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Magic Cottage

Magic Cottage

Titel: Magic Cottage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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jähe Schmerz peitschte meine Sinne noch mehr auf, und jetzt klärte sich meine Sicht rasch.  Da war Midges Gemälde, eine helle Landschaft bei Tag, im Wesen korrekt übereinstimmend mit dem Original, jedoch in der Darstellung idealisiert. Ein hübsches Landhaus in einer hübschen Umgebung. Aber ich hatte etwas Dunkles gesehen.
    »Mike! Mike, was ist los?«
    Ich drehte mich zu ihr um und lehnte noch immer schwach am Fensterrahmen. Ich war zu durcheinander, um etwas sagen zu können.
    Midge kam zu mir, und ihre Haare und ihr Gesicht waren naß vom Regen, der Anorak, den sie trug, glänzte vor Nässe; sie kam zu mir, und ich brach fast in ihren Armen zusammen.
    »Du siehst schrecklich aus«, sagte sie. »Du bist so blaß. Und deine Augen . . . oh, Gott, deine Augen!«
    »Hilf mir. . . muß mich setzen.«
    Ich verstand kaum meine eigenen Worte, so verzerrt waren sie, aber Midge wußte Bescheid; sie sah, daß ich kaum mehr in der Lage war zu stehen. Sie führte mich zum Sofa hinüber und stützte mich, als ich mich niederließ. Dankbar lehnte ich mich gegen die Kissen zurück.
    Ich starrte zu ihrer Staffelei hinüber, aber aus diesem Blickwinkel waren Zeichenbrett und Bild nicht zu sehen. Midge streichelte meine Wange, ihre Hand war feucht und kalt. Dann verließ sie das Zimmer und kam gleich darauf mit einem kleinen Wasserglas zurück.
    »Brandy«, sagte sie und hielt mir das Glas an die Lippen.
    Ich nahm es ihr ab, kaum fähig, es richtig zu halten. Der Brandy schmeckte entsetzlich, aber der wärmende Schock tat gut.
    »Oh, Midge, du kannst dir nicht vorstellen . . .«
    »Deine Augen sind blutunterlaufen, Mike. Wie viel hast du gestern getrunken?«
    »Das Bild . . .«
    »Okay, vielleicht gefällt es dir nicht, aber glaubst du nicht, daß die Reaktion ein bißchen übertrieben ist?«
    »Hör auf, Midge, das ist kein Spaß . . .« Ich nahm einen Schluck von dem Brandy.
    Das Glas an meinem Mund zitterte, und sie hielt meine Hand fest. »Sag mir, was los ist«, bat sie mich ganz leise.
    »Mein Gott, es ist dieser Ort, Midge. Irgend etwas geht hier vor, das wir nicht verstehen.«
    »Komm schon, Mike, wie kannst du das sagen?« wies sie mich zurecht. »Dieser Ort ist vollkommen, und du weißt das.«
    »Das Bild hat sich verändert . . . bewegt! Ich hab's mir angesehen, und es hat sich verdammt nochmal bewegt .. .«
    Sie sah mich sehr verständnisvoll an — in etwa so, als wäre ich verrückt geworden.
    »Es ist wahr, Midge! Es ... es ist lebendig geworden! Ich habe . . . Dinge gesehen ... Bewegungen . .. ich konnte die Blumen riechen, den Wind   spüren.   Und da war jemand im Haus, und ich bin ganz sicher, daß ich weiß, wer das war . . .«
    Ich erwartete Verwunderung, Unverständnis. Ich erwartete Betroffenheit, vielleicht sogar eine gewisse Besorgnis hinsichtlich meines Geisteszustandes. Was ich nicht erwartete, war ihr Zorn.
    »Was, zum Teufel, habt ihr beide gestern nacht bloß gemacht? Du hast es mir versprochen, Mike, du hast es mir versprochen! Nichts mehr von diesem Zeug! Kein Stoff mehr!« Und mit ihrem Zorn kamen die Tränen.
    »Unsinn, Midge! Ich schwör' dir, Bob und ich haben getrunken, aber das war alles. Du weißt, daß ich dich nicht —«
    »Lügner!«
    Ich hätte beinahe das Glas fallen lassen. Sie hatte diese Anschuldigung gekreischt, und ihre Augen loderten hinter dem feuchten, glitzernden Tränenschleier.
    »Wir haben nur getrunken —«
    »Sie haben dich gewarnt, die Ärzte haben dir gesagt, mit was für Konsequenzen du rechnen kannst! Sie haben dir klargemacht, was für ein unverschämtes Glück du gehabt hast, daß du am Leben geblieben bist, damals! Allmächtiger Gott, Mike, hast du daraus denn nichts gelernt? Wir sind hierher gezogen - und einer unserer Gründe war, daß wir von diesem Haufen weggekommen, von dieser verdammten Scene. Und jetzt — eine Nacht allein, und —«
    »Das stimmt nicht! Was ist bloß in dich gefahren?«
    »In mich? Du bist derjenige, der durchdreht! Du behauptest, daß sich ganz normale Bilder bewegen! Was hast du gestern nacht genommen? Wieder Koks? Heroin? Oder die weichen Sachen? - wie damals? Ich hab' dir schon vor Jahren gesagt, daß ich es hasse, dich auch nur auf dem weichen Trip zu sehen! Bedeutet dir das denn so wenig?«
    In diesem Augenblick war mir natürlich nicht klar, daß ihre Heftigkeit weniger gegen mich gerichteter Zorn war, als vielmehr Abwehr gegen eine Erkenntnis, die sie sich nicht eingestehen wollte. Erst viel später fand ich heraus, daß

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