Magic Girls 09 - Der dunkle Verräter
erneut.
Darleen stand als Erste vom Tisch auf. »Ich muss die Hunde füttern«, sagte sie. »Macht nicht mehr zu lange. In Rübenacker gehen früh die Lichter aus ... Gute Nacht!« Sie lächelte und verschwand.
Es wurde vor den Fenstern finster. Hong-Loan zündete eine Kerze an, und Miranda zauberte eine wunderschöne weiße Leuchtkugel, die über den Köpfen der Mädchen schwebte.
»Es wird hier wirklich schnell Nacht«, stellte Nele fest.
»Ja, in Rübenacker ist manches anders«, sagte Hong-Loan.
»Und es gibt hier nicht einmal einen Fernseher«, meinte Nele. »Was machst du denn abends? Oder gehst du wirklich schon so früh schlafen?«
»Manchmal lese ich noch ein bisschen in meinem Bett«, sagte Hong-Loan. »Oder ich lausche auf das Blätterrascheln meines Baumes und stelle mir vor, welche Geschichten er mir erzählt. Aber oft schlafe ich darüber ein ...«
»Hm ...« Nele verdrehte die Augen. »Also, mir wäre das auf Dauer zu langweilig.«
»Bei euch ist halt alles ein bisschen anders«, meinte Hong-Loan, und Elena glaubte zu sehen, dass sie dabei traurige Augen machte. Sie hatte sofort wieder Mitleid mit ihr. Wie schlimm musste es für Hong-Loan sein, nicht zaubern zu können und in einem so merkwürdigen Ort wie Rübenacker zu wohnen, wo ständig Leute verschwanden. Hong-Loans tolles Zimmer war da nur ein kleiner Ausgleich.
»Jedenfalls freue ich mich, dass ihr hier seid und dass ihr meinen vierzehnten Geburtstag mit mir feiern könnt«, sagte Hong-Loan und bemühte sich zu lächeln. »Das wird der tollste Geburtstag aller Zeiten!«
Die Mädchen machten noch ein Brettspiel, »Verlier nicht Deinen Hexenbesen!«, das große Ähnlichkeit mit dem Spiel »MenschärgereDichnicht!« hatte. Nach vier Runden, bei denen dreimal Hong-Loan und einmal Nele gewonnen hatte, fing Hong-Loan an zu gähnen.
»Ich glaube, wir sollten so langsam ans Schlafen denken.« Jana grinste.
»Oh ja, ich freue mich auch schon auf das Nest«, sagte Elena und dachte an das ungewöhnliche Gästezimmer.
Hong-Loan griff nach einem Kerzenleuchter, während Miranda die Leuchtkugel in den ersten Stock schweben ließ. Kurz darauf waren die Mädchen bettfertig. Nele und Jana gingen in Hong-Loans Zimmer, während Miranda und Elena in die vielen Kissen und Decken des kugeligen Gästezimmers krochen. Miranda dämpfte das Licht der Leuchtkugel.
»Hier ist es wirklich total gemütlich«, stellte sie fest.
Elena nickte, dann konnte sie ihre Gedanken nicht länger zurückhalten und überfiel Miranda mit der Frage: »Sag mal, was hältst du eigentlich von Zirkonia? Kannst du dir vorstellen, dass sie vielleicht ihre Eltern selber hat verschwinden lassen?«
Miranda blickte Elena erschrocken an. »Diese Idee ist mir noch gar nicht gekommen, aber Zirkonias magische Kräfte sind sicher stark genug, um so etwas zu tun.«
Elena schluckte heftig. »Diese Puppen im Nebenzimmer ... Hong-Loan sagt, dass Zirkonia da manchmal spielt. Könnten das nicht auch die verschwundenen Leute von Rübenacker sein? Einige Puppen haben einen so verzweifelten Blick ...«
»Die Puppen waren mir auch gleich unheimlich«, gestand Miranda. Sie dachte kurz nach. »Wenn Zirkonia tatsächlichin der Lage ist, Leute verschwinden zu lassen, dann ist ihre Zauberkraft gigantisch. Diese Leute sind ja alle Hexen und Hexer, das heißt, sie können sich wehren und schützen. Wenn Zirkonia sie trotzdem verschwinden lässt oder in Puppen verwandelt ... wow! Dann hat sie ein unheimliches magisches Potenzial. Wir müssen aufpassen. Sie könnte uns gefährlich werden.«
Elena sog vor Aufregung die Luft ein.
»Manchmal gibt es so ein Hexenkind mit außergewöhnlichen Kräften«, sagte Miranda. »Das Kind muss dann sehr früh ausgebildet werden, um die Magie zu kontrollieren. Aber so wie ich das sehe, ist Zirkonia überhaupt nicht ausgebildet und ihre Kräfte sind in keiner Weise kontrolliert. Niemand ist für die Kleine verantwortlich ... Hm ... Wir sollten mit deinem Vater und mit Eusebius darüber reden. Eigentlich müsste sich die Zauberregierung um Zirkonia kümmern.«
Elena fiel ein schwacher rötlicher Lichtschein auf, der von Miranda ausging. »Stichwort Eusebius«, meinte Elena. »Dein Ring leuchtet. Der rote Stein glüht regelrecht. Da denkt jemand in diesem Augenblick ganz fest an dich.«
»Oh!« Miranda begann zu strahlen, streckte ihre Finger aus und betrachtete den leuchtenden Ring. Dann beugte sie sich nach vorne und küsste den Stein. Elena verdrehte die Augen. Es war
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