Magic Cleaning
Gleiche gilt für die Dinge – auch sie können uns nur dienen und einen guten Job machen, wenn sie täglich wieder an denselben Ort zurückkehren und sich ausruhen dürfen. Zum Beispiel höre ich immer wieder von Klientinnen, die bei mir gelernt haben, ihre Kleidung pfleglich zu behandeln: «Meine Sachen haben weniger Flusen, sie wirken gepflegter und halten auch länger.» Dies genau ist die Energie der Dinge, die ihre Besitzer mit Freude unterstützen. Für mich ist das Aufräumen eine heilige Handlung, die den Menschen genauso wie den Dingen guttut.
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Fünftes Kapitel Wie Magic Cleaning Ihr Leben verändert
Was wollen Sie wirklich?
Ü berall auf der Welt gibt es den sogenannten Klassensprechertyp. Solche Menschen fallen gerne auf, sind sehr beliebt, scheuen sich aber auch nicht davor, Verantwortung zu übernehmen. Nun, was mich angeht, so bin ich eher der «Ordnungstyp». Dieser Begriff bezeichnet ein unauffälliges, stilles Persönchen, das sorgsam mit Dingen umgeht und lieber in der hintersten Ecke des Klassenzimmers das Bücherregal aufräumt, als mit den anderen auf dem Schulhof zu spielen. Sie schmunzeln? Nein, ganz im Ernst, die Aufgabe, die ich bereits in der ersten Klasse übernahm, war die des Ordnungswartes. Ich erinnere mich noch genau daran: Während die Ämter des Blumenbeauftragten und des Tierpflegers derart begehrt waren, dass darum geknobelt werden musste, hielt sich die Begeisterung für das Aufräumen sehr stark in Grenzen. Als die Lehrerin fragte, wer denn Ordnungswart werden wolle, war ich die Einzige, die sofort die Hand hob und «Hier, ich!» rief. Sie sehen, mein «Ordnungs-Gen» war schon in der Grundschule voll ausgeprägt. Da ich nun dieses wundervolle Amt innehatte (war ja auch nicht schwer gewesen, es zu bekommen), kümmerte ich mich Tag für Tag um die Regale, die Tafel, den Papierkorb sowie den Schließfächer-Bereich auf dem Gang. Wenn ich die Geschichte heute meinen Kunden erzähle, höre ich oft Kommentare wie: «Ich bin ganz neidisch, dass Sie schon von klein auf so genau wussten, was Sie wollen.» Oder: «Ich dagegen weiß überhaupt nicht, was ich eigentlich will …» Doch ehrlich gesagt wurde mir selbst erst vor kurzem bewusst, wie viel mir das Aufräumen wirklich bedeutet.
Auch wenn ich jetzt fast täglich Hausbesuche bei Klienten mache, Vorträge halte und mein ganzes Leben dem Ordnungschaffen widme, hatte ich doch von klein auf davon geträumt, einfach nur Hausfrau zu sein. Bis zu dem Tag, als ich mich selbständig machte, war das Aufräumen für mich so normal wie essen und schlafen. Es kam mir nicht in den Sinn, dass man das «Prinzip Ordnung» zu einem Beruf machen und damit sogar seinen Lebensunterhalt verdienen könne. Immer wenn mich jemand nach meinen Hobbys fragte, zögerte ich, um dann mit einem hastigen «Lesen!» zu antworten. Doch im stillen Kämmerlein fragte ich mich seufzend, was in aller Welt wohl meine echte Vorliebe sein möge. Dabei hatte ich sie doch längst gefunden – ich konnte dies nur noch nicht richtig wahrnehmen.
Eines Tages kam dann die Erkenntnis! Ich räumte gerade meine kleine Wohnung auf, als mir plötzlich wieder einfiel, dass mein erstes Amt in der Schule das des Ordnungswartes gewesen war. Nach 15 Jahren tauchte wie aus dem Nichts das Bild der Tafel, die ich abzuwischen hatte, vor meinem inneren Auge auf. Da wurde mir klar, wie lange, wie
sehr
lange, ich mich schon für das Aufräumen interessierte.
Versuchen Sie sich doch auch einmal daran zu erinnern, welches Ihr erstes Amt in der Schule war und was Ihnen damals am meisten Spaß gemacht hat. Liebten Sie Tiere und freuten Sie sich, wenn Sie sie pflegen durften? Konnten Sie stundenlang malen und zeichnen und darüber die Welt vergessen? Hatten Sie in Sport eine Eins? Was auch immer es war – vielleicht hat es ja auf die eine oder andere Weise einen Bezug zu dem, was Sie heute beruflich machen oder womit Sie Ihre Freizeit verbringen. Ich glaube, dass die Triebfeder für das, was Menschen wirklich gerne tun, sich über die Zeit hinweg kaum verändert. Und für das Aufspüren dieser Triebfeder spielt das Aufräumen eine große Rolle.
Unter meinen Klientinnen befindet sich auch die liebe A., mit der ich seit unseren gemeinsamen Schultagen befreundet bin. A. war ursprünglich bei einer großen IT -Firma angestellt, aber sie ist eine der Frauen, die beim Aufräumen entdeckt haben, worin ihr wahres Talent, ihre echte Neigung besteht. Nachdem A. den gesamten
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