Magic Cottage
länger aufhalten. Ich werde Bickleshift von unserem Übereinkommen Mitteilung machen. Wenn Sie mir im Verlauf der nächsten beiden Tage die Anzahlung zukommen lassen könnten — selbstverständlich ist mit der Veräußerung des Anwesens meine eigene Kanzlei befaßt.«
»Mike . ..«, sagte Midge auffordernd.
»Ich kann Ihnen jetzt gleich einen Scheck geben.« Ich griff bereits in meine Jackentasche.
»Ausgezeichnet. Ich werde Ihnen eine Quittung ausstellen, und damit hätten wir die Dinge fest im Griff. Der Makler sagte mir, Sie hätten Ihrerseits nicht erst ein Haus zu verkaufen, also dürfte es auch da keine Komplikationen geben.«
»Das ist richtig, momentan wohnen wir zur Miete. — Woher wußte Bickleshift das?«
»Ich hab's ihm gesagt, am Montag, als ich mit ihm telefoniert habe.« Midge lächelte versonnen. »Ich dachte, es könnte möglicherweise ganz vorteilhaft für uns sein, daß wir nicht an eine ellenlange Kette von Verträgen gebunden sind.«
Sie war sich ihrer Sache also wirklich ganz sicher gewesen.
Wir beendeten das Gespräch mit dem Anwalt, verabschiedeten uns und brachen auf.
Draußen war Midge überraschend schweigsam, obwohl ich sehen konnte, daß sie überglücklich war. Wir hätten am liebsten an Ort und Stelle gefeiert, aber dem stand unglücklicherweise ihr Auftrag im Weg. Wir mußten zurück: sie hatte sich um ihre Illustrationen zu kümmern, und ich wollte mit Albert Lee zusammenkommen und an den Arrangements für die Blitztournee nächste Woche arbeiten. Es würde eine Mordsschinderei werden, aber ich freute mich darauf; es war lange her, daß ich on the road war, und ich hatte die damit verbundene Aufregung fast vergessen.
Wir ließen Bunbury hinter uns und plauderten ununterbrochen bis zurück in die Stadt; überrascht von unserem Glück und vollauf damit beschäftigt, Pläne zu schmieden. Midge und mir stand eine Menge Knochenarbeit bevor, aber wir waren davon überzeugt, daß es das wert war. Oh yeah, das waren wir.
Umzug
Die darauffolgenden fünf oder sechs Wochen zogen in einem traumähnlichen Wirrwarr von Eindrücken rasend schnell vorbei. Die Tour der Everlys war ausverkauft, und ich genoß jede Minute — für sechs Konzerte landauf-landab zu jagen, strengte mich kein bißchen an. Ich war high, und das ganz ohne Drogen. Bevor ich loszog, hatte ich noch Gelegenheit, die Resultate von Midges mühevoller Tag- und Nachtarbeit zu sehen, und ich muß sagen, trotz all meiner natürlichen Vorbehalte: sie waren BRILLANT! Die ganze Kampagne war speziell auf Kleinkinder abgestimmt, und dementsprechend hatte der Art Director märchenhafte Szenen vorgegeben, mit weißen Schlössern, dunklen Wäldern, herumstolzierenden Elfen, das Übliche eben, in das dann die Fotos der hübschen kleinen modernen Accessoires hineinkopiert werden konnten. Geschickt fotografiert, würde dann alles perfekt zusammenpassen (hoffte man jedenfalls). Ich habe den Werbeslogan vergessen, aber ich weiß noch, daß es auf eine ziemliche Holzhammer-Methode hinauslief. Und dennoch konnte ich mir die Poster wirkungsvoll vorstellen: Sie riefen genau jene Art nostalgischer Eindrücke wach, die den Müttern gefallen würde, und auch die Kleider selbst waren hübsch — und gestylt genug, um den Müttern das Gefühl zu vermitteln, daß sie ihre Kinder modisch nicht vernachlässigten. Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich diese Werbebotschaft für banal oder subtil halten sollte, aber wenn sie damit Erfolg hatten, dann war das — dessen bin ich mir sicher — zu einem guten Teil Midges Illustrationen zu verdanken.
Was alles andere betraf . . .
Aufgrund Midges ausreichenden Bekanntheitsgrades und meiner Möglichkeiten, in musikalischer Hinsicht ständig beschäftigt zu sein, war es kein großes Problem, eine Hypothek aufzunehmen, obwohl wir sie unter unserer beider Namen eintragen lassen wollten und nur ›zusammenlebten‹. Möglicherweise aber hatte auch die Tatsache, daß jeder von uns die entsprechenden Tilgungen mühelos selbst aufbringen konnte, eine Menge damit zu tun, daß die Bankleute dem ganzen Unternehmen so positiv gegenüberstanden. Und im Grunde genommen verlangten wir nichts Unmögliches: Wir hatten, solange wir zusammenlebten, sämtliche Ersparnisse für einen solchen Fall auf ein Bausparkonto eingezahlt, und das hatte sich ganz hübsch summiert.
Im Verlauf der nächsten Wochen konnten wir es nur ein paarmal einrichten, zu unserem Cottage hinauszufahren, und jedesmal war das Wetter schlecht, so
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