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Magic Cottage

Magic Cottage

Titel: Magic Cottage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Körper.
    »Midge, es tut mir leid, ich wollte dich nicht so aus der Fassung bringen. Schätze, heute sind unsere Bio-Rhythmen ganz schön aus dem Takt, was?« Laß die Gags, ermahnte ich mich, rückte zu ihr auf und nahm sie in die Arme; ich schmiegte mich an ihren Rücken, und jetzt waren wir uns wieder so nahe wie Yin und Yang. Ich wünschte, unsere innere Haltung zueinander wäre genauso behaglich gewesen. »Mittlerweile müßte ich wirklich wissen, daß du allen neuen Ideen und Philosophien gegenüber ziemlich aufgeschlossen bist — ohne daß du sie notwendigerweise gleich akzeptierst. Okay, das war immer deine Stärke, die Fähigkeit, neue Gedanken aufzunehmen und darüber nachzudenken.« Sie blieb stumm. Ich mußte sie ziemlich getroffen haben. »Vielleicht habe ich Mycroft und seine Anhänger einfach nicht richtig verstanden. Meinetwegen, ich zweifle nicht an der Aufrichtigkeit seines Glaubens, aber du kannst doch nicht wirklich erwarten, daß ein alter Zyniker wie ich das so einfach schluckt, oder?«
    Schniefen von Midge.
    »Okay, reden wir darüber«, fuhr ich fort. »Erzähl mir mehr davon, dann kann ich vielleicht ein paar andere Gesichtspunkte beisteuern. In der Vergangenheit hat das bei uns beiden immer geklappt — okay?«
    »Mycroft sagt, er kann mir helfen, mit meinen Eltern in Kontakt zu kommen.« Sie sagte es sehr rauh, und sie drehte sich nicht um.
    Ich war zu verblüfft, um sofort reagieren zu können — und wahrscheinlich war das auch gut so. Aber schließlich sagte ich: »Oh, Baby . . .« — und spürte augenblicklich, wie sie sich verkrampfte.
    Aber dieses Mal blieb ich hart; ich zog sie zu mir herum. Das war eine Sache, die ich sehr ernst nehmen mußte.
    Es war dunkel, als ich später aufwachte, obwohl draußen irgendwo ein heller Mond sein Bestes tat, um das auszugleichen; das Fenster projizierte ungleichmäßige Rechtecke aus Licht auf die Bettlaken und verwandelte sie in einfarbige Decken. Ich drehte mich zu Midge um — sie war tief eingeschlafen, und ihr Atem war ruhig und gleichmäßig.
    Ich hatte mir vorhin alle Mühe gegeben, eine Menge Dinge zurückzuhalten, die ich recht gern über Mycroft und seine verrückten Ideen losgeworden wäre. Ich weiß, daß ich damit den Weg des geringeren Widerstandes nahm und daß es feige war; aber ich wollte diesen dummen Riß kitten, der sich da aufgetan hatte. Das Problem war, daß Midge diesen Mangel an Einwän-den als stillschweigendes Einverständnis auffaßte und sich immer mehr für die Idee begeisterte, mit Hilfe dieses irregeleiteten Synergisten einen Kontakt zu ihren Eltern herzustellen. Ich versuchte, die Zügel sanft anzuziehen, aber der Enthusiasmus hatte sie längst davongetragen; die Vorstellung, schon bald wahrhaftig mit ihrer Mutter und ihrem Vater ›reden‹ zu können, überwältigte sie völlig, als könne sie ihnen damit auf eine unheimliche Art und Weise zur ewigen Ruhe verhelfen. Ihre Eltern hatten keinen leichten Tod, müssen Sie wissen, es war kein sanftes Hinübergleiten in ewigen Schlaf, und Midge war besessen von dem Gedanken, daß die traumatischen Begleitumstände, unter denen sie gestorben waren, sie auch nach dem Tode keinen Frieden finden lassen würden.
    Ich fröstelte und zog die Laken bis zum Hals hoch. Der Regen des Tages hatte die Nacht kühl werden lassen. Und jetzt erfüllte eine deutliche klamme Modrigkeit das Schlafzimmer - viel stärker, als je zuvor. Die Digitaluhr auf dem kleinen, runden Tisch neben dem Bett zeigte 22.26 Uhr an, und ich brauchte ein paar Sekunden, bis mir klar wurde, daß es tatsächlich schon sechsundzwanzig Minuten nach zehn war. Wir hatten den ganzen Nachmittag und Abend verschlafen.
    Ein Schemen huschte am Fenster vorbei, eine Fledermaus oder eine Eule auf ihrem nächtlichen Beuteflug. Das Flattern der Schwingen klang hohl in der Stille der Nacht.
    Meine Kehle war trocken, aber das waren noch die Auswirkungen der gestrigen Nacht. Ich verspürte das Bedürfnis, Midge zu wecken — ich wäre gerne mit ihr in die Küche hinuntergegangen, ich hätte gerne einen Kaffee oder eine heiße Milch mit ihr getrunken . .. und mit ihr geredet. Es war viel ungesagt geblieben heute mittag, und ich hatte das Gefühl, daß es gut war, wenn wir uns mit dieser Situation auseinandersetzten; hoffentlich gelang es mir, dem Ganzen eine gewisse Logik abzugewinnen. Aber ich mußte behutsam vorgehen, denn Midge war sich ihrer Sache vollkommen sicher — leichtgläubig wie nie zuvor hatte sie alles geschluckt,

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