Magic Girls 06 - Späte Rache
kümmern sich dort um Kinder und Haushalt. Von der Hausherrin können sie einige Alltagszaubereien lernen, wie beispielsweise den
Suppenzauber (Sammelausdruck für einfache Hexereien innerhalb des Haushalts. Es handelt sich um Dinge, die jede Hexe normalerweise im Schlaf erledigen kann.):
Wasser zum Kochen bringen
Flecken aus der Wäsche entfernen
Fenster reinigen
den Boden fegen oder staubsaugen
Staub wischen
Knöpfe annähen und Löcher stopfen
Geschirr spülen
Aber noch mehr litt Felicitas unter dem Hausherrn, der ihr nachstellte. Das schlimmste Erlebnis war der Fesselungszauber gewesen, mit dem er sie alle paar Tage belegte, um sie dann nach Herzenslust zu küssen. Zum Glück war Felicitas dann auf die Idee gekommen,
Zehenzauberei
anzuwenden, um sich aus der misslichen Lage zu befreien. Schließlich war sie bei Nacht und Nebel aus dem Haus geflohen und hatte ganz allein die weite Heimreise über den halben Kontinent angetreten. Wochenlang war Felicitas verschollen gewesen und weder Mona noch sonst jemand hatte eine Nachricht von ihr erhalten. Später hatte Felicitas ihr dann erzählt, dass sie eine Zeit lang für sich hatte sein müssen, um all ihre Erlebnisse zu verarbeiten.
Eines Tages war Felicitas in der
Magischen Universität
aufgetaucht. Die beiden Freundinnen waren sich weinend in die Arme gefallen. Mona hatte schon befürchtet, dass ihrer Freundin etwas zugestoßen war und sie Felicitas nie wiedersehen würde.
Felicitas hatte dann auch zu studieren angefangen, aber sie hatte andere Kurse und Vorlesungen belegt als Mona. Außerdem hatte Mona schon das Grundstudium hinter sich und befand sich im Hauptstudium. Deshalb gab es nur wenige gemeinsame Veranstaltungen. Bei einer Exkursion in die Schwefelberge lernte Mona dann Valentin Cascadan kennen, in den sie sich sofort verliebte. Der gut aussehende |122| junge Zauberer versprach der Mann ihrer Träume zu sein. Sie verstanden sich auf Anhieb und Mona fühlte eine Anziehungskraft wie noch nie. Am letzten Tag der einwöchigen Exkursion küssten sie sich zum ersten Mal. Bald darauf waren sie ein festes Paar.
Mona hatte nun weniger Zeit für Felicitas, weil sie sich abends oft mit Valentin traf. Anfangs gingen sie auch einige Male zu dritt aus, aber Mona hatte den Eindruck, dass es zwischen Felicitas und Valentin einige Spannungen gab. Felicitas gestand Mona auf Nachfrage, dass sie Valentin nicht besonders gut leiden konnte. Sie fand ihn arrogant, überheblich und selbstverliebt; er war einfach nicht ihr Typ.
»Die Geschmäcker sind eben verschieden«, hatte Felicitas damals gemeint und gelacht.
»Auch gut«, hatte Mona geantwortet, ohne beleidigt zu sein, denn Felicitas war schließlich ihre beste Freundin. »Dann kommen wir uns wenigstens nicht in die Quere, was Männer angeht.«
Eigentlich hatte das nur eine spaßige Bemerkung sein sollen. Mona wäre nie auf die Idee gekommen, dass sich Freundinnen in denselben Mann verliebten und dann zu Rivalinnen wurden. Der Gedanke war ihr völlig fremd. Denn es verstand sich doch schließlich von selbst, dass man vom Freund der Freundin die Finger ließ!
Aber gerade das schien Felicitas anders zu sehen. Mona fiel aus allen Wolken, als Valentin nach zwei Jahren mit ihr Schluss machte und ihr gestand, er habe sich unsterblich in Felicitas verliebt und sie sich in ihn. Mona war tiefunglücklich. Sie wusste nicht, was mehr wehtat – den Geliebten zu verlieren oder dass sie von ihrer besten Freundin betrogen worden war.
|123| Es hatte einen heftigen Streit zwischen ihr und Felicitas gegeben. Felicitas wies alle Vorwürfe von sich; es sei eben einfach passiert, wie sie behauptete. Daraufhin schrie ihr Mona ins Gesicht, dass sie sie nicht wiedersehen wollte – nie mehr!
»Geh mir bloß aus den Augen!«
»Gerne«, war Felicitas’ patzige Antwort gewesen, und danach war sie mit einem lauten Knall verschwunden.
Mona aber hatte sich drei Tage lang die Augen ausgeweint, bis sie keine Tränen mehr gehabt hatte. Danach hatte sie sich feierlich geschworen, sich in Zukunft von keinem Mann mehr das Herz brechen zu lassen. Und auch mit Freundinnen würde sie vorsichtiger sein und einer Frau nie mehr alle Geheimnisse anvertrauen.
Ein paar Wochen nach diesem Schwur hatte Mona Jeremias kennengelernt. Er war ein ganz anderer Typ als sein Bruder, ruhiger, verlässlicher. Es war rührend, wie er sich um sie bemühte. Obwohl sich Mona nicht sicher war, ob sie ihn liebte, beschloss sie, seinem Werben nachzugeben und ihn zu heiraten.
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