Magic Cleaning
dazugehören. Durch das Reduzieren von unnützer schriftlicher Information beruhigt sich die Atmosphäre sofort, und wir schaffen den friedlichen, ausgeglichenen Raum, den wir uns wünschen.
Je mehr Sie die Dinge pflegen, desto nützlicher sind sie
E ine der Aufgaben, die ich meinen Klienten in den Ordnungsseminaren gebe, lautet: «Dankbarkeit zeigen!» Wenn Sie von der Arbeit nach Hause kommen, sagen Sie der Kleidung, die Sie ausziehen und wieder aufhängen, doch mal: «Vielen Dank, dass du mich heute wieder gewärmt hast.» Wenn Sie die Accessoires abnehmen: «Vielen Dank, dass ihr mich heute wieder schön gemacht habt.» Und wenn Sie die Tasche in den Schrank zurückstellen: «Mit deiner Hilfe konnte ich heute wieder sehr gute Arbeit leisten. Danke schön!» Auf diese Weise zeigen wir den Dingen, dass wir ihre Unterstützung durchaus bemerken und sie zu schätzen wissen. Vielleicht haben Sie nicht jeden Tag die Muße für dieses kleine Ritual, doch meiner Meinung nach sollte wenigstens gelegentlich Zeit dafür sein.
Das Gefühl, die Dinge seien fast lebendig, verdanke ich einem bestimmten Erlebnis. Als Oberschülerin bekam ich mein erstes eigenes Handy. Damals war es noch ein einfaches Gerät mit Schwarz-Weiß-Display, und Telefonieren und Simsen waren die einzigen vorgesehenen Funktionen. Aber ich liebte das kleine Ding, erfreute mich an der leuchtend blauen Farbe und schwärmte für das knuffige, kompakte Design.
Ich war ganz bestimmt nicht handysüchtig, aber obwohl es in der Schule verboten war, steckte ich es täglich in die Tasche meiner Uniform und trug es mit mir herum, holte es gelegentlich heraus, um es anzuschauen, und steckte es dann lächelnd wieder zurück. Mit dem Fortschritt der Technik kam das Farbdisplay auf, doch ich blieb meinem Schwarz-Weiß-Schätzchen treu. So lange, bis es schließlich ganz und gar abgewetzt aussah. Als es gar nicht mehr anders ging, beschloss ich, mir ein neues Handy anzuschaffen.
Ganz euphorisch und ein bisschen übermütig eilte ich mit dem neuen Gerät nach Hause. Kaum hatte ich es ausgepackt und die SIM -Karte eingesetzt, kam ich auf die Idee, als «Testlauf» eine SMS an das alte Handy zu schicken. Ich überlegte kurz und schrieb dann «vielen Dank für die gemeinsame Zeit», fügte noch ein Herzchen hinzu und sandte die Nachricht ab. Nach einer Sekunde hörte ich auch schon den Signalton für eine eingegangene SMS auf meinem alten Handy. Ich las sie sofort. Natürlich war es die Nachricht, die ich gerade eben gesendet hatte. Da schrieb ich im Namen meines alten Handys zurück: «Ja, die Nachricht ist gut angekommen. Von meiner Seite auch vielen Dank für die gute Zeit!» Damit klappte ich das Handy zu.
Als ich es kurze Zeit später noch einmal aufklappte, war aus unerfindlichen Gründen das Display schwarz. Egal welchen Knopf ich auch drückte, es blieb schwarz, und nichts rührte sich. Ich wunderte mich, denn dieses Handy war nicht ein einziges Mal kaputt gewesen. Doch nun schien es, als habe es nach dem Empfang der letzten SMS den Geist aufgegeben. So als ob dem alten Handy bewusst geworden war, dass es nun nicht mehr gebraucht wurde. Still und leise hat es sich aus meinem Leben verabschiedet.
Natürlich kann dies auch reiner Zufall gewesen sein, und es mag ja durchaus Menschen geben, die nicht daran glauben, dass auch Dinge Gefühle haben. Dennoch hören wir zum Beispiel von Spitzensportlern, die ihr Sportgerät wie etwas Heiliges behandeln, es mit viel Hingabe pflegen und sorgsam damit umgehen. Sie spüren die Kraft der Dinge, und sie wissen, dass sie ohne die «Hilfe» ihres Sportgeräts nicht viel werden ausrichten können. Tun wir es den Sportlern gleich und schließen wir einen Bund mit unseren starken «Heinzelmännchen» des Alltags – Kleidung, Taschen, Stifte, Computer etc. Alles, was die kleinen Helfer wollen, ist, dass wir sorgsam mit ihnen umgehen. Dann werden sie nicht zögern, jeden Tag für uns ihr Bestes zu geben. Machen Sie die Achtsamkeit gegenüber den Dingen zu einer selbstverständlichen und täglich praktizierten Haltung.
Genauso wie wir lieben es auch die Dinge, am Ende eines arbeitsreichen Tages nach Hause zu kommen. Hier, in ihrer vertrauten Umgebung, fühlen Sie sich geborgen. Sie, als Mensch, würden sich auch verunsichert fühlen, wenn Sie keinen festen Wohnsitz hätten, oder? Wir können nur deswegen im Austausch mit der Welt da draußen stehen und unser Leben meistern, weil es ein Zuhause gibt, das immer auf uns wartet. Das
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