Magic Cleaning
meine Klientinnen sagen, dass, je weiter wir mit dem Aufräumen sind, ihnen umso klarer ist, was weggeworfen werden muss und wo die Dinge hingehören. Am Ende bin ich meist nur noch eine stille Beobachterin, während die Klientin den Prozess bestens im Griff hat und das Aufräumen völlig selbständig gestaltet.
Es gibt eine probate Methode, sein «Gehör» für die Stimme des Hauses zu schärfen: Begrüßen Sie Ihr Haus mit einem lauten «Ich bin wieder da!», wenn Sie zur Tür hereinkommen. Das ist auch die erste Übung, die ich meinen Klienten im Einzelunterricht aufgebe. Schließlich sagen wir ja auch den Familienmitgliedern und den Haustieren hallo. Machen Sie ein Ritual daraus! Sollten Sie es mal vergessen, können Sie es später nachholen. Sagen Sie dann einfach: «Danke, liebes Haus, dass du mich immer beschützt!» Wenn Sie sich scheuen, laut zu Ihrem Haus zu sprechen, dann denken Sie die Sätze im Stillen. Je öfter Sie dies wiederholen, desto eher merken Sie, wie das Haus antwortet. Es fühlt sich an wie ein leichter, sanfter Windhauch, wenn das Haus sich freut. So werden Sie auch bald erspüren können, an welchen Stellen das Haus sich wünscht, aufgeräumt zu werden, und wo es bestimmte Dinge platziert haben möchte.
Es klingt für Sie vielleicht wie ein lustiger Traum, beim Aufräumen mit seinem Haus zu kommunizieren, aber tatsächlich kommen wir, wenn wir unsere Sensoren auf «Empfang» stellen, bedeutend schneller voran. Das Aufräumen soll eine Aktivität sein, bei der die Balance zwischen dem Menschen, den Dingen und dem Haus hergestellt wird. Die herkömmlichen Ordnungsmethoden betonen zwar die Bedeutung der Beziehung zwischen dem Menschen und seinen Dingen, doch meiner Ansicht nach binden sie das Haus nicht genügend mit ein. Jedes Mal, wenn ich meine Klientinnen besuche, spüre ich, was für ein großartiges Wesen das Haus ist und wie wichtig ihm seine Bewohner sind. Es wartet geduldig, bis jemand heimkommt. Es beschützt alle, die ein und aus gehen. Wie strapaziert es durch seine nimmermüde Arbeit für uns auch sein mag, es heilt sich immer wieder selbst. Wenn wir einmal faul auf dem Sofa herumliegen, weil wir uns einfach zu gar nichts aufraffen können, dann verhält es sich leise und lässt uns ausruhen. Es gibt wohl kein anderes Objekt, das ein solches Sicherheitsgefühl zu erzeugen vermag. Das Aufräumen sollte daher auch als eine Geste der Dankbarkeit gegenüber dem Haus aufgefasst werden. «Danke für die tägliche Unterstützung, liebes Haus.»
Ihre Dinge möchten sich nützlich machen
I ch habe mehr als die Hälfte meines Lebens damit verbracht, über das Aufräumen nachzudenken. Fast jeden Tag bin ich im Haus einer anderen Klientin und befasse mich mit den Dingen dort. Kaum jemand bekommt so viele Schränke, Kommoden, Schubladen, Kisten etc. zu Gesicht, von außen und natürlich auch von innen. Kaum jemand darf so viele Zimmer, Wohnungen und Häuser betreten und dabei so viele Bewohner und Besitzer kennenlernen, die voller Vertrauen einen Blick in ihre privatesten Rückzugsbereiche zulassen. In den Jahren, in denen ich meinen Beruf nun ausübe, durfte ich dabei immer wieder die Erfahrung machen, dass es auf der Welt wahrscheinlich keine zwei Menschen gibt, deren Besitztümer sich gleichen. Dennoch gibt es eine Eigenschaft, die alle Dinge in allen Wohnstätten gemeinsam haben: Es ist der Wunsch, ihren Besitzern zu dienen. Wenn ich meine Klienten frage, was sie glauben, warum diese oder jene Dinge in ihren Räumlichkeiten anwesend sind, dann höre ich oft: «Weil ich sie selbst ausgesucht habe», «weil ich sie dringend brauchte», «weil der Zufall es so wollte», «weil ich sie geschenkt bekommen habe» und so weiter. Alles richtig! Aber der Hauptgrund ist: Die Dinge sind um Sie herum, weil Sie Ihnen nützlich sein wollen. Ich habe Millionen von Dingen gesehen und deren Energie gespürt – es gibt keine Ausnahme. Ich habe noch nie Dinge angetroffen, die bockig in der Ecke gehockt und keine Lust gehabt hätten, etwas für ihren Besitzer oder ihre Besitzerin zu tun.
Es ist ganz und gar nicht zufällig, dass sich genau diese und keine anderen Dinge in Ihrem Umfeld befinden. Eine Bluse zum Beispiel – auch wenn sie in einer Fabrik in Serie gefertigt wurde – haben Sie an einem bestimmten Tag in einem bestimmten Geschäft gekauft und mit nach Hause genommen. Diese ganz spezielle Bluse existiert nur ein einziges Mal auf der ganzen Welt. Und sie gehört Ihnen und zu Ihnen. Die
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