Magic Girls 05 - Die grosse Prüfung
einzugehen. Sie drehte sich eitel im Kreis herum.
Jolanda bedeckte die Augen. »Viel zu grell«, murmelte sie. »Außerdem passt der Hut nicht mehr zum Wetter – falls du es noch nicht mitbekommen hast.«
In den letzten Tagen hatte Tauwetter eingesetzt und der Schnee war zu einem kläglichen Rest zusammengeschrumpft. Die Luft war mild, fast schon frühlingshaft.
»Oh, das kann ich leicht ändern«, meinte Mona mit einem Blick zum Fenster. »Ich lasse es einfach wieder schneien …« Schon hob sie die Hand.
»Bitte nicht!«, rief Jolanda. »Es hat in diesem Winter schon genug Schnee gegeben. Alle sind froh, dass es jetzt endlich taut.«
»Na gut«, sagte Mona milde. »Ich will heute Abend ja auch Pumps tragen – und keine Winterstiefel.« Sie nahm ihren Hut ab und betrachtete die Krempe. »Vielleicht sollte ich aus den Schneekristallen lieber Gänseblümchen machen – sozusagen als Symbol für Frühling und Frühlingsgefühle …« Sie lächelte verträumt, machte eine Handbewegung, und die Hutkrempe sah aus wie eine Blumenwiese.
Jolanda räusperte sich. »Ich habe ja nichts dagegen, wenn du dich mit Männern triffst, aber warum muss es ausgerechnet der Schuldirektor meiner Kinder sein?«
»Warum nicht?«, entgegnete Mona provozierend. »Außerdem geht er am Schuljahresende in Pension, hat dann Zeit und ist nicht mehr der Direktor deiner Kinder, hm?«
»Aber ich möchte nicht, dass er Einblick in unsere Familienverhältnisse bekommt«, regte sich Jolanda auf. »Am Ende findet er noch heraus, dass wir Hexen sind – und was dann?«
In diesem Moment läutete das Telefon. Mona war schneller als Jolanda beim Apparat und nahm ab.
»Mona Bredov, hallo?«, meldete sie sich. Gleich darauf verzog sie das Gesicht und fasste sich mit der freien Hand an die Schläfe. »Da ruft jemand mit einem Handy an«, teilte sie Jolanda gedämpft mit.
»Oh, Herr Seifert, wie nett, dass Sie anrufen«, sagte Mona dann laut. »Wir haben gerade von Ihnen geredet. – Wie, Sie sind im Krankenhaus? Frisch operiert?« Zwischen ihren Augenbrauen erschien eine steile Falte. »Das ist sehr schade. Aber natürlich habe ich Verständnis, dass unsere Verabredung heute Abend ausfällt. Ich bitte Sie! In so einem Fall! – Ja, richtig. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Wir holen das Essen nach, natürlich. Dann gute Besserung, Herr Seifert.« Sie legte auf und wandte sich Jolanda zu.
»Er hat abgesagt«, murmelte sie. »Er liegt im Krankenhaus und ist gerade am Knie operiert worden.«
»Ich dachte, du hättest sein Knie geheilt«, sagte Jolanda verwundert. Sie war von Monas Aktion
Heilende Hände
nicht besonders begeistert gewesen und fand sie viel zu auffällig. Aber Mona hatte es noch nie wirklich interessiert, dass sie in Gegenwart von Menschen nicht zaubern durfte. Wenn es ihr Leben vereinfachte, hexte sie eben. In diesem Fall war es geradezu ein Wunder, dass der Direktor nicht misstrauisch geworden war.
»Ja – ich habe ihn geheilt«, erklärte Mona dumpf. »Worauf dieser Mann nichts Besseres zu tun hatte, als mit dem Nachbarsjungen Fußball zu spielen. Auf dem gerade schneefreien Rasen. Natürlich war Herr Seifert völlig aus der Übung und ist auf dem nassen Gras ausgerutscht. Jetzt hat er einen Bänderriss am Knie – und ich kann meine Verabredung in den Wind schießen!«
Jolanda sah erleichtert aus. »Siehst du, Mutter, es sollte eben nicht sein. Und du hättest sein Knie besser in Ruhe gelassen, wie ich gesagt habe. Das Schicksal wollte es nicht. Wie heißt eines unserer Sprichwörter?
Gegen manche Dinge hilft kein Zauber!
«
»Spar dir deine Kommentare«, sagte Mona unfreundlich. »Es war kein Schicksal, es war Dummheit. Was muss dieser Mann auch mit einem siebenjährigen Jungen Fußball spielen! Noch dazu zu dieser Jahreszeit.« Sie schnaubte heftig. »Männer sind wie kleine Kinder!«
»Jetzt ärgere dich nicht, Mutter«, meinte Jolanda. »Ihr werdet das Treffen ja nachholen, wenn er wieder gesund ist. Denke ich mir …«, fügte sie noch leicht grollend an, denn so ganz wohl war ihr immer noch nicht bei dem Gedanken, Mona … und der Direktor ihrer Kinder …
»Aber ich habe jeden Grund, mich zu ärgern!«, fauchte Mona. »Ich habe gehofft, dass wir nach dem Essen auch tanzen gehen. Ich habe schon ewig nicht mehr getanzt! Aber das kann ich mir ja jetzt abschminken. Schade um die ganzen Vorbereitungen!« Sie verließ wütend den Raum und knallte die Tür hinter sich zu. Jolanda zuckte zusammen.
Auch nach dem
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