Magic Cleaning
besonders clever ist, bei Sonderangeboten tüchtig zuzuschlagen und entsprechende Vorräte anzulegen. Aber so groß ist der Vorteil, den wir vermeintlich davon haben, gar nicht. Sobald das Sonderangebot abverkauft ist, freut sich der Händler, denn er spart sich nun die Kosten der Lagerhaltung. Stattdessen sorgen Sie, der Kunde, ja nun für die Lagerung und opfern dafür kostbaren Raum in Ihrer Wohnung. Sehen Sie die Differenz zwischen Sonderangebot und regulärem Preis einfach als die «Gebühr» dafür, dass der Händler sich um die sachgerechte Aufbewahrung kümmert und Sie nicht das Risiko tragen, dass Ihnen die Dinge zu Hause alt und unansehnlich werden oder gar verderben. Denn wenn Sie sie dann unbenutzt wegwerfen müssen, haben Sie mit Ihrem Vorrat garantiert kein gutes Geschäft gemacht.
Also: Kaufen Sie in Zukunft die Dinge immer erst dann, wenn Sie sie wirklich brauchen und auch zeitnah benutzen werden. So kommen Sie immer in den Genuss von frischer, neuwertiger Ware – die Sie dann zu Hause bitte sofort auspacken und an den dafür bestimmten Ort räumen. Sollten Sie bereits große Mengen von originalverpackten Dingen zusammengehamstert haben, so ist es nie zu spät, diese wenigstens jetzt sofort aus ihren Tüten, Hüllen und Schachteln zu befreien. Zusätzlich sollten Sie sich einen «Nachkauf-Stopp» verordnen, bis die Vorräte deutlich abgeschmolzen sind.
Warum ich so auf das Auspacken beharre? Nun, einerseits (wie oben schon angedeutet) geht es darum, dass wir eine Beziehung zu den gekauften Dingen aufbauen und sie als «unsers» betrachten. Das funktioniert nicht, solange die Dinge in ihren Originalverpackungen stecken. Andererseits bringt die Verpackung selber oft mehr Schaden als Nutzen. Nehmen wir noch einmal das Beispiel der Feinstrumpfhosen (ein Artikel, der ein sehr hohes Risiko hat, in seiner Verpackung in die Schublade verfrachtet zu werden). Um das Produkt vorteilhaft zu präsentieren, steckt der Hersteller oft ein Stück Karton in die Strumpfhose, der das Material dehnt, damit es schön glatt und knitterfrei aussieht. Jeder kann sich denken, dass diese Dehnung dem zarten Gewebe auf die Dauer nicht guttut. Außerdem verbraucht eine ausgepackte, zusammengelegte und ordentlich weggeräumte Feinstrumpfhose viermal weniger Platz. Und wenn sie erst einmal hübsch einsortiert zwischen den anderen Strumpfhosen steckt, ist es entschieden wahrscheinlicher, dass Sie sie auch tatsächlich tragen und Freude an ihr haben werden.
Fast so häufig wie originalverpackte Kleidung finde ich in den Schränken meiner Klienten und Klientinnen Röcke, Hosen oder Strickjacken, die immer noch mit dem Preisschild und dem Anhänger des Herstellers versehen waren. In den meisten Fällen war sich niemand mehr der Existenz dieses oder jenes Stückes bewusst, wie die Reaktion zeigte: «Ach, sieh an, das habe ich ja auch noch!» Traurig, oder? Interessant dabei fand ich immer, dass diese Kleidungsstücke noch nicht einmal nach hinten verbannt waren, sondern ganz normal zwischen den anderen Teilen in der «ersten Reihe» auf der Stange hingen. Es war mir lange ein Rätsel, warum ihnen trotzdem keine Beachtung geschenkt wurde.
Also ging ich in die Kleiderabteilung eines Kaufhauses, um die Situation der mit Schildern versehenen Kleidung zu analysieren. Nach einiger Zeit der Beobachtung fiel mir schließlich auf, worin sich die Kleidung im Geschäft von derjenigen zu Hause unterscheidet: Die Kleidung im Geschäft macht eindeutig einen viel steiferen Eindruck als diejenige, die bei uns daheim im Schrank hängt. Kleidung, die mit uns zusammenlebt und uns persönlich dient, hat eine völlig andere Ausstrahlung, sie wirkt lebendig und ungezwungen. Kleidung mit Preisschild dagegen wirkt irgendwie «steif».
Meiner Meinung nach sind Kleidungsstücke, solange sie im Geschäft hängen, nichts anderes als «Ware», die Teile im heimischen Schrank jedoch sind «Familienmitglieder». Wenn wir das Preisschild nicht entfernen, kann unsere Neuanschaffung kein Familienmitglied werden. Die anderen Kleidungsstücke im Schrank haben eine Aura des Vertrauten, der Dazugehörigkeit. Der Neuankömmling mit dem Preisschild kann da nicht mithalten und ist schnell aus unserem Bewusstsein verschwunden. Fortan führt er ein trauriges Schattendasein.
Manche von uns mögen insgeheim Überlegungen anstellen wie: «Wenn ich die Schilder abschneide und das Teil dann doch nicht trage, bekomme ich beim Verkauf im Secondhandladen weniger Geld.» Aber
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