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Magic Cottage

Magic Cottage

Titel: Magic Cottage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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betonte, daß er sich darauf freue, uns beide kennenzulernen.
    Die Fahrt bedeutete (soweit es Midges Projekt betraf), daß der Großteil des Tages verloren war, aber sie war durchaus willens, den Rest der Woche und auch am Wochenende Tag und Nacht zu arbeiten, um die Poster bis Montag fertigzubekommen. Am Montagmorgen bereits wurden sie in der Agentur benötigt; sie mußten fotografiert werden; die Texte mußten einkopiert werden. Zum Wochenende fand bereits die Präsentation für den Klienten statt. Wie bei vielen künstlerischen Arbeiten konnten die Bilder entweder auf Anhieb wunderbar gelingen oder aber total danebenliegen: Um Midges willen betete ich, daß diesmal das erstere zutraf.
    Bunbury erwies sich als einer von diesen aufstrebenden Marktflecken mit einer Menge mehr Charme als Cantrip: enge Straßen, Fachwerkhäuser und -gaststätten, überstehende Giebel — und Geschäfte mit Bogenfenstern. Gleich neben dem belebten Marktplatz befand sich ein modernes Einkaufszentrum, aber selbst das fügte sich unauffällig zwischen die älteren Gebäude ringsherum ein. Eine gesunde Betriebsamkeit erfüllte den ganzen Ort, die uns nach dem frühen Aufstehen und der langen Fahrt doch gewaltig aufmunterte. Die Kanzlei von Ogborn, Puckridge und Quenby fanden wir in einer abgelegenen, gepflasterten Sackgasse, wo die Reihenhäuser aus alternden roten Ziegelsteinen gebaut und die Kellerfenster und -abgänge mit schulterhohen Gittern geschützt waren. Das Innere von O, P & Q wirkte dagegen etwas spartanisch, funktionell, ohne Zierrat, würdevoll, ohne Flair. Auch an Mr. Ogborn gab es nicht viel Extravagantes, obgleich er zweifellos eine altmodische Würde ausstrahlte und von der Persönlichkeit her nicht weit von Dik-kens abwich. Es fiel nicht leicht, sein Alter abzuschätzen; ich tippte auf zwischen sechzig und achtzig.
    Er wirkte eigenwillig ruhig, aber hellwach; sein Rücken war etwas gebeugt, seine Gestalt hager. Eine goldgeränderte Brille ruhte auf einer mächtigen Adlernase, und die Augen unter den langen, beinahe überhängenden Lidern waren vom blassesten Grau, das ich je gesehen hatte. Aber es waren keine unfreundlichen Augen.
    Er reichte mir eine schmale, knochige Hand, und als ich sie ergriff und drückte, war ich überrascht von der Festigkeit seines Griffs. Midges Hand hielt er eine winzige Kleinigkeit länger als nötig, wie ich fand - und er betrachtete sie mit einem Interesse, das er mir nicht gewidmet hatte. Vielleicht ist man einfach nie zu alt dafür. — Eine Sekretärin hatte uns in sein Büro geführt, deren Alter von seinem nicht weit entfernt sein konnte und die ihn mit einer ruhigen Verehrung behandelte, gerade so, wie es einem Erzbischof oder einem Nachrichtensprecher im Fernsehen zugekommen wäre; nachdem sie den Raum verlassen und die Tür sanft hinter sich geschlossen hatte, bat uns Ogborn, seinem lederbezogenen Schreibtisch gegenüber Platz zu nehmen.
    »Es war außerordentlich nett von Ihnen beiden, den weiten Weg hierher auf sich zu nehmen«, begann er mit einer Stimme, die vermutlich genauso trocken und brüchig war wie seine alten Knochen. »Mr. Bickleshift informierte mich über Ihr Interesse an Gramarye, und so dachte ich mir, es könne angebracht sein, daß wir uns kennenlernen. Ich nehme an, Sie sind ernsthaft interessiert an dem Anwesen?«
    Midges Anwort kam sehr schnell. »Wir würden das Cottage wahnsinnig gerne kaufen.«
    Ich rutschte auf meinem Sitz umher und nickte, als mich der Erbverwalter beäugte.
    »Jedoch scheinen die finanziellen Anforderungen für Sie ein gewisses Problem darzustellen.«
    Dieses Mal war ich schneller als Midge. »Im Haus müssen eine ganze Menge Renovierungsarbeiten durchgeführt werden. Es gibt da einen breiten, tiefen Riß, der —«
    »Ja, mir ist bekannt, daß sich der Zustand des Hauses in den letzten Monaten beträchtlich verschlechtert hat«, unterbrach er mich. »In meiner .Eigenschaft als Flora Chaldeans Erbverwalter habe ich die Autorität inne, jedes vernünftige Angebot zu prüfen, und meiner Meinung nach ist es für Gramaryes Zustand das beste, wenn es so bald wie möglich wieder bewohnt wird.«
    »Nun, es wird eine erkleckliche Summe kosten, den weiteren Verfall zu stoppen, Mr. Ogborn«, betonte ich.
    »Ganz recht. Geld und guten Willejn.«
    Guten Willen?
    Er belächelte meine stumme Überraschung. »Es ist mein fester Glaube, Mr. Stringer, daß ein Heim durch die Menschen, die es bewohnen, lebt und atmet.«
    Darüber wollte ich nicht mit ihm

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