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Magical Village 1 Zimt und Zauber

Magical Village 1 Zimt und Zauber

Titel: Magical Village 1 Zimt und Zauber
Autoren: Christina Jones
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gelassen wie Hemmungen, und zahlreiche Stühle kippten nach hinten, als das Publikum in verschiedenen Stadien der Entblößung nach vorn drängte.

    Tarnia hatte sich kichernd aus ihrem glitzernden pinkfarbenen Lederdress geschält und hüpfte in ganz reizenden Dessous von Janet Reger die Stufen empor. Schnösel-Mark vergrub sein Gesicht in den Händen.
    »Ich geh da nicht rauf«, sagte Doll. »Nicht in meinem Zustand. Und was genau hast du bitte in die Erfrischungen getan? Dieses Love-in da oben sieht für meinen Geschmack doch ein klein bisschen zu gefühlsecht aus.«
    Mitzi nickte. So war es. Jede Menge überhaupt nicht zusammenpassender Leute betatschten einander und küssten sich. Die Szene drohte in eine echte Orgie auszuarten. Die Mistelzweig-Meringen bedurften also wohl immer noch einer kleinen Korrektur.
    »Komm mit, Mitzi!« Flo und Clyde Spraggs, erschreckend knapp bekleidet, packten sie an den Händen. »Rauf mit dir, Schätzchen!«
    »Nein! Ich komm nicht mit.«
    »Klar kommst du. Ist doch ein Riesenspaß! Schau dir Hed und Biff an! Mrs Elkins und Tammy mit Viv – und Gwyneth mit Big Ida – ach, und hast du Boris und Otto gesehen?«
    Mitzi sah es sich an. »Hare Krishna« dröhnte aus den Lautsprechern, und auf der Bühne agierten Zuschauer und Schauspieler gleichermaßen, sie schmusten und sangen und knutschten. Tarnia beknabberte gerade das Gesicht eines sehr jungen Knaben aus der Bath-Road-Siedlung.
    Mitzi zögerte. Trug sie vorzeigbare Unterwäsche? War ihr das wichtig?
    Unter Gejohle von Doll und Brett zerrte sie sich die Jeans von den Beinen, zog ihren Pullover über den Kopf und stürzte mit Flo und Clyde auf die überfüllte Bühne. Ihr schwarzer BH und Schlüpfer waren zwar nicht ihre besten Stücke, aber
zumindest halbwegs ansehnlich, und immerhin hatte sie sich die Beine rasiert.
    Es war, fand sie, alles eine Riesengaudi. Und hatte sie nicht irgendwo mal gelesen, selbst Prinzessin Anne hätte in den Sechzigerjahren in einer Aufführung von Hair beim Be-in mitgemischt? Mit über den Kopf erhobenen Armen winkte sie wogend und klatschte und sang »Hare Krishna« aus voller Kehle. Es war genau wie beim Shepton Mallet Blues Festival in ihrer Jugend. Und wenn sie ein gebrochenes Herz hatte, dann war es eben so. Na und?
    »So ist es richtig, Süße!«, schrie ihr der Filzhutmann ins Ohr. »Bring dich voll ein!«
    Mitzi warf ihm einen Seitenblick zu. Außer seinem Hut hatte er gar nichts mehr an.
    Sie tänzelte von ihm fort und landete schließlich mit untergehakten Armen zwischen Ronnie und Philip in einer Art Revuetanznummer. Die Musik dröhnte weiter, der Zuschauerraum war halb leer, die Bühne berstend voll. Jeder begrabschte jeden. Die Mistelzeig-Meringen hatten wieder einmal Wunder gewirkt.
    Mitzi lachte zu Doll und Brett hinunter, die klatschend und singend in der ersten Reihe saßen. Sonst sah sie kaum jemanden im Zuschauerraum. Nur vereinzelt einige Gesichter der eher zugeknöpften Dorfbewohner in der Dunkelheit, alle schwenkten die Arme in der Luft oder klatschten oder sangen.
    Alle außer einem, der ganz allein am hinteren Ende des Saales stand.
    Einer, dessen schönes markantes Gesicht sie mit unergründlicher Miene beobachtete.
    »Oh, verfluchte Hölle!«, stöhnte Mitzi.

24. Kapitel
    E s war der dreiundzwanzigste Dezember. Ein dunkler, grauer, bitterkalter Tag. Mitzis Küche bot ein Bild der Verwüstung. Richard und Judy wuselten voller Mehl und Puderzucker mit freudig hochgestellten Schwänzen über den Fußboden und leckten munter alles auf, was ihnen in die Quere kam.
    »Wer hatte eigentlich die doofe Idee, an Heiligabend zu heiraten?«, grummelte Mitzi.
    Unter dem Tisch mampften Richard und Judy vergnügt und schwiegen. Hawkwind, die aus dem CD-Spieler dröhnten, gaben ihr auch keine Antwort.
    In den Tagen nach der Aufführung von Hair war es Mitzi gelungen, sämtliche Weihnachtseinkäufe abzuschließen, sie hatte sich vergewissert, dass für die Hochzeit wirklich alles vorbereitet war, und versuchte Joel zu vergessen.
    Die ersten beiden Punkte hatten ihr keine Probleme bereitet, anders jedoch der dritte.
    Als in Hair die Polizei auf die Bühne geklettert war, um die Orgienteilnehmer zu »verhaften«, und damit das Zeichen für die offiziell vorgesehene Pause gab, woraufhin alle zu ihren Sitzplätzen zurückgekehrt waren, war Joel fort gewesen.
    Himmel! Allein schon bei der Erinnerung wäre Mitzi vor Scham am liebsten im Erdboden versunken. Da stand sie nun knapp vor dem
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