Magic Girls 06 - Späte Rache
Nele schubste ihn wütend weg.
»Ausgerechnet Daphne!«, fauchte sie dann. »Die ... die hatte doch Alex. Oder Gregor. Oder was weiß ich ...« Sie schluckte heftig. »Wieso will sie jetzt auch Arne? Ach ...« Eine große Träne rollte ihr über die Wange. Nele wischte sie unwirsch weg.
Elena presste die Lippen zusammen. Sie fühlte sich schuldig, obwohl sie nichts dafür konnte, dass sich Daphne Arne geschnappt hatte. Aber es war Elena selbst unangenehm, wie oft Daphne ihre Freunde wechselte. Und sie hätte sich diesmal wirklich einen anderen Jungen aussuchen können als gerade den, der Nele so gut gefiel.
»Es tut mir leid«, sagte Miranda leise. »Aber ich glaube, es |82| ist besser, du weißt Bescheid. Wäre ja blöd, wenn du es von jemand anderem erfahren würdest.«
Nele nickte. »Wahrscheinlich ... hast du recht ...« Ihre Stimme versagte. Sie drehte sich weg, weil sie heulen musste. Jana nahm sie in die Arme.
Elena trat nervös von einem Fuß auf den anderen und blickte Miranda verzweifelt an.
»Habe ich was falsch gemacht?«, fragte Miranda.
»Nein, es ist schon in Ordnung«, sagte Elena schnell. »Es liegt ja nicht an dir. Ich finde es auch blöd, dass sich Daphne ausgerechnet in Arne verguckt hat. Als gäbe es keine anderen Jungs.«
Nele schluchzte auf.
Elena legte ihr die Hand auf den Rücken. »Beruhige dich doch, Nele!« Sie fühlte sich hilflos.
»Daphne hat es ja einfach«, schniefte Nele. »Die kann jeden Jungen kriegen, den sie will. Sie braucht bloß ... mit den Fingern zu schnippen ... Und ich ... Wenn ich einmal ... ach ... vergiss es.«
Jana streichelte Neles kurzes schwarzes Haar. »Vielleicht geht es ja bald wieder auseinander«, murmelte sie. »Du weißt doch, wie Daphne ist. – Jetzt sollten wir aber wirklich reingehen, sonst sind die besten Plätze schon weg.«
»Ich hab keine Lust mehr auf Kino«, brummte Nele. »Ihr könnt euch den Film ja angucken, wenn ihr wollt. Ihr braucht auf mich keine Rücksicht zu nehmen.«
Miranda und Elena wechselten einen Blick. Die Stimmung war jetzt ziemlich verdorben. Elena spürte, dass ihr der Film inzwischen auch egal war. Miranda und Jana schien es ähnlich zu gehen.
»Okay,« sagte Jana. »Dann geben wir die Karten eben zurück |83| und setzen uns stattdessen lieber ins Café.« Sie drehte sich zur Kasse um. »Hoffentlich kriegen wir unser Geld wieder – jetzt, wo der Film gleich anfängt.«
»Keine Sorge, ich regele das«, sagte Miranda, ließ sich die Karten geben und ging damit zur Kasse. Elena beobachtete, wie die Kassiererin Miranda erst abweisen wollte. Dann änderte sie plötzlich ihre Meinung und schob Miranda zwei Geldscheine über den Tresen. Miranda bedankte sich und kehrte zu den anderen zurück. Elena hatte zwar nicht gesehen, wie Miranda gehext hatte, aber sie war überzeugt, dass Miranda mit einem kleinen Zauber nachgeholfen hatte.
Die vier Mädchen gingen in das Café, das gleich neben dem Kino lag. Sie waren mehrere Male hier gewesen. Elena wusste, dass es im Café einen ganz köstlichen Schokoladenkuchen gab. Vielleicht würde ein Stück Kuchen gegen Neles Kummer helfen, auch wenn es kein Sorglos-Kuchen war ...
Die Freundinnen wählten einen Tisch am Fenster. Das Café war nur schwach besetzt. Nele hängte ihren Anorak über die Stuhllehne. Jana schnappte sich gleich die Karte.
»Ich muss mal aufs Klo. Bestimmt habe ich eine ganz rote Nase.« Nele blickte in die Runde. »Kommst du mit, Miranda?«
»Klar.« Miranda stand auf und folgte Nele zu den Damen-Toiletten, die sich im Gang hinter der Theke befanden.
In der Toilette wusch sich Nele die Hände und ließ sich kaltes Wasser übers Gesicht laufen. Miranda stand neben ihr und zupfte an ihren hellblonden Haaren herum. Sie ahnte, dass Nele etwas auf dem Herzen hatte und sie deswegen mit Absicht um Begleitung gebeten hatte. Miranda wartete ...
Endlich war Nele fertig, drehte den Wasserhahn zu und wandte sich an Miranda.
|84| »Du musst mir helfen«, brach es aus ihr heraus. »Wenn mir jemand helfen kann, dann du. Schließlich bist du eine Hexe.«
Miranda suchte nach einer Antwort. »Elena ist auch eine Hexe, und du weißt, dass sie sich genauso wenig mit Zauberei in Liebesdinge einmischt wie ich«, sagte sie vorsichtig. »Liebe steht außerhalb jeder Magie, jedenfalls weitestgehend.«
Eine Zornfalte erschien auf Neles Stirn. »Glaubst du, Daphne hat nicht nachgeholfen? Das kann doch kein Zufall sein, dass sie immer genau den Jungen bekommt, den sie haben
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