Magic Girls 05 - Die grosse Prüfung
immer wieder Fehler gemacht habe. Aber wenn ich nicht übe, dann werde ich noch schlechter. Also los!« Sie schluckte. »Früher habe ich es doch auch gekonnt.«
»Ja«, bekräftigte Elena.
Das war, bevor Mafaldus den Fluch auf dich geschleudert hat
, dachte sie. Aber sie sagte: »Du kannst es auch jetzt. Glaub an dich!«
Miranda nickte und schloss die Augen. Elena sah, wie sich ihre Lippen lautlos bewegten. Sie fühlte ein Kribbeln – die Gegenwart von Magie … Allerdings fühlte sich das Kribbeln irgendwie schärfer an als sonst. Fast wie Juckpulver. Elena hatte das Bedürfnis, sich zu kratzen, aber sie rührte sich nicht, um Mirandas Konzentration nicht zu stören.
Mirandas Gestalt schrumpfte und nahm die Form eines Vogels an. Elena biss sich auf die Lippe.
Zu groß für eine Taube …
Miranda wurde ein Rabe mit glänzendem Gefieder. Dass er rote Augen hatte, machte die Sache nicht besser … Wild blickte sich der Rabe um und machte dann ein paar Schritte durchs Zimmer. Bei jedem Schritt schepperte es. Elena stockte der Atem, als sie sah, dass der Rabe anstatt auf Vogelfüßen auf scharfen Messerklingen lief. An jedem Bein waren drei Klingen nach vorne und eine nach hinten gerichtet. Elena presste die Hand vor ihren Mund. Dann nahm sie ihre ganze Hexenenergie zusammen und richtete sie auf Miranda.
Verwandle dich zurück, Miranda, sofort!
Der Rabe löste sich auf, schwarze Federn flatterten im Zimmer umher, dann stand Miranda wieder vor Elena.
»Hat … hat es wieder nicht geklappt?«, fragte Miranda erschrocken. »Ich glaube, ich war keine weiße Taube, oder?«
Elena schüttelte stumm den Kopf.
»Was … was war ich dann?«
»Du warst … äh …«
Da entdeckte Miranda eine der Rabenfedern. Wie in Zeitlupe bückte sie sich und hob die Feder auf.
»Schwarz«, murmelte sie. Ihr hilfloser Blick wanderte zu Elena. »Nicht weiß …«
»Ja«, sagte Elena heiser. »Du warst ein Rabe.«
»Beim Orkus!«
»Mit ro-roten Augen.«
»NEIN!« Miranda sah verzweifelt aus.
»Und … du hattest ...«, Elena konnte nur noch flüstern, »... du hattest Klauen aus Messerklingen!«
M iranda war untröstlich. Sie saß auf dem Bett und heulte. Elena wusste allmählich nicht mehr, was sie zu ihr sagen sollte. Sätze wie
»Das wird schon wieder!« oder »Halb so schlimm, du warst nur nicht richtig bei der Sache!«
stimmten einfach nicht. Außerdem hörten sie sich hohl und leer an …
Deswegen beschränkte sich Elena darauf, den Arm um Mirandas Schultern zu legen und stumm ihren Rücken zu streicheln.
»Es ist bestimmt der Fluch, Elena.« Als Miranda die Hände von ihrem Gesicht nahm, sah Elena, dass sie ganz rot geweinte Augen hatte. »Der Fluch vergiftet langsam meinen Körper. Vor meiner Entführung in die Unterwelt ging es mir schon nicht gut, aber jetzt fühle ich mich noch schlechter. Ich habe das Gefühl, als würde sich etwas in mir verändern, mir meine eigene Hexenkraft rauben, und das jeden Tag ein bisschen mehr …«
Elena schluckte. »Aber Monas
Grobuli
…«
Miranda schüttelte traurig den Kopf. »Die helfen leider gar nicht.«
Elena widersprach ihr nicht. Sie hatte inzwischen auch Zweifel, was Monas Heilmittel betraf. Denn eigentlich hätte es Miranda längst besser gehen müssen.
»Ach Elena, was sollen wir nur tun?« Miranda starrte vor sich hin. »Vielleicht kann ich bald gar nicht mehr zaubern, wie ich will, meine Zauberkräfte geraten immer mehr außer Kontrolle – und was wird dann aus mir? Ich wollte doch so gerne Diplomatin werden.« Sie schniefte.
Elena reichte ihr ein frisches Taschentuch. »Wir müssen jemanden um Hilfe bitten«, schlug sie vor. »Jemanden, der wirklich Ahnung von Flüchen hat.« Sie hatte sofort Gewissensbisse, weil sie nicht mehr daran glaubte, dass ihre Oma Miranda heilen konnte. Aber vielleicht war Mona in diesem Fall einfach nicht die Richtige.
»Und wen können wir fragen?«, wollte Miranda wissen und schnäuzte sich heftig.
Elena überlegte. Ihr Vater war zweifellos ein großer Magier, aber er war damit beschäftigt, in der Hexenwelt Verbrecher zu jagen, insbesondere den einen großen Verbrecher, der die Hexenwelt bedrohte, nämlich Mafaldus Horus. Elena dachte an Eusebius. Vielleicht hatte der eine Ahnung, was sie tun konnten …
»Ich könnte meine Tante per
Transglobkom
anrufen«, sagte Miranda unvermittelt und knüllte das Taschentuch zu einer Kugel zusammen. »Sie könnte sich Zugang zur
Magischen Universität
verschaffen. Ich habe mal gehört, dass es
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