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Magic Cottage

Magic Cottage

Titel: Magic Cottage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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gemacht? Bist du hinuntergegangen?«
    »Ich wollte einfach nur guten Tag sagen — du weißt, wie nett sie am Wochenende zu uns waren. Ich dachte, daß es sie interessiert, wie es deinem Arm geht.«
    »Ach, wirklich? Wen hast du gesehen? Kinsella? Gillie?«
    »Ich habe Mycroft gesehen.«
    »Wenn man bedenkt, daß er als rätselhafte Persönlichkeit gilt, dann tritt er ziemlich oft in Erscheinung, soweit es dich betrifft.«
    »Ich bin ihm erst zweimal begegnet, Mike.«
    »Zweimal mehr als der örtliche Vikar.«
    »Wer würde den nicht meiden.«
    »Ich glaube nicht, daß es dem guten Reverend aufgefallen ist, wie sehr er dich — uns beide — mit seiner gräßlichen kleinen Geschichte durcheinandergebracht hat. Wahrscheinlich ist er der Meinung, daß er uns Gramarye damit noch ein wenig interessanter gemacht hat — er hat dem Haus Charakter verliehen, sozusagen.«
    »Das hat er wirklich; aber einen ziemlich unangenehmen. Jeden Morgen werde ich nervös, wenn ich in die Küche hinuntergehe; jedesmal frage ich mich, was ich da — am Tisch — antreffen werde.«
    Ich sagte ihr nicht, daß ich dieselben Ängste hatte. »Vergiß es. Du glaubst sowieso nicht an Gespenster.«
    »Nicht an diese Art Gespenster. Aber ich bin davon überzeugt, daß der Tod nicht das Ende ist . .. Es muß noch etwas geben, damit all das hier eine Bedeutung bekommt. Wir können nicht einfach existieren und dann nicht mehr existieren, sonst wäre doch alles, was wir tun oder zu tun versuchen, so sinnlos.«
    »Tja, das ist wohl eine Sache, die wir erst definitiv erfahren werden, wenn man den Deckel über uns schließt, oder? Ich gebe zu, im Moment bin ich nicht sonderlich neugierig darauf.«
    »Mycroft hat mir gesagt, daß wir es erfahren können. Zumindest ist es möglich, daß wir eine Vorstellung von unserem Zustand nach dem Tode zusammentragen.«
    »Ach, komm schon, Midge, du wirst doch nicht auf diese Scheiße hereinfallen? ›Ist da irgendwer, Onkel George, hallo, bist du das, kannst du mich hören, ist da jemand am Tisch, der eine grauhaarige Omi hatte, die kürzlich dahingegangen ist, sagen wir, in den letzten zwanzig Jahren oder so? ‹ — Du machst mir Spaß!«
    »Nein, nicht diesen Unsinn, ich halte nichts von Spiritismus.« Sie unterbrach sich und zögerte, als sei sie nicht sicher, ob sie fortfahren solle oder nicht. Dann sagte sie: »Mycroft lehrt, daß unsere Seele eine höhere Wahrnehmungsebene erreichen kann, wenn der Wille wahrhaft mit dem göttlichen Geist in Einklang steht. Er glaubt, daß unsere spirituelle Kraft mit dem ewigen Sein derer vereinigt werden kann, die einst gelebt haben.«
    Ich ließ sie ein leises, müdes Stöhnen hören, und das gebot ihr für einen Moment Einhalt.
    »Nein, Mike, hier geht es nicht um Humbug, sondern in einem wahrhaftigeren Sinn einzig und allein um Bewußtsein. Bewußtsein möglicherweise in einer Form, die äußerlich weniger substantiell ist als Stimmen oder sich bewegende Gegenstände oder sogar Visionen, aber gerade deshalb um so reiner und unverfälschter. Kein Trick, keine Illusionen; nur ein wechselseitiger Kontakt zweier Energiepole, mit Mycroft als Führer und, wenn du so willst, als Übersetzer. Mit Worten kann man es nicht richtig erklären — und ich ganz bestimmt nicht; du mußt einfach glauben.«
    »Und ich wette, das tust du. Ich wette sogar, daß sein ganzer Kult auf dieser Art blindem Vertrauen basiert. Nimmst du das wirklich ernst, was er dir da erzählt hat?«
    »Ich habe nie behauptet, daß ich das tue.« Plötzlich klang ihre Stimme wieder sehr hart. »Aber seine Theorien und Auffassungen sind interessant, und wenn man aufgeschlossen genug ist, dann ergeben sie eine Menge Sinn. Du müßtest ihm einmal zuhören, Mike — ihm zuhören, nicht mir. Dann würdest du verstehen, was ich meine ... er ist ein bemerkenswerter Mensch.«
    »Nein, danke, ich glaube, ich werde unwissend und unbeeindruckt bleiben.«
    »Ich hätte wissen müssen, daß das alles ist, was du zu sagen hast. Stets der Zyniker. Aber irgendwann wirst auch du aus dieser kleinen Welt heraustreten müssen, Mike, irgendwann wirst auch du versuchen müssen, die Hand nach ein bißchen mehr auszustrecken.«
    »Du liebe Güte, er hat dich tatsächlich erwischt.«
    Sie wandte sich mit einer heftigen, entrüsteten Bewegung ab, und ich bedauerte meinen Spott augenblicklich - auch wenn ich ihn nach wie vor für sehr berechtigt hielt. Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter; Midge weinte, ein Schluchzen schüttelte ihren

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