Magic Cleaning
normal sei, solche Mengen wegzuwerfen, kommt eine gewisse Traurigkeit über die Selbständigkeit und das Erwachsenwerden des Sprösslings. Natürlich wissen Eltern, dass der Nachwuchs irgendwann mal flügge werden muss, doch beim Anblick der ausrangierten Kleidchen, Spiele, Stofftiere, der Urlaubserinnerungen und der ehemaligen Geburtstagsgeschenke überkommt sie Wehmut.
Den aussortierten Kram den Eltern
nicht
zu zeigen geschieht also auch aus Rücksicht, aber vor allem dient diese Maßnahme dazu, ein Anhäufen der Dinge innerhalb der Familie zu verhindern. Bis jetzt lebten Ihre Eltern, Geschwister und Verwandten ohne die Dinge, die Sie nun wegwerfen, und dürften diese Dinge wohl kaum vermisst haben. Also seien Sie fair und tragen Sie Sorge, dass niemand Ihre Müllsäcke durchwühlen kann. Sie dürfen sicher sein, dass Ihre Mutter die armen verwaisten Teddybären zu sich nehmen wird – mit dem einzigen Effekt, dass sich damit die Anzahl der sinnlosen Dinge im elterlichen Haushalt nur unnötig erhöht.
Generell ist es keine Seltenheit, dass Mütter Dinge von ihren Töchtern übernehmen, und zwar auch solche, die keinen emotionalen Wert haben. Wenn ich Seminare für Frauen im Alter von 50 plus gebe, höre ich oft von Kleidungsstücken, die irgendwann mal von den Töchtern «weitergereicht», aber letztendlich kaum getragen wurden – und nun entsorgt werden sollen. Meist sind die Teile deswegen im mütterlichen Kleiderschrank gelandet, «weil Mama ja nicht nein sagen kann» und weil «Mama» die Tochter nicht verletzen wollte. Als gute Tochter sollten Sie vermeiden, Ihre Mutter in Bedrängnis zu bringen. Die Liebe zu Ihnen darf für Ihre Mutter nicht zur Belastung werden, indem sie hortet, was längst auf den Müll gehört.
Natürlich ist es nicht schlecht, wenn Familienmitglieder Dinge verwenden, die man selbst nicht oder nicht mehr benutzt. Wenn Sie möchten, könnten Sie vor dem Aufräumen fragen, welche Anschaffungen Ihre Eltern oder Geschwister für die nächste Zeit geplant haben. Falls Sie dann während des Entrümpelns genau diese Dinge finden, dann dürfen Sie sie ruhig verschenken.
Was tun mit der schluderigen Sippe?
K aum habe ich aufgeräumt, lässt meine Familie wieder alles Mögliche herumliegen!» «Mein Mann ist nicht in der Lage, etwas wegzuwerfen. Wie kann ich ihn zum Ausmisten bewegen?» Es ist in der Tat ärgerlich, wenn wir selbst ein perfekt aufgeräumtes Haus anstreben, aber die Menschen, mit denen wir zusammenleben, keine Ordnung halten können. Ich kenne dieses Problem aus eigener Erfahrung – und habe bei der Suche nach einer Lösung einige Rückschläge einstecken müssen.
Während meiner fast schon militanten Aufräumphasen fand ich nicht nur mein eigenes Zimmer zu unordentlich, nein, ich hatte auch eine Menge an den Zimmern meiner Geschwister und den Gemeinschaftsräumen der Familie auszusetzen. Dass Eltern, Bruder und Schwester Aufräummuffel waren, störte mich sehr. Als schlimmsten Krisenherd identifizierte ich den in der Mitte des Hauses befindlichen Schrank. Ein riesiges Monstrum, begehbar, von der ganzen Familie genutzt. Meiner Ansicht nach waren mehr als die Hälfte der Dinge darin überflüssig – und damit mir ein Dorn im Auge. Die vielen Kleider meiner Mutter, die ich sie noch nie hatte tragen sehen. Die eindeutig aus der Mode gekommenen alten Anzüge meines Vaters. Die Kisten voller Comics meines Bruders, die sich auf dem Boden stapelten.
Wenn ich dann in einem günstigen Moment fragte: «Das braucht ihr doch nicht mehr, oder?», so lautete die Antwort stets «Doch, doch, das benutze ich noch» oder «Kommt eh demnächst weg». Allerdings machten sie nie wirklich Anstalten, die Sachen auszusortieren. So seufzte ich jedes Mal, wenn ich in den Schrank sah: «Wie kommt es, dass meine Familie sinnlose Dinge hortet, obwohl ich das Haus ordentlich aufgeräumt haben möchte und mir so viel Mühe gebe?» Da ich allerdings schon eine echte Fanatikerin geworden war, ließ ich mich nicht entmutigen.
Die Strategie, die ich mir zur Lösung des Problems ausgedacht hatte, bestand darin, die Dinge heimlich wegzuwerfen. Zunächst bestimmte ich anhand des Geruchs, der Menge an Staub und des allgemeinen Aussehens, welche Sachen über einen langen Zeitraum hinweg nicht mehr benutzt worden waren. Diese verschob ich in die hinterste Ecke des Schrankes und beobachtete, was in den nächsten Tagen geschah. Wenn keines der Familienmitglieder bemerkte, dass sie verschwunden waren, warf ich sie
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