Magic Girls 06 - Späte Rache
helfen?«, frage Elena ihre Mutter. »Soll ich einen Salat machen oder so?«
Bevor Jolanda etwas erwidern konnte, wurden im Wohnzimmer Stimmen laut. Jolanda wurde blass und dann rot.
»Beim Orkus«, sagte sie. »Ich glaube, Leon ist schon da – und Mona streitet sich wieder mit ihm.«
Elena drehte sich um und lief ins Wohnzimmer.
Ihr Vater stand mitten im Raum. Er sah prächtig aus mit seinem weiten schwarzen Umhang, auf dem ein silberner Besatz glänzte. Als er Elena hörte, wandte er sich um und breitete die Arme aus.
»Elena!«
»Papa!«
Elena warf sich an seine Brust. Leon drückte sie kurz fest an sich, dann ließ er sie los. Er lachte übers ganze Gesicht.
»Du bist seit dem letzten Mal noch hübscher geworden, Elena!«
|127| Elena wurde rot. Das sagte ihr Vater bestimmt nur, um ihr zu schmeicheln. Sie bildete sich nicht ein, dass sie besonders hübsch war. Miranda dagegen war bildschön mit ihren hellblonden Haaren und den hellen blauen Augen. Sie sah aus wie eine Elfe.
»Wie lange bleibst du, Papa?«, fragte Elena dann. »Hoffentlich musst du nicht gleich wieder fort.«
»Ich werde erst morgen Mittag wieder reisen«, sagte Leon. »Wir haben also den ganzen Abend und auch den Vormittag für uns.«
Elena fand das wieder viel zu kurz, zumal sie ja am nächsten Vormittag zur Schule musste. Außer, Jolanda rief im Schulsekretariat an und meldete sie krank.
»Was ist eigentlich bei euch passiert, sagt mal?«, wollte Leon wissen. »Warum hat der Baum im Garten gebrannt?«
»Wenn wir das wüssten, wären wir schlauer«, sagte Mona. »Ich vermute, dass es ein dummer Scherz von Daphnes Hexenfreunden war, obwohl sie das ja abstreitet. Das Wildschwein war allerdings ein ziemlich starkes Stück.«
Elena nickte heftig. Sie erinnerte sich mit Grausen an den Vorfall.
»Das klingt schrecklich«, meinte Leon. »Wäre ich da gewesen, wäre dieses Wildschwein mit einem Blitz verschwunden!«
»Du glänzt ja meistens mit Abwesenheit«, bemerkte Mona spitz. »Das Wildschwein hätte schon sehr viel Glück haben müssen, um dich hier anzutreffen. – Ich geh jetzt meinen Zigarillo rauchen.«
Sie öffnete die Terrassentür und trat ins Freie.
»Und was ist mit dir, Elena?«, fragte Leon. »Geht’s dir gut? Kommst du in der Schule zurecht? Oder möchtest du lieber wieder in die Hexenwelt zurück?«
|128| Das waren mehrere Fragen auf einmal.
»Du weißt doch, Paps, dass Miranda und ich hier sehr gute Freundinnen gefunden haben.« Elena lächelte. »Aber die Schule ist manchmal ziemlich langweilig. Ich frage mich, wozu ich das ganze Zeug lernen muss, wenn ich doch irgendwann in die Hexenwelt zurückkehren werde.«
»Lernen hält das Gehirn fit«, sagte Leon. »Ich musste bei meiner Ausbildung als Geheimagent auch vieles lernen, das mich zunächst gar nicht interessiert hat.«
»Paps, wie ist das eigentlich?«, wollte Elena wissen. »Welche Voraussetzungen muss man denn mitbringen, um Geheimagent zu werden?«
»Spielst du etwa mit dem Gedanken, Geheimagentin zu werden, Elena?« Leon sah seine Tochter fragend an.
»Ich weiß noch nicht«, erwiderte Elena. »Vielleicht. Ich stelle es mir jedenfalls ziemlich spannend vor.«
So ein Beruf wäre sicherlich sehr aufregend. Aber ob sie den Mut dazu hätte? Irgendwie reizte sie der Gedanke schon. Sie stellte sich vor, wie sie und Miranda in wichtiger Mission unterwegs wären. Doch Miranda wollte ja lieber Diplomatin werden, das hatte sie schon seit Langem beschlossen. Allerdings war ja auch Eusebius Geheimagent. Es konnte daher gut sein, dass Miranda ihre Meinung noch änderte.
Elena hakte sich bei ihrem Vater unter. Sie war einfach glücklich, dass er wieder einmal da war. Gemeinsam spazierten sie in die Küche, wo Jolanda gerade einen Blick in die Bratröhre warf. Es roch verlockend nach knusprigen Brathähnchen. Leon umarmte seine Frau und küsste sie. Jolanda schmiegte sich an ihn.
»Schön, dass du hier bist, Leon!«
»Liebes, es tut mir leid, dass ich euch so wenig Zeit schenken |129| kann, glaub mir, mir fällt es auch nicht leicht …«, sagte Leon. »Es wird bestimmt irgendwann besser, sodass ich öfter zu Hause bin. Aber solange Mafaldus Horus auf freiem Fuß ist, muss ich praktisch auf Abruf zur Verfügung stehen.«
»Das verstehe ich ja.« Jolanda seufzte. »Auch wenn es mir manchmal sehr schwerfällt, dich gehen zu lassen.«
»Was hältst du von den Vorfällen bei euch, Jolanda?«, fragte Leon und wechselte das Thema. »Denkst du auch, dass es harmlose
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