Magic Girls 07 - In geheimer Mission
und schien das hastig hinuntergeschlungene Frühstück nach draußen befördern zu wollen. Es war mühsam, gegen die Übelkeit anzukämpfen, und noch mühsamer, Mirandas Hände festzuhalten, die ihr immer wieder zu entgleiten drohten. Aber Elena wusste, dass sie Miranda vielleicht verlieren würde, wenn sie losließ – und das durfte unter keinen Umständen geschehen. Elena hatte eine Heidenangst davor, allein in der Zwischenwelt festzustecken. Aus eigener Kraft würde sie sich kaum befreien können, dazu waren ihre Hexenkräfte nicht stark genug. Und wer würde sie dann aus der misslichen Lage befreien? Mona, die vielleicht dazu fähig war, müsste ja erst mal merken, dass die Mädchen verschwunden waren …
Etwas Glitschiges streifte Elenas Gesicht. Es fühlte sich an wie ein nasser Schwamm und roch widerlich nach Schwefel. Eklig! Dann klammerte sich eine fremde Hand an ihren Arm. Sie bildete sich ein, Knochenfinger zu spüren. Elena schrie vor Entsetzen auf und hätte fast Mirandas Hand losgelassen, doch die Freundin packte sie zum Glück fest an den Handgelenken. In der Dunkelheit blitzten unheimliche gelbe Augen auf. Elena fragte sich, ob sie zu irgendwelchen Dämonen gehörten oder ob diese Erscheinung nur zur Abschreckung dienen sollte …
|115| Wieder klatschte etwas Nasses gegen ihre Stirn, das diesmal glücklicherweise nach Veilchen roch. Gleich darauf wurde es hell und die beiden Mädchen fielen auf eine ungemähte Wiese.
Elena blieb einen Moment lang auf dem Rücken liegen. Der Atem war aus ihrem Brustkorb gewichen, und sie fragte sich, ob sie überhaupt noch am Leben war. Doch da beugte sich schon Miranda über sie und lachte sie an.
»Hallo, Elena, geht’s dir gut? Diesmal hat es doch hervorragend geklappt, wir sind praktisch ohne Panne durch die Zwischenwelt gekommen, und das, obwohl die Zauberregierung alles Mögliche unternommen hat, um es den illegal Reisenden so schwer, wie es nur geht, zu machen!« Miranda schien sehr stolz auf ihre Zauberkünste zu sein.
»Reife Leistung«, murmelte Elena und rappelte sich auf. Sie war nicht verletzt, nur der Schreck saß ihr in den Gliedern. »Wo sind wir?«
Miranda beschirmte ihre Augen. »Das weiß ich auch nicht«, musste sie dann zugeben. »Aber wir werden es schon herausfinden.«
Elena blickte sich um. In der Nähe stand ein blätterloser Baum, der ganz deutlich seine beste Zeit hinter sich hatte. Ein Stück daneben befand sich eine verfallene Hütte, in der schon lange niemand mehr wohnte. Als Miranda und Elena über die Wiese gingen, stießen sie auf einen verwilderten Kräutergarten. Entlang eines morschen Holzzaunes blühten weiße und rosa Heckenrosen. Während Elena den süßen Duft einsog, bückte sich Miranda, um die anderen Pflanzen in Augenschein zu nehmen.
»Wow, Mona hätte daran ihre helle Freude«, stellte Miranda fest. »Hier wachsen allerlei seltene Zauberkräuter: Nieswurz, Alraune … Und anscheinend ist der Garten herrenlos, jedenfalls kümmert sich niemand mehr um die Pflanzen.«
|116| Für einen kurzen Moment überlegte Elena, ob sie für Mona einige Pflanzen ausgraben und mitnehmen sollte. Doch gleich darauf verwarf sie den Gedanken wieder. Wer weiß, wie lange sie noch unterwegs sein würden …
Miranda suchte etwas in ihrem Halsausschnitt. Als sie eine Kette hervorzog, dachte Elena zunächst, dass ihre Freundin den Transglobkom benutzen wollte. Doch dann sah sie, dass Miranda etwas anderes in der Hand hielt. Es war ein achteckiger schwarzer Anhänger. Auf der Vorderseite befand sich ein silbernes Pentagramm. Wenn man den Anhänger aufklappte, blickte man auf eine Art Ziffernblatt mit zwei Zeigern.
»Ist das eine Uhr?«, fragte Elena neugierig.
Miranda schüttelte den Kopf. »Das ist ein
Detektor atratrus
– eine Art Kompass, der schwarze Magie aufspüren kann.«
»Davon habe ich noch nie gehört«, sagte Elena beeindruckt. »Woher hast du dieses Ding?«
»Von Eusebius.«
»Er hat ihn dir geschenkt?«
Miranda errötete. »Nicht direkt. Er hat ihn mir vor einiger Zeit gezeigt, und dann hat er vergessen, ihn mitzunehmen. Ich habe ihn aufgehoben, weil ich dachte, dass wir ihn vielleicht einmal gebrauchen können. Außerdem wollte ich verhindern, dass er Mona in die Hände fällt.«
Elena runzelte die Stirn. »Und wenn Eusebius jetzt seinen, äh, Detektor vermisst?«
Miranda zuckte die Achseln. »Dein Vater hat bestimmt auch so ein Ding. Oder Agneta.« Sie drehte den Kompass in den Händen und bekam leuchtende Augen.
Weitere Kostenlose Bücher