Magic Girls 08 - Die Macht der Acht
in
höherer Zauberei
. Bloß ich nicht. Langsam weiß ich nicht mehr, was ich tun soll.«
»Ich kann dich gut verstehen«, sagte Elena. Auf einmal hatte sie einen Kloß im Hals. Sie musste daran denken, was geschehen war, bevor ihre Familie ins HEXIL gegangen war. Wie Leon Bredov verurteilt worden war und wie die Zauberrichter ihn in einen Grünen Leguan verwandelt hatten. Und wie die Familie dann ihr soziales Ansehen und ihr Vermögen verloren hatte und auf den
Outsider-Hill
ziehen musste – eine |86| miese Wohngegend, in der es achtzehn Stunden am Tag regnete. Die Zauberrichter hatten Elena und ihren Geschwistern auch verboten, später Zauberei zu studieren. Elena war in ihrer Klasse immer mehr zur Außenseiterin worden und hatte alle ihre Freundinnen verloren – bis auf Miranda, die als Einzige weiterhin zu ihr gehalten hatte … Tränen stiegen Elena in die Augen. Obwohl jetzt alles anders war und sich zum Guten gewandelt hatte, tat es noch immer weh, wenn sie an jene furchtbare Zeit dachte.
»Machen sich die anderen aus deiner Klasse schon lustig über dich?«, wollte Elena von Hong-Loan wissen.
Hong-Loan schluckte ein paar Mal heftig, dann nickte sie kurz.
»Früher waren wir eine große Clique«, erzählte sie. »Ich habe dazugehört. Sogar mehr als das. Ich war beliebt und konnte bestimmen, was wir machen wollen. Wenn im Unterricht die Klasse in Gruppen aufgeteilt wurde, dann hat sich jeder darum gerissen, in meine Gruppe zu kommen. Jetzt ist alles anders … Die meisten verspotten mich und nutzen jede Gelegenheit, mich darauf hinzuweisen, dass ich nicht zaubern kann. Als ob ich das nicht selber wüsste!« Sie sah unglücklich aus.
»Jetzt bist du erst mal bei uns«, meinte Miranda. »Und hier ärgert dich keiner. Hast du Lust, nachher mit uns ein Eis zu essen? Wir sind nämlich mit Nele und Jana verabredet, unseren Freundinnen. Das sind Menschen und keine Hexen, aber trotzdem sehr nett. Sie kennen unser Geheimnis und wissen, dass wir zaubern können, aber sie haben versprochen, es niemandem zu verraten.«
Hong-Loan nickte. »Ich komme gerne mit.«
»Aber vorher zeige ich dir noch unser Haus. Und unseren Garten. Magst du Kois? Wir haben einen Teich …«, sagte Elena fröhlich.
Hong-Loan folgte Elena auf den Balkon.
|87| Elena erzählte, dass Jeremias erst seit Kurzem hier wohnte und Miranda ihm ihr Zimmer zur Verfügung gestellt hatte. Hong-Loan blickte bewundernd auf den großen Garten.
»Ihr habt es hier echt schön …«
»Hast du Geschwister?«, fragte Miranda, die auch auf den Balkon getreten war.
»Ja, eine ältere Schwester«, sagte Hong-Loan. »Sie ist schon achtzehn.«
»Und?« Elena zog die Augenbrauen hoch. »Kann sie zaubern?«
»Bei ihr ist alles in Ordnung.« Hong-Loan seufzte. »Sie hat sogar sehr starke Kräfte und hat schon im Hexenkindergarten schlimme Sachen angestellt. Manchmal denke ist, sie hat magische Energie für zwei. Sie hat alle Kräfte mitbekommen, für mich ist gar nichts mehr geblieben …«
»Unsinn, so etwas geht gar nicht«, sagte Miranda. »Rede dir so etwas nicht ein. Und Selbstmitleid bringt auch nichts. Das blockiert dich nur noch mehr. Wie können deine Hexenkräfte erwachen, wenn du überzeugt bist, dass du gar keine hast?«
»Aber ich habe ja tatsächlich keine.« Hong-Loans dunkle Augen füllten sich mit Tränen. »Das bilde ich mir nicht nur ein!«
Miranda griff nach Hong-Loans Handgelenk, als wollte sie den Puls fühlen. »Halt mal still.«
Hong-Loan erstarrte und blinzelte die Tränen weg. »Was machst du da?«, flüsterte sie nach einigen Sekunden.
»Ich scanne dich«, antwortete Miranda ebenso leise. »Mein Geist taucht in deinen Körper und sucht nach verborgener magischer Energie.«
Elena beobachtete die beiden gespannt. Ob Miranda etwas finden würde? Es war wirklich seltsam, dass Hong-Loan nicht zaubern konnte. Aber es kam manchmal tatsächlich vor, dass eine Hexe oder ein Hexer ohne Zauberkräfte geboren wurde. |88| Solche Fälle waren allerdings sehr, sehr selten. Sollte Hong-Loan einer von ihnen sein?
»Du tust mir weh!«, sagte Hong-Loan plötzlich.
»Entschuldige!« Miranda zog ihre Hand zurück.
Hong-Loan rieb sich die Schläfen. »Du bist in meinen Kopf eingedrungen«, beschwerte sie sich »Und jetzt habe ich das Gefühl, dass eine Walze durch meinen Schädel fährt.«
»Tut es sehr weh?«, fragte Miranda erschrocken.
Hong-Loan nickte.
»Das tut mir leid.« Miranda machte ein zerknirschtes Gesicht. »Aber ich wollte
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