Magic Girls 05 - Die grosse Prüfung
gedacht.« Sie verdrehte die Augen. »Wahrscheinlich hat sie nur noch ihr Date im Kopf gehabt. Sie hat aber gesagt, dass sie eine Schar junger Grillen ins Direktorat hexen wird, damit diese kleinen Krabbeltiere an den Blättern nagen und den Text unlesbar machen.«
»Grillen?« Miranda zog die Augenbrauen hoch. »Jetzt, im Januar? Vermehren sich Grillen nicht im Frühjahr oder Sommer?«
»Keine Ahnung«, sagte Elena achselzuckend. Eine Grillenplage im Direktorat interessierte sie im Moment wenig. Elena hatte jetzt jedenfalls andere Probleme.
»Ich wette, auf die abartige Idee mit den Grillen ist Mona nur gekommen, weil in Rufus’ Kindergarten gerade die Kopfläuse grassieren«, murmelte Miranda und seufzte.
»Ich weiß nicht«, meinte Elena. »Wahrscheinlich ging es meiner Oma hauptsächlich darum, dass Herr Seifert nicht meine Hexenlektion studiert. Ich finde Grillen längst nicht so eklig wie Läuse. Sie machen so schöne Musik …«
»Die im Sommer aber auch nervig sein kann«, sagte Miranda. »Letztes Jahr hatten wir eine Grille zu Hause unterm Küchenschrank. Die hat nachts mit ihrem Gezirpe immer einen Höllenlärm gemacht. Wir konnten das Biest einfach nicht finden!«
»Hm.« Elena fand Grillen trotzdem hübscher. Sie kratzte sich nachdenklich am Kopf und betrachtete dann erschrocken ihre Fingernägel. Zum Glück war nichts zu sehen. Das würde jetzt gerade noch fehlen, wenn Rufus Läuse eingeschleppt hätte …
Der Kindergarten war seit einigen Tagen wegen der Läuseplage geschlossen. Jedes Kind hatte einen Zettel bekommen, auf dem stand, was im Fall von Kopfläusen zu tun war. Rufus war zum Glück bisher nicht betroffen.
Jolanda war ganz und gar nicht begeistert, dass der Kindergarten geschlossen war und Rufus zu Hause bleiben musste. Sie wollte dringend ein paar Artikel für den
Blankenfurter Kurier
schreiben, und es war schwierig, sich auf den Text zu konzentrieren, wenn Rufus neben ihr auf dem Boden spielte und sie ständig mit irgendwelchen Fragen löcherte.
Mona, die sich sonst gern mal zwischendrin um den Kleinen kümmerte, hatte diesmal keine Zeit, den Babysitter zu spielen. Sie war fast nie zu Hause, denn sie durchforstete die Boutiquen der Stadt nach einem passenden Outfit, das sie am kommenden Samstag anziehen wollte.
Selbst Daphne fand es übertrieben. »Omas Kleiderschrank ist soooo voll«, behauptete sie. »Es stimmt gar nicht, dass sie nichts zum Anziehen hat.« Sie tippte sich an die Stirn. »Also wenn ihr mich fragt, sie ist shoppingsüchtig und nutzt ihr Date gerne als Vorwand, um mal wieder ordentlich Klamotten zu kaufen!«
»Ach was«, meinte Jolanda, die einen Moment lang vom Computer aufsah und die Lesebrille auf die Stirn schob. »Mona nutzt sicher die Gelegenheit, das menschliche Einkaufsverhalten zu studieren. Wir wollten doch an unserem Forschungsprojekt weiterarbeiten. Ich habe schon ein ganz schlechtes Gewissen, weil wir die Sache in der letzten Zeit so schleifen lassen – obwohl wir sie ja eigentlich nicht mehr brauchen, um unseren guten Ruf in der Hexenwelt herzustellen. Aber wir könnten der Forschung trotzdem einen großen Dienst erweisen – und das sollten wir auch tun.«
»Du glaubst doch nicht im Ernst, dass es Oma bei ihrem Date um Forschung geht«, gab Daphne ironisch zurück. »Für mich sieht es ganz so aus, als ob es ihr diesmal eindeutig um den Direx geht!«
»Daphne!« Jolanda warf ihr einen warnenden Blick zu. Dann schaute sie auf Rufus. Der Kleine spielte friedlich mit zwei Wollmäusen, die er mit einem Animationszauber belebt hatte.
»Stimmt doch!« Daphne zog einen Schmollmund. »Du musst nur ihre glänzenden Augen sehen, dann weißt du, was sie denkt.«
»Ich finde, du übertreibst, Daphne … In ihrem Alter …«, wandte Jolanda ein.
»Gerade deswegen«, meinte Daphne. »Da muss man jede Chance nutzen!«
Jolanda atmete tief durch und konzentrierte sich dann wieder auf ihren Artikel. Aber vielleicht waren Daphnes Worte doch auf fruchtbaren Boden gefallen, denn am Samstagnachmittag gab es noch einmal eine heftige Diskussion zwischen Mona und Jolanda wegen Monas Verabredung.
»Ich finde es nicht gut, dass du mit Herrn Seifert ausgehst«, sagte Jolanda, als Mona bereits zum dritten Mal mit einem anderen Hut erschien. Diesmal war es ein flacher Hut mit einer ausladenden Krempe, die über und über mit funkelnden Schneekristallen bedeckt war. Jeder Betrachter wurde geblendet.
»Wie sehe ich aus?«, fragte Mona, ohne auf Jolandas Bemerkung
Weitere Kostenlose Bücher