Magic Girls 06 - Späte Rache
weiter. »Deine Mutter tut niemanden etwas zuleide, sie ist eine ausgesprochen |76| nette Hexe. Wer also könnte etwas gegen sie haben? Und du hast bestimmt auch keine Feinde, Elena.«
»In meiner alten Klasse in der Hexenwelt gab es eine Menge Mädchen und Jungs, die mich nicht leiden konnten«, widersprach Elena. Sie seufzte. »Das war, nachdem man Papa verurteilt hat.«
Miranda schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass jemand aus unserer ehemaligen Klasse etwas damit zu tun hat. Die sind ja nicht älter als wir – und wir haben gerade erst unser Hexendiplom bestanden. Die können bestimmt nicht besser zaubern als wir, und es ist unmöglich für sie, uns von der Hexenwelt aus solche Drohungen zu schicken. So mächtig sind unsere ehemaligen Mitschüler auf gar keinen Fall, glaub mir, Elena!«
Mirandas Argumente waren sicher richtig. Elena konnte sich auch nicht vorstellten, dass jemand aus ihrer alten Klasse schon gelernt hatte, wie man die Grenze zwischen der Hexen- und der Menschenwelt überwand. Das war eine sehr starke Barriere, die einen großen Schutz bot. Wer die Grenze mit Zauberkraft passieren konnte, der musste in der Kunst der Zauberei schon ziemlich fortgeschritten sein! Entweder war es ein genialer Zauberer, der sehr lange an der
Magischen Universität
studiert hatte – oder es war jemand, der unlautere Mittel benutzte. Letzteres würde wieder für Gregor sprechen, der keine Skrupel hatte, illegale Methoden anzuwenden. Er besaß auch die nötigen Verbindungen und wusste, wie man sich manche Dinge beschaffen konnte ...
|77| »Komm!« Miranda zog Elena von der Bettkante hoch. »Das Gegrübel bringt uns jetzt nicht weiter. Wir müssen übrigens gleich los. Wir sind doch mit Nele und Jana verabredet, oder hast du das vergessen?«
Elena hatte ihre Verabredung tatsächlich vergessen. Die Freundinnen wollten an diesem Abend ins Kino. Es gab einen neuen Film in 3-D-Technik, den sich Nele unbedingt ansehen wollte. Seit Tagen redete sie von nichts anderem, und heute lief der Film endlich auch in Blankenfurt an.
»Aber meine Hausaufgaben ...« Elena warf einen gequälten Blick zu ihrem Schreibtisch. Hätte sie vorhin doch nicht so getrödelt! Sie war noch nicht einmal zur Hälfte damit fertig!
Miranda zog die Augenbrauen zusammen. »Okay«, sagte sie. »Aber nur ausnahmsweise. Du weißt selbst, wie wichtig es ist, dass man Hausaufgaben
richtig
erledigt – und nicht mit einem Zaubertrick. Gerade in Mathe! Ich weiß sehr wohl, wie du Mathe hasst! Aber ich will nicht, dass wir Nele und Jana enttäuschen und zu spät kommen, deswegen ....« Sie brach mitten im Satz ab, streckte den Arm aus und murmelte einen Zauberspruch. Elena sah fasziniert zu, wie sich der Füller auf ihrem Schreibtisch aufstellte und in Windeseile die Aufgaben mit den richtigen Lösungen ins Heft schrieb. Natürlich in Elenas Handschrift, sodass niemand einen Unterschied erkennen konnte. Dann legte sich der Füller zur Seite, die Schutzkappe hüpfte darauf, danach verschwand der Füller in Elenas Mäppchen. Das Heft klappte zu und räumte sich zusammen mit dem Mathematikbuch und dem Mäppchen in Elenas Schultasche, die zufrieden zuschnappte. Der ganze Vorgang hatte nicht länger als zwei Minuten gedauert.
»Danke«, sagte Elena erleichtert.
|78| Miranda grinste kurz, dann machte sie wieder ein ernstes Gesicht.
»Morgen machst du aber deine Hausaufgaben wieder selbst, versprochen?«
»Klar«, antwortete Elena, obwohl sie nichts dagegen gehabt hätte, die lästigen Matheaufgaben in Zukunft immer auf diese Weise zu erledigen. Das wäre doch viel einfacher. Und wer würde den Unterschied schon merken?
Aber Miranda würde sicher hinter den Betrug kommen, da brauchte sich Elena nichts vorzumachen. Miranda war nämlich ein Lern-Freak. Sie predigte immer wieder, dass Lernen leichter ging, wenn man Spaß daran hatte. Und dass es wichtig war, sein Gehirn fit zu halten, egal, ob es sich um Mathematikaufgaben oder um Zaubersprüche handelte.
Wenig später hatten sich die beiden Mädchen umgezogen und verließen das Haus. Eigentlich wollten sie den Bus nehmen, aber Jolanda kam gerade aus der Redaktion zurück und erklärte sich bereit, Elena und Miranda zum Kino zu fahren. Jolanda konnte viel besser Auto fahren als Mona. Zumindest beachtete sie die Verkehrsregeln und nahm auch niemandem die Vorfahrt.
Unterwegs erzählte Elena ihrer Mutter, was mit dem Magnolienbaum passiert war. Jolanda schüttelte den Kopf.
»So langsam fange ich an,
Weitere Kostenlose Bücher