Magic Cottage

Angst!
    Alles war eine Farbreplik, eine Illustration, und alles war real — der Himmel war real, der Wald war real, und Gramarye auch, stilisiert, die Farben noch zu frisch, zu künstlich, das Ganze viel zu sehr ein verdammtes Märchenhaus; aber real. Real. Und die Wolken bewegten sich, und es zogen Vögel träge über den Himmel. Das Bild lebte und existierte. Aber es war nur Farbe! Sich bewegende, atmende Farbe! Und ich war ein Teil davon!
    Und da war der Weg; zu beiden Seiten duckten sich die Blumen unter einem sanften Windhauch. Und natürlich führte dieser Weg direkt zur Haustür. Die offen stand. Und die frostige Dunkelheit dahinter lud mich ein; eine anziehende Leere, die nicht wirklich leer war — oh, nein, ich sah nichts und niemanden, aber ich wußte, etwas, jemand war da. Jemand saß am Küchentisch. Jemand, der eigentlich ein Etwas war. Und dieses Etwas begann sich jetzt zu bewegen, begann sich zu erheben; es stützte sich auf dem Tisch ab, auf dem eine Tasse voll schimmelndem Tee stand, Tee, den niemand mehr trinken würde und in dem winziges, wimmelndes Leben schwirrte.
    Und der Jemand, der jetzt nur noch ein Etwas war, ein Schatten inmitten all der anderen Schatten, kam zur Tür; mehr schlurfend als gehend; kam, um mich zu begrüßen, kam, um mich heranzulocken. Er — es — würde die Hand heben . . . würde mir winken. Ich wußte es. Und dann — sah ich es; ich sah die Finger, die nur mehr Knochen waren und an denen dünne Klumpen verwesenden Fleisches hingen.
    Und dieses Etwas war beinahe an der Tür, fast im Licht. Doch es verharrte; die Helligkeit entblößte viel zuviel; Licht war unnatürlich für ein solches Ding. Aber ich konnte den Finger sehen, ich konnte sehen, wie er sich nach innen krümmte, wie mir damit bedeutet wurde, näher zu kommen ... wie mir bedeutet wurde, daß es mich haben wollte.
    Und ich begriff, daß ich mich in Bewegung setzte. Ich öffnete das Tor, ich trat ein in diesen verwunschenen Garten, ich ging den Weg entlang, und ich dachte darüber nach, weshalb ich keinen Widerstand leistete, und ringsum begannen die Blumen zu welken, zu zerfallen; die Blütenblätter verfärbten sich braun und starben ab, und die Haustür stand weit offen für mich, und dahinter war eine Dunkelheit, die wartete, und etwas, das in dieser Dunkelheit wartete.
    Und das Tageslicht verging; die Mauern des Hauses waren grau, die Fenster schwarz, und das Dach war schlammdunkel geworden, und da waren dunkle Löcher, wo Dachziegel fehlten, und wie das Licht schwächer wurde und schwächer, wie die Sonne ganz von gemalten ebenholzschwarzen Gewitterwolken verschluckt wurde, da flatterten Kreaturen aus diesen Löchern hervor und wirbelten in der schweren, düsteren Luft umher und kreischten mir ihr Willkommen zu — ein bizarrer Reigen über dem Haus, eine Sintflut dunkler Körper, die sich hob und senkte, ohne sich mir zu nähern, zufrieden damit, abzuwarten, bis ich eingetreten war. Erst dann würden sie kommen ...
    Ich war dicht vor der Tür, und irgend etwas in mir bäumte sich auf, versuchte, mich zurückzuhalten; meine Schritte waren schwerfällig, meine Schultern straff nach hinten gedrückt. Aber ich setzte meinen Weg fort, langsam, schleppend; vorangezwungen von dem Etwas, das ich unmittelbar jenseits der Schattengrenze lauern wußte, von dieser Kreatur, die mich beobachtete und geduldig erwartete.
    Ich setzte den Fuß auf die Schwelle. Und das Etwas schob sich vor. Und trotz der Düsternis konnte ich sehen, daß da kaum mehr ein Gesicht war und daß sich verwesende Hände nach mir ausstreckten — und mein Mund klaffte auf in einem lautlosen Schrei . . .
    . . . und eine Stimme rief mich zurück . . .

Beschuldigt
    Zuerst ihre Stimme und dann sie, Midge; sie stand im Flur, und die Tür hinter ihr war weit offen, und das Grün draußen verschwamm im Nieseln des Regens.
    Sie starrte mich an, als sei ich ein Eindringling, ein Dieb in ihrem geliebten Haus, und ich fühlte mich genauso.
    Die illustrierte Szene, die mehr in meinem Geist gewesen war als auf jenem Zeichenbrett, wurde mir wie in einem Strudel entrissen, dessen Quelle das Gemälde selbst war. Visionen von zupackenden Knochenfingern zerbröckelten, lösten sich teilweise auf und wurden größtenteils verschluckt und davongesaugt. Ich taumelte zurück, plötzlich freigegeben von den sich spiralförmig drehenden Bildern, wie die abgesprengte erste Stufe einer Rakete, und prallte mit der Schulter gegen den Fensterrahmen hinter mir. Der