Magic Girls 07 - In geheimer Mission
»Seltsam, dass wir deinen Vater, Eusebius und Agneta nirgends gesehen haben. Wenn sie Mafaldus Horus verfolgen, müssten sie eigentlich ganz in der Nähe sein.«
»Du weißt nicht, welche Gestalt sie angenommen haben«, gab Elena zu bedenken. »Schließlich sind sie Geheimagenten und werden wohl kaum ohne Tarnung unterwegs sein.«
»Das stimmt«, meinte Miranda und nagte nervös mit ihrem Schnabel an einem Aststück. »Sie können sich in Maulwürfe verwandelt haben oder in Wiesel. Oder sie reisen nur in der Nacht und verbergen sich bei Tag.«
Unvermittelt stieß sie sich vom Ast ab, landete auf dem Boden und nahm ihre normale Gestalt an.
Elena stutzte, dann flatterte sie ebenfalls los und verwandelte sich gleichfalls. »Was ist los, Miranda?«
»Ich mache mir Sorgen um Eusebius«, gestand die Freundin. »Auch wenn unser letztes Telefonat ein so unschönes Ende hatte! Ich muss ständig an ihn denken. Und ich werde das Bild mit dem Wolf nicht los, Elena. Wenn er nun Eusebius tötet, was dann? Vielleicht ist Agneta ja gar keine richtige Geheimagentin, sondern in Wahrheit eine Schwarzmagierin!«
Daran hatte Elena noch überhaupt nicht gedacht.
Sie erschauderte. Miranda konnte mit ihrem Verdacht durchaus recht haben. Agneta Molaris wäre bestimmt nicht die Erste, die den zauberischen Geheimdienst unterwanderte …
»Dann ist mein Vater auch in Gefahr«, murmelte Elena und spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog.
|126| Miranda nickte. Sie zog den magischen Kompass hervor, klappte ihn auf und schaute aufs Ziffernblatt. »Die Richtung ist unverändert. Wir müssen weiter nach Nordwesten. Aber es ist schon spät, ich bin todmüde. Ich schlage vor, wir suchen uns einen Platz für die Nacht.«
Elena war einverstanden. Sie war zwar nicht gerade begeistert davon, an diesem tristen Ort ihr Quartier aufzuschlagen, aber weiterzufliegen und dabei von der Dunkelheit überrascht zu werden, brachte auch nichts.
Miranda suchte sich einen abgebrochenen Ast und kratzte damit einen Schutzkreis in die Erde, damit sie vor eventuellen magischen Angriffen geschützt waren.
»So, und jetzt bist du dran«, sagte sie zu Elena.
»Was meinst du damit, jetzt bin ich dran?«, fragte Elena verwundert.
»Na, du könntest uns ein Zelt hexen und zwei Schlafsäcke«, meinte Miranda und lachte. »Oder willst du unter freiem Himmel schlafen?«
Elena konzentrierte sich. Sie stellte sich ein grünes Zweimannzelt vor und zeichnete mit dem Zeigefinger die Umrisse in die Luft.
»
Ein Zelt für zwei
und Schlafsack dabei,
trocken und warm,
für Beine und Arm,
mit Platz zum Bewegen
und geschützt vor Regen …
«
Während sie den Zauberspruch murmelte, versuchte sie, an nichts anderes zu denken als an das Zelt mit gemütlichen |127| Schlafsäcken und Matratzen.
Visualisieren
nannte man das. Je genauer man sich alles vorstellte, desto besser funktionierte der Zauber. Normalerweise.
Vor Elena erschien eine schmutzig grüne Plastikplane, die einen flachen Tunnel bildete. Dann regnete es einige Kissen und Decken aus der Luft, die sich rund um die Mädchen verteilten.
Elena ließ mutlos den Arm sinken. »Ich weiß nicht, was ich falsch gemacht habe«, sagte sie mit kläglicher Stimme.
»Du warst nur nicht überzeugt genug, Elena! Sonst war schon alles richtig«, machte Miranda ihr Mut. Sie sammelte die Kissen und Decken auf, während Elena den Plastiktunnel begutachtete. Da würden die beiden Mädchen gerade so hineinpassen. Viel Platz hatten sie aber nicht und aufsetzen konnten sie sich auch nicht.
Miranda schüttelte die Kissen, die merkwürdig raschelten. »Gefüllt mit Styropor«, stellte sie fest. »Und die Decken sehen aus wie Jolandas Tischdecken …«
»Aber ich habe mir doch Schlafsäcke vorgestellt, warm und weich und mit Daunen gefüllt«, erwiderte Elena missmutig. Sie ärgerte sich, dass ihr Zauber so fehlgeschlagen war. Miranda zauberte einfach besser als sie.
»Ich hexe uns ein ordentliches Zelt, okay?«, fragte Miranda und begann mit dem Ritual, ohne eine Antwort abzuwarten. Elena vernahm einige Worte in der Runensprache, während Miranda die Augen geschlossen hielt. Sie streckte auch nicht den Arm aus, sondern machte mit dem Zeigefinger kaum erkennbare Bewegungen.
Aus dem Plastiktunnel wurde ein geräumiges Iglu-Zelt, und die schäbigen Kissen und Decken verwandelten sich in zwei dunkelblaue Daunen-Schlafsäcke, die so aussahen, als hätte Miranda sie gerade in einem Laden für Campingbedarf gekauft. |128| Miranda
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