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Magic Cleaning

Magic Cleaning

Titel: Magic Cleaning Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Kondo
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tragen. Aber irgendwie passte sie nicht zu mir. Ich habe sie kaum angehabt. Und zu der Bluse muss ich sagen, dass ich mich in den Schnitt verliebt hatte. Auch das Material ist toll. Ich habe gleich zwei davon gekauft, eine ‹auf Vorrat›. Die erste hatte ich ständig im Einsatz, sie war zum Schluss schon ganz durchgewetzt. Aber die zweite, die ‹auf Vorrat›, habe ich dann irgendwie nicht gemocht … ich weiß nicht, warum …»
    Obwohl sie weder bei der braunen Jacke noch bei der beigen Bluse ein Glücksgefühl wahrnahm, wollte Frau A. die Teile behalten. Nicht ohne Grund hatte mein Instinkt mir gesagt, dass hier irgendetwas nicht stimmt. Und siehe da, Frau A. erzählte prompt diese lange Rechtfertigungsgeschichte.
    Aufgrund meiner Erfahrung kann ich förmlich «sehen», ob ein Kleidungsstück oder ein anderer Gegenstand seinen Besitzer glücklich macht oder nicht. Das ist genau wie bei einem verliebten Menschen, der vor positiver Energie zu leuchten scheint. So strahlen auch Dinge, wenn sie spüren, dass sie geliebt werden. Sie freuen sich über die gute Behandlung, die sie bekommen, und geben sich umso mehr Mühe, ihre Aufgaben perfekt zu erledigen, was immer es ist. Vielleicht überlegt Frau A. es sich ja noch einmal anders und entlässt die braune Jacke und die beige Bluse in die Freiheit, damit sie eine neue Besitzerin finden können, die sie zum Strahlen bringt.

Glücklich leben mit Lieblingsdingen
    W ir alle haben wohl Dinge, die uns glücklich machen und die wir nicht wegwerfen können. Es ist uns egal, ob andere Leute darüber den Kopf schütteln und sich denken: «Wie kann man sich nur solch absurden Kram in die Wohnung stellen? Das ist doch grottenhässlich!»
    Ich stoße in meinem Beruf fast täglich auf Dinge, bei denen mir selber zwar die Haare zu Berge stehen, die aber für ihre Besitzer von größter Bedeutung sind. Es ist der Kitsch und der Krempel, die billigen Mode- und Saisonartikel, die irgendwo aufgelesenen Andenken, kurz: Es ist eine Gruppe von seltsam gearteten Gegenständen, deren Existenz nur schwer nachzuvollziehen ist. Oder wissen Sie, weshalb man eine ganze Kollektion von Treibholzstücken nicht direkt im Kamin verfeuert? Nein? Ich sage es Ihnen: Weil manche Leute so etwas tatsächlich sammeln. Genauso wie Fingerpuppen, nur mit Augen ausgerüstet, für jeden der zehn Finger eine andere, oder die Replik einer historischen Kakaopulverdose (vor zehn Jahren bei einem Preisausschreiben der Kakaofirma gewonnen). Ich frage dann vorsichtig: «Macht Sie das glücklich?» Wenn der Klient oder die Klientin dann im Brustton der Überzeugung antwortet: «Ja, das macht mich superglücklich» – und wenn ich das Leuchten in den Augen sehe und vielleicht noch ein zärtliches Streicheln über das zweifelhafte Objekt, dann bin ich sofort mucksmäuschenstill. Ich besitze nämlich selber solche Dinge.
    Bei mir ist es ein T-Shirt mit Kikkoro. Manche werden die Figur vielleicht kennen, denn Kikkoro und Morizô waren die offiziellen Maskottchen der EXPO 2005 , «Ausstellung der Liebe zur Welt», in der japanischen Präfektur Aichi. Der dunkelgrüne Morizô («Waldgroßvater») ist die größere der beiden runden, zotteligen Figuren, ich schloss jedoch spontan Kikkoro («Waldkind») ins Herz, das kleine hellgrüne Wesen, das auf den Postern und Plakaten links neben Morizô steht.
    Das T-Shirt, auf dem Kikkoros niedlich lachendes Gesicht aufgedruckt ist, ziehe ich nur zu Hause an. Kommentare wie «Schämst du dich nicht? Wirf das doch endlich weg!» oder «Du siehst doch sonst immer aus wie eine Lady, das passt nicht zu dir!» prallen an mir ab. Ich kann Kikkoro unmöglich in die Altkleidersammlung geben. Nie! Never ever! Es stimmt schon, was meine Freunde sagen. Im Job trage ich Tag für Tag schicke junge Damenmode, und zu Hause achte ich auch sehr darauf, dass ich etwas Hübsches anhabe, wie etwa ein Trägerkleid oder eine gemütliche Baumwoll-Kombination. Die einzige Ausnahme ist dieses Kikkoro-T-Shirt. Es ist ganz in schreiendem Hellgrün gehalten, in der Bauchgegend sind Kikkoros Augen nur mit zwei Punkten angedeutet, darunter der halbgeöffnete Mund, der aussieht wie ein gefülltes, zusammengeklapptes Omelett. Ein sehr legeres Teil. Auf dem eingenähten Größenetikett steht « 140 cm», es ist also zu allem Überfluss auch noch ein Kinder-T-Shirt.
    An die EXPO selbst kann ich mich eigentlich gar nicht mehr so genau erinnern, es ist ja auch schon ein paar Jahre her, aber den Kikkoro habe ich seitdem

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