Magic Girls 07 - In geheimer Mission
folgen.
»Oh nein, ihr beiden bleibt hier und schlüpft ins Bett, bis der Wecker klingelt«, sagte Miranda und drückte Miranda 2 zurück ins Zimmer. »Und dann erst geht ihr runter und frühstückt mit der Familie.«
»In Ordnung«, antwortete Miranda 2. Und Elena 2 rief: »Gute Reise!« Dann kicherten die Doppelgängerinnen wieder und die Tür fiel zu.
|112| Wie man einen Doppelgänger erschafft
Manchmal ist es nötig, an zwei Plätzen gleichzeitig zu sein, beispielsweise, um sich ein Alibi zu verschaffen.
Der Doppelgänger-Zauber ist Teil der höheren Zauberei und gehört zum »grauen Zauber«. Hier sei eine Warnung angebracht: Hexen, die noch kein Hexendiplom besitzen, sollten sich auf keinen Fall daran versuchen. Es ist viel zu gefährlich. Der Doppelgänger könnte ein Eigenleben entwickeln und versuchen, den Platz im Leben seines oder ihres Erschaffers einzunehmen!
Überhaupt muss bei diesem Zauber bedacht werden, dass der Doppelgänger unter Umständen eigene Rechte beanspruchen kann. Dies vor allem dann, wenn man einen dauerhaften Doppelgänger zu erschaffen gedenkt.
Unkomplizierter wird die Sache, wenn man von Anfang an festlegt, dass der Doppelgänger nur für eine kurze Zeit existieren soll, etwa für eine Viertelstunde. Die Instabilitäts-Konstante, die so ein Zauber beinhaltet, sorgt für ein rasches, spurenfreies Verschwinden, bevor der Doppelgänger etwaige Ansprüche anmeldet.
Beginnen wir also mit einem Fünf-Minuten-Double, die leichteste Übung: Hilfreich ist es, ein Foto der zu verdoppelnden Person zu haben. Es geht auch mit einem Spiegelbild. Geübte Hexen brauchen überhaupt keine Vorlage. Man konzentriere sich auf die betreffende Person und zeichne dann die Runen für die Begriffe »Leben«, »kurz« und »Wille« in die Luft. Dazu spreche man folgenden Satz (je nach Geschlecht des Doppelgängers):
Invenio hominem. (Ich erschaffe einen Mann.)
Invenio feminam. (Ich erschaffe eine Frau.)
Auf keinen Fall darf man vergessen, einen Schutzzauber um sich zu legen!
Sobald der Doppelgänger auftaucht, kann man ihm Befehle geben. Wenn der Doppelgänger an einem entfernten Ort erscheint, reicht es, ihm per Gedankenkraft die Befehle zuzusenden. Er wird sie umgehend ausführen – vorausgesetzt, man hat alles richtig gemacht!
»Also, ganz geheuer ist mir das nicht«, gestand Elena. »Wer weiß, was die beiden anstellen!«
»Sie tun nichts, was wir nicht auch tun würden«, meinte Miranda. »Mach dir keine Sorgen!«
|113| »Mach ich aber, du weißt ja auch nicht immer vorher, was du tun willst, oder?«, fragte Elena, aber Miranda war mit ihren Gedanken schon woanders.
In der Küche war es noch so dämmrig, dass sie das Licht einschalten mussten. Miranda öffnete den Kühlschrank und holte Butter und Frischkäse heraus, während Elena zwei Toastscheiben in den Toaster steckte und eine Schale mit Müsli füllte. Die beiden Mädchen frühstückten schweigend. Elena hatte nach wie vor ein ungutes Gefühl. Wer weiß, ob sie heil zurückkehren würden? Ihr Vorhaben, in die Hexenwelt zu reisen, war extrem gefährlich, und Elena hatte große Angst vor der Begegnung mit Mafaldus Horus. Am liebsten hätte sie einen Rückzieher gemacht, doch dann würde Miranda denken, sie wollte sie im Stich lassen … Das ging auf keinen Fall! Freundinnen mussten einander beistehen!
Miranda wischte sich die Krümel vom Mund. Sie hatte es nach wie vor eilig.
»Und?«, fragte sie ungeduldig. »Bist du fertig?«
Elena nickte und nahm den letzten Schluck Milch. Kaum hatte sie ihren Becher ausgetrunken, hexte Miranda ihn sauber – genau wie das weitere Geschirr, das sie benutzt hatten. Elena räumte den Rest in den Kühlschrank zurück. Die anderen sollten nicht merken, dass an diesem Tag schon jemand gefrühstückt hatte …
Miranda betrachtete Elena kritisch von oben bis unten. »Okay, Jeans und Pullover – damit bist du richtig angezogen.« Sie schnippte mit den Fingern. Elenas Anorak und ihr eigener segelten herbei. Elena schlüpfte so langsam wie möglich hinein, um die Abreise hinauszuzögern. Noch immer hoffte sie insgeheim, dass irgendetwas passieren und die Reise verhindern würde. Aber nichts geschah.
|114| Miranda fasste Elena an den Händen. »Bist du bereit?«
»Ja«, sagte Elena, während sie spürte, wie ihre Knie weich wurden. »Es kann losgehen.«
Schwärze. Schrilles Kreischen, das von allen Seiten kam. Das Gefühl, durch einen endlosen Tunnel zu sausen.
Elenas Magen krampfte sich zusammen
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