Magic Cleaning
Nun bin ich mit der Routine durch, komme zur Ruhe und genieße meine Tasse Tee.
Haben Sie bemerkt, worum es mir bei dieser Beschreibung ging? Nein, nicht um die – zugegeben etwas unelegante Teezeremonie –, sondern darum, Ihnen zu zeigen, wie wichtig es ist, dass alle Dinge ihren festen Platz haben. Auf diese Weise können wir, wenn wir müde von der Arbeit nach Hause kommen, ruck, zuck und ohne viel überlegen zu müssen, unsere Wohnung aufräumen. Nach wenigen Minuten beginnt dann der Feierabend, und wir dürfen mit dem guten Gefühl, dass alles ordentlich ist, so richtig relaxen.
Die Methode des «festen Platzes» für die Dinge steht und fällt damit, dass tatsächlich für jeden einzelnen Gegenstand – ohne Ausnahme – ein solcher bestimmt wird. «Ohne Ausnahme?», denken Sie jetzt vielleicht, «da werde ich ja nie fertig …» Aber keine Sorge! Es klingt erst einmal nach einem komplizierten Prozess, aber in der Praxis ist es ganz einfach. Eigentlich ist es sogar einfacher als das Auswählen der Dinge, die wir nicht wegwerfen, sondern behalten wollen.
Der Grund, warum wir für jede Sache, jeden einzelnen Gegenstand einen festen Platz bestimmen sollten, liegt darin, dass, wenn bei auch nur einer Sache die «Adresse» unbekannt ist, sich die alte Unordnung mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder ausbreiten wird. Nehmen wir zum Beispiel ein niedriges Regal, auf dem oben nichts steht oder liegt. Nun legen Sie etwas, das keine eindeutige «Adresse» hat, kurzerhand auf diesem Regal ab. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf, denn es werden andere Dinge kommen, um diesen einsamen Gegenstand ohne feste Adresse zu trösten. Was bisher mühsam als ordentlicher, krempelfreier Ort bewahrt wurde, wird im Nu voller Dinge sein, als ob der Befehl «alles hierher» erteilt worden wäre. Ein weiterer Vorteil des «festen Platzes» liegt darin, dass es Ihnen sehr viel leichter fallen wird, ungewollte Dinge auszumustern, weil Sie gar nicht erst Lust haben, für Störenfriede wie etwa Fehlkäufe oder lästige Vorräte eine feste Adresse einzurichten. Insofern wird die Anzahl der Dinge in Ihrem Besitz nicht mehr ungebremst zunehmen.
Also – raffen Sie sich auf und geben Sie jedem Ding einen Wohnort. Das ist eine unverzichtbare Voraussetzung für erfolgreiches Aufräumen, Verstauen und Ordnunghalten. Wenn wir uns diese Mühe nicht ein Mal machen (nur ein einziges Mal, danach ist es naturgemäß nicht mehr nötig, da der feste Platz beibehalten wird), laufen wir Gefahr, auf die gängigen Nullachtfünfzehn-Aufräumtechniken zurückzugreifen, die dann zu wenig erquicklichen Ergebnissen führen, wie etwa der Entstehung einer Rumpelkammer. Die Rumpelkammer (manche Leute sagen dazu auch «Dachboden» oder «Heizungskeller») ist mit das Schlimmste, was in einem Haus passieren kann: Sie ist nichts anderes als ein Gefängnis, in dem große Mengen von Dingen, die nicht glücklich machen, weggeschlossen werden.
Was glauben Sie, warum immer wieder Chaos ausbricht, obwohl wir doch ständig aufräumen? Genau! Es liegt daran, dass nicht von vornherein ein fester Platz für die Dinge bestimmt wurde. Gibt es jedoch eine Adresse, brauchen wir die Dinge nach Benutzung einfach nur dorthin zurückzubringen. Und schon bleibt unsere Wohnung ordentlich. Wenn es aber keine Adresse gibt, stehen Sie mit dem Gegenstand, den Sie eigentlich wegräumen wollen, ratlos da und fragen sich: «Wohin jetzt damit?»
Ich sage es noch einmal: 1 . festen Platz bestimmen, 2 . Dinge immer dorthin zurückbringen.
Nicht das Pferd von hinten aufzäumen
W enn ich in meinen Aufräumseminaren Bilder von vorher und nachher zeige, trauen die meisten Teilnehmer ihren Augen nicht. Am häufigsten kommt der Kommentar: «Das ist ja ein leeres Zimmer.» Genau. Es liegt nichts mehr auf dem Boden herum und in den meisten Fällen wurde so aufgeräumt, dass der Blick frei wandern kann, ohne an störenden Dingen hängenzubleiben. Oft sind sogar die Bücherregale verschwunden. Habe ich den Klienten oder die Klientin etwa sämtliche Bücher wegwerfen lassen? Nein, keineswegs. Aber das Bücherregal befindet sich jetzt im Schrank.
Die Kunst, das Bücherregal in den Schrank zu integrieren, ist eine meiner Spezialitäten, eine wunderbare Strategie, die für einen klaren, strukturierten Raum sorgt. Sicher denken jetzt 99 Prozent von Ihnen, dass der Schrank sowieso schon voll ist und darin niemals noch ein Bücherregal Platz hat. Doch glauben Sie mir, es funktioniert. Sie können davon ausgehen,
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