Magic Girls 06 - Späte Rache
Und bald darauf war sie mit Jolanda schwanger ...
An diesem Punkt brach Mona die Rückblende in die Vergangenheit ab und blickte wieder auf den Brief. Sollte sie glauben, dass Felicitas ihre Tat wirklich bereute? Durfte sie der Frau trauen, die sie so hintergangen hatte?
Mona faltete den Brief zusammen und legte ihn zur Seite. Sie musste gründlich darüber nachdenken, was sie tun sollte.
»Leon kommt heute Abend vorbei«, sagte Jolanda, während sie einige Teller aus dem Küchenschrank nahm und anfing, den Tisch zu decken.
|124| »Ach?« Mona zog die Augenbrauen hoch. »Lässt er sich auch mal wieder blicken. Welche Ehre! – Beim Orkus, ich kann es einfach nicht mitansehen, wie umständlich du den Tisch deckst! Warum zauberst du nicht?« Sie schnippte mit den Fingern.
Die Teller glitten wie von selbst aus dem Schrank, schwebten durch die Luft und stellten sich ordentlich auf den Tisch. Es folgten Gläser und Besteck, rote Servietten, Kerzenhalter und Kerzen, während Jolanda die Arme verschränkte und mit gerunzelter Stirn dem Zauber zusah.
»So«, meinte Mona, als alles auf dem Tisch stand. »Das ist doch viel besser. Es gefällt mir gar nicht, wie du immer die Sitten der Menschen nachahmst, Jolanda. Es fehlt wirklich nicht mehr viel, und du hast vollkommen vergessen, dass du eine Hexe bist. – Hach, wie ich dieses HEXIL inzwischen satthabe! Diese langweiligen Menschen!«
»Und ich habe es satt, dass du dich immer in alles einmischst, was ich tue«, schrie Jolanda, nahm einen Teller vom Tisch und schmetterte ihn auf den Boden, wo er klirrend zerbrach. Die Scherben sprangen nach allen Seiten. »Nichts kann ich dir recht machen, gar nichts. Niemals! Das habe ich auch satt, satt, satt!«
Elena, die gerade zur Tür hereinkam, zuckte erschrocken zurück. Es kam selten vor, dass ihre Mutter Mona anbrüllte. Genau genommen sogar sehr, sehr selten.
»Es ist kindisch, wie du dich verhältst, Jolanda«, sagte Mona ungerührt. Sie bewegte sachte den Zeigefinger. Die Scherben setzten sich wieder zu einem Teller zusammen, der |125| zurück auf den Tisch schwebte. »Aber ich nehme es dir nicht übel. Es sind bestimmt die Hormone, die dich so durcheinanderbringen. Kommst du vielleicht langsam in die Wechseljahre, Kindchen?«
Jolanda presste die Lippen zusammen und rückte den Teller zurecht, obwohl er schon perfekt auf seinem Platz stand.
Mona stieß die Luft aus. »In Ordnung, Jolanda«, meinte sie und ihr Tonfall klang erstaunlich friedlich. »Ich weiß, was du sagen wolltest. Leon kommt heute Abend – und ich soll mich zusammennehmen.« Sie hob die Hand zum Schwur. »Ich verspreche dir, dass ich nicht mit ihm streiten werde. Jedenfalls werde ich nicht damit anfangen. Wenn er es tut, dann werde ich mich jedoch verteidigen, das darf ich wohl noch, oder?«
»Du bist unmöglich, Mutter«, zischte Jolanda und machte sich an den Servietten zu schaffen.
»Und ich werde Leon nicht provozieren und auch nicht über ihn lästern«, fuhr Mona fort und senkte ihre Hand wieder. »Mehr kann ich nicht versprechen. Übrigens merke ich, dass ich dir auf die Nerven gehe. Dann bist du sicher froh zu hören, dass ich eine kleine Reise machen werde. Schon morgen. Wie lange ich wegbleibe, weiß ich noch nicht.« Sie setzte sich an den Tisch, zog die Schachtel mit den Zigarillos aus ihrer Rocktasche hervor und wollte sie öffnen. Doch dann unterließ sie es und steckte die Schachtel zurück. »Ach so, ich darf ja hier nicht rauchen.« Mit diesen Worten ging sie Richtung Terrasse.
»Was ist denn mit Oma los?«, fragte Elena.
Jolanda zuckte die Achseln. »Keine Ahnung.« Sie drehte sich um und blickte Elena an. »Weißt du, ich habe es aufgegeben, mir über sie den Kopf zu zerbrechen. Jetzt schau |126| nicht so verdattert, sondern freu dich lieber! Papa kommt nämlich heute Abend!«
»Papa kommt!«, wiederholte Elena strahlend und machte einen Hüpfer. »Toll! Wann kommt er denn?«
»Er will rechtzeitig zum Abendessen da sein«, antwortete Jolanda. »Er hat mich vorhin auf dem
Transglobkom
angerufen. Hoffentlich sind die Hähnchen bis dahin fertig.« Sie warf einen besorgten Blick in Richtung Backofen.
Elena freute sich riesig, dass ihr Vater sie besuchen würde. Sie hatte immer so viele Fragen an ihn – und jedes Mal war nicht genügend Zeit, dass er alle beantworten konnte. Elena hätte auch zu gern gewusst, was er als Geheimagent eigentlich alles tun musste, aber darüber erzählte Leon leider nur wenig.
»Kann ich dir
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