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Magical Mystery

Magical Mystery

Titel: Magical Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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ich. Versteh mich nicht falsch, Ferdi, mir ist egal, was ihr euch einpfeift, aber ich habe keine Lust, dabei zu sein, wenn ihr was nehmt, ich bin auf Reha, eigentlich lebenslang, ich darf den ganzen Scheiß nicht mehr nehmen«, ich begann zu schwitzen, während ich das sagte, es klang spießig und hausmeistermäßig, »also in meinem Beisein keine E und kein Koks und kein Speed und kein Acid, saufen ist okay, wobei, das muss ja im Auto nicht sein, aber egal, jedenfalls keine Drogen nehmen, ich kann nicht dabeisitzen, wenn ihr das nehmt, weil ich das nicht garantieren kann, ich meine, so wie, ich kann jedenfalls nicht dabei sein, ihr müsst das alles ohne mich nehmen und drinbehalten und was weiß ich, das ist ja nur, weil ich nicht weiß …« – wie sollte ich es ihnen erklären?
    Sie schauten mich schweigend an, leicht eingeschüchtert, wie es schien. Ich versuchte es mit einem Bild von Werner: »Wisst ihr, warum Leute Höhenangst haben?«
    »Nö«, sagte Raimund und nahm seine Suppe entgegen.
    Ferdi bestellte sich gleich auch noch eine. »Du auch eine?«, fragte er mich.
    Ich nickte.
    »Nö«, sagte Raimund, »hab ich auch irgendwie nicht, Höhenangst, ich glaube nicht, dass ich das hab!«
    »Weil sie sich selbst nicht trauen. Die sehen den Abgrund, sagen wir mal, die stehen auf einem Dach, und wenn sie an den Rand gehen, trauen sie sich selber nicht, dass sie da nicht runterspringen, versteht ihr?«
    »Logo, ist ja nicht schwer«, sagte Ferdi.
    »Und so ist das mit dem Koksen, versteht ihr?«, beharrte ich.
    »Ja logo, das ist doch ganz einfach, Charlie«, sagte Raimund. »Das ist doch überhaupt kein Problem, ich meine, was denkst du denn von uns, Charlie? Das finde ich jetzt irgendwie ein bisschen, also ich weiß nicht …« Er schlürfte Ferdis Tee.
    »Ich finde, er hat völlig recht«, sagte Ferdi zu Raimund. »Sigi hat schon gemeint, das würde überhaupt nicht gehen, dass wir Charlie mitnehmen, weil das für ihn viel zu riskant wäre, die war schon wieder so krankenschwestermäßig drauf neulich, aber trotzdem, wenn wir Charlie anheuern, dann ist er einer von uns, und da muss man sowas berücksichtigen, mal ein bisschen Rücksicht nehmen, wenn er dabei ist, das kann ja nicht so schwer sein!«
    »Ja easy«, sagte Raimund. »Dann solltest du aber, wenn du dann doch mal im Club bist, vielleicht nicht unbedingt aufs Klo gehen, Charlie.«
    »Keine Witze, Raimund«, sagte Ferdi. Und zu mir: »Außerdem wollen wir ja auch, dass du nichts nimmst. Das ist ja die Idee dabei, dass einer nüchtern bleibt. Trinkst du eigentlich auch keinen Alkohol?«
    »Überhaupt nicht«, sagte Raimund. »So bin ich ja drauf gekommen, dass Charlie unser Mann ist. Ich so Bier und er hatte nur einen Eisbecher, und er wollte kein Bier dazu.«
    »Ich dachte, das war meine Idee!«, sagte Ferdi.
    »Ist doch egal, Ferdi, ehrlich mal. Was hast du denn immer mit meins und deins, das ist doch egal, wir sind doch alle irgendwie auch Hippies und so!«

19. Kein Fluxi in Schrankenhusen-Borstel
    »Siehst du, ich hab’s dir doch gesagt«, sagte Ferdi, als er mit mir zusammen vor Daves Schreibtisch stand, und Dave mir im Sitzen ein Bündel Zettel hinaufreichte. »Ich hab’s dir doch gesagt, Dave hat dir garantiert einen Zettel gemacht. Jetzt sind es sogar ganz viele.«
    Das Büro von BummBumm Records hatte sich ziemlich gefüllt und es kamen immer noch Leute dazu, Neuankömmlinge wurden umarmt, man klopfte sich auf die Schultern und irgendwo wurden Bierdosen geöffnet. Das Büro war größer, als ich gedacht hatte, es gab noch einen Teil weiter hinten, der hatte vorher im Dunkeln gelegen, jetzt war er beleuchtet, dort standen noch vier oder fünf Schreibtische mehr, an denen und auf denen jetzt auch noch Leute saßen. Von irgendwo kam leise, loungige Musik.
    Ferdi bemerkte, wie mein Blick durch den Raum schweifte, und er sagte: »Das ist das beste Büro, das es gibt, das ist wie die scheiß Washington Post in dem Film mit Dustin Hoffman und dem anderen, wie heißt er noch? Wo die da so siebzigermäßig mit langen Haaren, jedenfalls Dustin Hoffman und Watergate, Deep Throat, der ganze Trash, so ein Büro wollte ich immer schon haben, auch so Haare wie Dustin Hoffmann, aber meine Haare sind zu dünn, kommt nur sowas bei raus«, Ferdi hob seine dünnen Haare links und rechts vom Kopf hoch und sah dabei aus wie die Christel von der Post.
    Dave, der uns hinter seinem Schreibtisch sitzend die ganze Zeit von unten anstarrte, sagte: »Sonst noch

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