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Magic Cottage

Magic Cottage

Titel: Magic Cottage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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fegte Rumbo vom leeren Bett herunter, wo er bereits den Kampf gegen das oberste Laken aufgenommen hatte, und ging ins runde Zimmer hinüber. Selbst hier war es düster.
    Der Geruch frischer Farbe hing in der Luft, und da es ein vertrauter Duft war und einer, den ich mit meiner Lebensgefährtin assoziierte, war er nicht unangenehm. Ihre Staffelei stand in einem spitzen Winkel zu einem der Fenster, und mir fiel ein, was sie mir gestern erzählt hatte. Sie hatte gemalt, und für mich war jede neue Illustration von Midge eine Freude. Ich durchquerte den Raum.
    Bevor ich die Staffelei umrundete, stellte ich meinen Kaffee auf dem kleinen Beistelltisch ab, auf dem ihre Farben, Pinsel und all der nötige Kleinkram ausgebreitet waren. Wir hatten ein stilles Übereinkommen — weder mir noch sonst irgend jemandem war es erlaubt, mit gefährlichen Gegenständen in die Nähe ihrer Staffelei zu kommen. Ich hatte den Fehler einmal gemacht, kurz nachdem wir uns kennengelernt hatten; ich hatte ihre Arbeit bewundert — und dabei eine Bierdose geöffnet; dreimal dürfen Sie raten, wohin der Schaum gespritzt ist. Midge hatte es mir nicht so sehr übelgenommen, aber ich hatte mir damals geschworen: nie wieder.
    Ich stellte die Tasse also in sicherer Entfernung ab, umrundete die Staffelei und sah mir ihre Arbeit an. Und war augenblicklich völlig hingerissen.
    Sie hatte Gramarye gemalt, in ihrer Lieblingstechnik, in Gu-ache.
    Sie hatte ihre Staffelei offensichtlich auf dem Grasstreifen vor dem Gartentor aufgebaut gehabt, denn das Haus war aus dieser Perspektive gemalt, der Garten mit seinen wilden Farbmustern im Vordergrund, während der Wald im Hintergrund seltsam brütend wirkte; aber dies alles war unbedeutend gegen Gramarye selbst — die Mauern waren peinlich detailgetreu ausgeführt; es gab genau die Markierungen, die auch die echten Wände trugen, und die Dachziegel waren genauso abgenutzt wie die echten Dachziegel. Vielleicht waren die Farben ein wenig übertrieben - kein Dach konnte jemals ganz so perfekt die Schattierung von Rostrot annehmen, kein Grashalm und kein Baum konnten jemals so intensiv grün sein — doch dies alles vermittelte die wirkliche Kraft unseres Zuhauses und dessen nächster Umgebung, jene belebende Aura, die wir beide vom ersten Tag an gespürt hatten und die nur Midge mit ihrer einzigartigen und handwerklich geschickten Sensibilität darstellen konnte. Glauben Sie mir, meine Knie wurden tatsächlich weich, als ich das alles in mich aufnahm.
    Draußen brach die Sonne durch die Wolken und überflutete den Raum mit strahlender Wärme, und ihr Schein traf auf die klaren Farben vor mir, so daß sie blendend und in funkelnder Energie hoch- und tief in mich hinein brandeten und das Bild in meinem Kopf reproduzierten — nicht nur nachbildeten —; gerade so, als habe es sich dort verfestigt, als sei es so wirklich wie das Original.
    Erinnern Sie sich noch an den Tag, an dem Midge und ich das Haus besichtigt haben? An meinen um Jahre verzögerten Trip (nun, jedenfalls hatte ich es damals so genannt)? Okay, jetzt ging es wieder los. Entweder war ich es, der zu schwanken begann, oder das Zeichenbrett; das Bild veränderte sich; die Konturen darauf schwankten zwischen scharf und unscharf.
    Die Sonne hinter mir brannte auf meine Schultern und meinen Kopf herunter, und irgend etwas geschah . . . Die Hitze wurde unerträglich, etwas Grelles, Stechendes. Vage bekam ich mit, daß ich mich bewegte; daß ich einen Schritt machte, daß meine Knie nachgaben — und das in meinem Kopf festsitzende Bild schwoll an, dehnte sich aus, wurde zu gigantisch, als daß es noch Platz darin hätte, es drohte, sich über mein Gehirn hinaus auszuweiten und gegen die Innenseiten meines Schädels zu stoßen. Der Druck wurde fast unerträglich.
    Auf phantastische und beängstigende Art und Weise zugleich wurde ich ein Teil von Midges Bild, darin lebend und atmend, so real, als stünde ich draußen vor dem Gartentor; nur — ob ich wahrhaftig in dieses Bild eingetaucht war oder ob das Bild in mich eingetaucht war, das wußte ich nicht. Der Geruch frischer Farbe war nur mehr schwach, aber die vielfältigen Düfte der Blumen, des Grases, selbst des Zauns, der Straße — des Himmels! — waren betäubend.
    Ich halluzinierte und war mir dessen vollkommen bewußt. Aber nichts, keine noch so große Willensanstrengung, konnte mich zurückbringen. Ich bin davon überzeugt, daß ich aufgeschrien habe — denn ich hatte Angst, ich hatte solche

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