Magic Cottage
was ihr aufgetischt worden war —, aber ich zweifelte nicht daran, daß geduldiges Argumentieren früher oder später alles wieder zurechtrücken würde.
Ich beugte mich zu ihr hinüber und küßte ihre freiliegende Schulter. Sie bewegte sich und murmelte etwas Unverständliches, das wahrscheinlich nur in dem Traum, den sie gerade träumte, einen Sinn ergab, und drehte sich dann auf den
Bauch — unerreichbar für die Welt. Ich streichelte ihren Nacken; aber sie schlief wirklich tief und fest. Midge rührte sich nicht. Ich lehnte mich auf einen Ellenbogen zurück und starrte zum Fenster hinüber: Der Mond war weitergewandert und nicht mehr zu sehen, der Himmel hatte sich in schimmerndes Blau verfärbt; unglücklich dachte ich an unsere Zärtlichkeiten, vorhin. Wir hatten miteinander geschlafen, und die Versöhnung der Liebenden hätte eigentlich alles versüßen sollen, aber das Ganze war nicht mehr als ein körperlicher Akt gewesen. Eine Katastrophe. Die Anstrengung, wenigstens zu einem Ergebnis zu kommen, mußte ganz beträchtlich zu unserer beiderseitigen Müdigkeit beigetragen haben — ich weiß noch, daß ich anschließend sofort eingeschlafen bin. Jetzt bat ich Midge in Gedanken um Entschuldigung, allerdings mehr für mein schnelles Abdriften, als für die schlechte Darbietung (wir waren beide alt und lebenserfahren genug, um zu wissen, daß so etwas gelegentlich sogar in den besten und sinnlichsten Beziehungen vorkommt).
Ich warf die Laken beiseite und hoffte ein bißchen, daß diese Bewegung sie aufwecken würde, aber das geschah nicht. Ich streifte mir den Morgenmantel über und ging leise Richtung Tür (es wäre wirklich unfair gewesen, einen solch tiefen Schlaf zu stören); es war dunkel im Raum, und ich mußte mich an der Wand entlangtasten. Überrascht bemerkte ich die Nässe. Vorsichtig strich ich über den Putz, und meine Fingerspitzen tauchten in schimmernde Feuchtigkeit. Eine undichte Leitung? Nein, konnte nicht sein — die Feuchtigkeit breitete sich nicht aus. Kondenswasser also? Im Sommer? Es gab keine andere Erklärung, und es hatte fast den ganzen Tag geregnet. Ich war gespannt, was dann erst der Winter bringen würde! Offensichtlich gab es an unserem Haus noch eine ganze Menge zu richten, was, würden wir erfahren, sobald sich das Wetter verschlechterte.
Ich ging den Flur entlang zur Treppe. Ich knipste das Licht an, aber die Stufen blieben weiterhin schattig, dort, wo sie um die Biegung verschwanden. Um ehrlich zu sein, plötzlich hielt ich nicht mehr sonderlich viel davon, in die Küche hinunterzugehen, und ich schätze, Sie wissen, warum, aber ich redete mir ein, daß ich ein erwachsener Mann war — und ein Skeptiker außerdem. Ich tappte hinunter und hielt auf halbem Weg schließlich an - das schwarze Loch unten, das die Küche war, sah absolut nicht verlockend aus. Die ›Halluzination‹ mit dem
Bild hatte mich doch mehr mitgenommen, als ich gedacht hatte.
Ich knirschte in bester Heldentradition mit den Zähnen und ging weiter. Ich tastete mit der rechten Hand nach dem Lichtschalter, der unmittelbar hinter dem Türrahmen sein mußte. Die Vorstellung — das Gefühl —, unsichtbare, kalte und knochige Finger würden sich um mein Handgelenk legen, war unerträglich intensiv, und es fehlte nicht viel, und ich wäre eiligst wieder nach oben gehastet — aber ich widerstand diesem Impuls.
Das Licht flammte auf, und es war eine Erleichterung, den Raum völlig leer vorzufinden. Ich trottete am Küchentisch vorbei auf den Kühlschrank zu und holte die Milchpackung heraus. In der Spüle war ein hohes Glas zum Trocknen abgestellt, und ich füllte es bis zum Rand, trank es im Stehen halb aus und schenkte noch einmal nach. Dann stöberte ich im Kühlschrank herum und fand etwas Schinken, und als ich eine Scheibe Brot mit Butter bestrich, hatte ich plötzlich das böse Gefühl, daß ich nicht mehr allein war. Ich schaute hoch: das Fensterglas über der Spüle zeigte mir lediglich mein eigenes bleiches Spiegelbild. Von dort, wo ich stand, konnte ich den Tisch und die Stühle nebenan nicht sehen. Aber meine Phantasie reichte völlig aus — ich wußte, daß dort jemand saß.
Langsam drehte ich mich um und starrte den Durchgang an. Ich wollte mich nicht vergewissern; wirklich nicht. Eigentlich war mir viel mehr danach, mit dem Besenstiel gegen die Decke zu klopfen und Midge so schnell wie möglich hier herunterzuholen, nur zur Gesellschaft, verstehen Sie mich recht. Aber natürlich konnte ich
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