Magic Cleaning
kreierte. Wir hatten eine unbenutzte Mikrowellen-Drehscheibe gefunden und montierten nun zwei runde Teller so, dass sich der obere Teller drehen ließ wie am Tisch im chinesischen Restaurant. Da die Mikrowelle bereits kaputtgegangen war, hätte man die Drehscheibe auch wegwerfen können, aber als ich sie sah, dachte ich mir, dass man sie vielleicht doch noch sinnvoll verwenden könne. Die Konstruktion mit der Scheibe und den zwei Tellern hatte nun aber eine gewisse Größe und ein gewisses Gewicht, und ich fand lange keinen Ort für ihren Einsatz.
Zu meinem Glück jammerte die Klientin irgendwann: «Ich habe so viele Gewürze und Soßen, dass ich ständig den Überblick verliere.» Als ich dann den Schrank neben dem Spülstein öffnete, war er tatsächlich voller Flaschen. Da ich ja nun unbedingt meine Drehapparatur verwenden wollte, nahm ich die Flaschen heraus und versuchte, mein geniales «Würzkarussell» in das leere Regalfach zu stellen. Es passte perfekt. Als alles wieder eingeräumt war, hatten wir ein überaus schickes Ordnungsutensil, das fast so toll aussah wie im ambitionierten Küchenladen. Wenn man den Drehteller drehte, kam man leicht auch an die hinteren Flaschen heran, also war meine «Erfindung» nützlich. Die Klientin freute sich ebenfalls: «Toll! Ich bin beeindruckt!» Und ich gratulierte mir selbst zu dieser wunderbaren Idee.
Doch wie ich schon bald erkennen musste, war die Idee doch nicht ganz so wunderbar. In der nächsten Unterrichtsstunde überprüfte ich die Küche erneut. Sie war tadellos aufgeräumt – nur in diesem einen Regalfach herrschte Chaos. Als ich mich nach dem Warum erkundigte, erklärte mir die Klientin, dass jedes Mal beim Drehen des Tellers die Flaschen umfielen und teilweise kaputtgingen. Außerdem ließ sich nicht der gesamten Vorrat darauf unterbringen, sodass sie auch um den Drehteller herum Gewürze abstellte und es folglich immer schwieriger wurde, ihn zu drehen.
Aha! Ich hatte verstanden! Vor lauter Überlegungen, wie ich wohl eine beeindruckende Ordnungsmethode einführen könnte, war ich so auf die Verwendung des Drehtellers fixiert, dass ich mir die Flaschen (um die es ja eigentlich ging) gar nicht genauer angesehen hatte. Denn sonst wäre mir aufgefallen, dass es Vorratsflaschen gab und solche, in denen die Mengen für die tägliche Benutzung abgefüllt waren. Die Vorratsflaschen braucht man ja nicht ständig, insofern konnten sie ruhig hinten stehen. Die Drehfunktion war also gar nicht nötig. Hinzu kommt, dass bei der Verwendung von runden Formen generell viel Platz verschwendet wird. Ich musste mir also eingestehen, dass der Drehteller von Anfang an nicht für das Ordnen und Verstauen der Gewürze und Soßen geeignet war. Schließlich entfernten wir die Konstruktion wieder. Die Flaschen stellten wir in eine viereckige Kiste und diese ins Regal. Das ist zwar eine ganz konventionelle Idee, doch als ich die Klientin nach ein paar Wochen um ihre Meinung bat, freute sie sich, wie praktisch die Flaschen nun zu benutzen seien. Aus dieser Erfahrung zog ich den Schluss, dass Ordnungsmethoden grundsätzlich so einfach wie möglich gestaltet sein sollten. Denken Sie gar nicht erst über weitere Verfeinerungen nach. Wenn Sie im Zweifel sind, befragen Sie Ihr Haus und die Dinge.
Der ursprüngliche Grund für die Unordnung in der Wohnung liegt – wie Sie bereits wissen – darin, dass zu viele Dinge vorhanden sind. Und der Grund für die fortschreitende Vermehrung von Dingen wiederum liegt meist darin, dass wir gar nicht mehr überblicken, was wir alles besitzen. Warum verlieren wir den Überblick? Weil die Verstauungssysteme zu kompliziert sind. Wir können gar nicht mehr feststellen, was wir bereits haben und was nicht. Also kaufen wir es neu, obwohl es vielleicht bereits vorhanden ist. Wenn wir einfache Methoden des Verstauens anwenden, gewinnen wir wieder mehr Überblick und können so verhindern, dass sich immer mehr Dinge anhäufen. Denken Sie also beim Verstauen, Wegräumen, Aufbewahren und Lagern immer daran: Je einfacher, desto besser.
Gleiche Dinge an einem Ort
D as von mir entwickelte Aufbewahrungssystem der KonMari-Methode ist denkbar einfach. Die Grundregel lautet: Dinge einer Kategorie müssen allesamt an einem Ort «wohnen». Sie dürfen nicht auf verschiedene Stellen verteilt werden. Das ist alles. Nein, halt, eventuell brauchen Sie zusätzlich die Trennung «nach Besitzer». Dies ist vielleicht einfacher zu verstehen, wenn wir zwischen einem
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