch noch zu belügen ist zutiefst unwürdig.
    Nun werden Sie sich vielleicht fragen, ob Sie für alle Zeiten den Schlamp und Schlendrian in Ihrer Familie ertragen müssen. Nein, müssen Sie nicht. Es gibt eine sehr gute Methode, Ihren Lieben die Abneigung gegen das Aufräumen zu nehmen.
    Nachdem nun das Aufräumverbot verhängt worden war, ging ich in mein Zimmer. Ich sah mich um. Schließlich war das der einzige Ort, der mir zum Aufräumen geblieben war. Dabei fiel mir etwas auf. Selbst in meinem eigenen Schrank fanden sich Blusen, die ich noch nie getragen hatte, und alte T-Shirts, die man nicht mehr anziehen konnte. Außerdem fand ich in meinem Bücherregal einige Bücher, die eigentlich auch schon längst hätten entsorgt werden können. Ich musste mir eingestehen, dass ich genau dieselben Fehler machte, die ich meiner Familie ankreidete. Wie ich so mit meinen (noch leeren) Müllsäcken dastand und mich auf meine eigene Ordnung konzentrierte, spürte ich, dass ich noch eine ganze Menge lernen musste, um eines Tages anderen Menschen beim Aufräumen helfen zu können.
    Etwa zwei Wochen nach diesem Vorfall geschah etwas Bemerkenswertes. Mein älterer Bruder, der zwar immer über zu wenig Platz klagte, aber sich bisher geweigert hatte, etwas wegzuwerfen, begann plötzlich, seine Bücher zu sichten. Dabei entsorgte er an einem einzigen Tag mehr als 200 Exemplare. Daraufhin machten sich meine Eltern und meine jüngere Schwester ebenfalls daran, Stück für Stück ihre Habe, wie etwa Kleidung und Kleinkram, durchzusehen und vieles wegzuwerfen. Es war schon fast gespenstisch, aber unser Haus sah nun aufgeräumter aus – und dies blieb auch so!
    Ordnen Sie ganz selbstverständlich und ohne großes Aufheben darüber zu machen, Ihre eigenen Dinge. Dies ist die beste Methode für den Umgang mit einer Familie, die nicht aufräumen kann oder nicht aufräumen will. Gehen Sie ohne Brimborium einfach mit gutem Beispiel voran. Dann wird der Rest der Familie von selbst die Ärmel hochkrempeln. Sprüche wie «Räum doch mal auf!» oder «Meine Güte, wie sieht es denn hier aus!» können Sie sich sparen. Das kommt Ihnen vielleicht seltsam vor, aber wenn jemand den Anfang macht mit dem Aufräumen, löst dies eine Kettenreaktion aus.
    In aller Stille seinen eigenen Kram aufzuräumen bringt noch eine weitere interessante Veränderung mit sich. Sollten andere

Weitere Kostenlose Bücher