Magic Cleaning
abgesehen von ihrem emotionalen Wert), sodass hier der Schwierigkeitsgrad entsprechend hoch ist. Deshalb stellen wir diese Kategorie zunächst zurück und nehmen sie erst gegen Ende des Aufräumprozesses in Angriff. Besonders Fotos tauchen während des Aufräumens in größeren Mengen und oft auch an ungeahnten Stellen (zwischen Büchern und Dokumenten etc.) auf, sodass es am besten ist, sie ganz zum Schluss zu sortieren.
Das bedeutet, dass die grundlegende Reihenfolge für ein reibungsloses Ausmisten und Aufräumen so aussieht: erst Kleidung, dann Bücher, Schriftstücke, Kleinkram und ganz zuletzt Erinnerungsstücke. Glauben Sie mir, damit fahren Sie am besten. Räumen wir in dieser Reihenfolge auf, so trainieren wir ganz nebenbei unsere Fähigkeit, das Gefühl der Erfüllung und des Glücks zu spüren. Wandeln Sie die Reihenfolge nicht ab, Sie würden dadurch in Ihren Entscheidungsprozessen nur langsamer werden. Finden Sie nicht auch, dass man keine Zeit damit verschwenden sollten, alternative Reihenfolgen auszuprobieren, die am Ende doch nicht das gewünschte Resultat bringen?
Zeigen Sie nie Ihrer Familie, was Sie wegwerfen wollen
W enn wir zügig und in einem Rutsch entrümpeln, bleibt es nicht aus, dass sich die Müllsäcke nur so stapeln. Das ist schön, denn es dokumentiert den Erfolg der Aktion, birgt aber auch eine gewisse Gefahr, vor der ich Sie so eindringlich warnen möchte wie vor einem Erdbeben: dem Auftritt eines Sammlers von unnötigen, aber geliebten Dingen mit dem Namen Mutter!
Ich möchte Ihnen die Geschichte von Frau M. ( 23 Jahre alt, Single) erzählen. Frau M., die immer noch mit ihrer vierköpfigen Familie zusammenlebt, bewohnt seit 15 Jahren dasselbe Zimmer im Haus ihrer Eltern. Da sie Kleidung liebt, hatte sie alle ihre Schuluniformen aufgehoben. Dazu kamen Sonderstücke wie die T-Shirts der jährlichen Schulfeste, alles fein säuberlich in Kisten verpackt. Doch damit nicht genug. Der kleine Raum war bis unter die Decke vollgestopft mit allem möglichen Zeug. Man konnte kaum noch treten. Wir brauchten fünf Stunden, um dieses Chaos aufzuräumen. Schließlich waren insgesamt 15 Müllsäcke (davon acht mit Kleidung) zusammengekommen sowie 200 Bücher und diverse andere Dinge (Stofftiere, Bastelarbeiten aus dem Kindergarten etc.).
Wir stapelten die Müllsäcke und Kisten in einer Ecke neben der Tür, sodass man gut sehen konnte, wie viel es war. Und just in dem Moment, als ich sagte: «Jetzt, Frau M., möchte ich Ihnen noch einen Tipp geben für das Wegwerfen. Auf keinen Fall …», da passierte es! Die Tür ging auf, und Frau M.s Mutter kam mit einem Tablett mit Tee und Keksen herein.
Die Mutter staunte: «Na, das sieht ja hier schon ganz anders aus.» Innerlich ahnte ich bereits, was nun gleich kommen würde. Und tatsächlich! Frau M.s Mutter stellte das Tablett ab und wandte sich dann wieder in Richtung Tür. «Was ist denn das?» Sie hatte prompt die Müllsäcke entdeckt. «Wirfst du das etwa weg?», fragte sie und zeigte mit dem Finger auf eine rosafarbene Yogamatte, die an den Haufen gelehnt war. «Ja, ich habe die Matte seit zwei Jahren nicht mehr benutzt», antwortet Frau M., sich tapfer rechtfertigend. «Ich kann sie gut gebrauchen. Oh, und das hier soll auch in den Müll?» Die Mutter begann die aufgetürmten Müllsäcke zu durchstöbern, und in kürzester Zeit hatte sie außer der Yogamatte noch drei Röcke, zwei Blusen, zwei Jacken sowie einige Schreibutensilien herausgekramt und war damit aus dem Zimmer gelaufen. Nach einem beruhigenden Schluck Tee wollte ich wissen: «Wie oft übt denn Ihre Mutter Yoga?» Frau M. zuckte die Schultern. «Ich habe sie noch kein einziges Mal in einer Yogastellung gesehen.» Ich nickte. «Wissen Sie, was ich gerade sagen wollte, als Ihre Mutter hereinkam?» Frau M. sah mich fragend an. «Zeigen Sie nie Ihrer Familie, was Sie wegwerfen wollen.»
Liebe Leserinnen und Leser, ich meine es ernst. Bringen Sie die vollen Müllsäcke nach Möglichkeit selbst auf den Wertstoffhof. Es besteht keine Notwendigkeit, die Familie detailliert davon zu unterrichten, was und wie viel Sie wegwerfen. Ich empfehle Ihnen, vor allem Ihren Eltern – und insbesondere Ihrer Mutter – auf gar keinen Fall zu zeigen, wovon Sie sich trennen. Sie tun ja nichts Schlimmes, also muss auch kein Wort darüber verloren werden. Bedenken Sie, dass der Anblick des Müllbergs, den das eigene Kind angehäuft hat, vielen Eltern großen Stress bereitet. Zu der bangen Frage, ob es noch
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