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Magical Village 1 Zimt und Zauber

Magical Village 1 Zimt und Zauber

Titel: Magical Village 1 Zimt und Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Jones
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zustande.
    Die Fitten Fünfziger kamen mit à la Woodstock 1969 bemalten Gesichtern zu Afroperücken aus Nylon und in einem Sortiment von Kaftans mit Perlen, Blumen und Glöckchen auf die Bühne geschlurft.
    Lav und Lob hatten ihre Perücken über die Fahrradhelme gestülpt und winkten vergnügt zur ersten Reihe hin.
    Doll und Lulu lachten Tränen, als die Hippies unbeholfen den Altar aufstellten und versuchten, ein Feuer anzumachen, wobei aber die Streichhölzer nicht zündeten, sodass sie sich mit Sids Feuerzeug behelfen mussten. Dann stellten sie fest, dass keiner eine Schere hatte, um die symbolische Haarlocke abzuschneiden, und so warfen sie kurzerhand seine ganze Perücke in die Flammen.
    Es zischte und krachte, eine Stichflamme loderte auf.
    Der nun kahlköpfige Sid, der normalerweise ständig über seine Arthritis klagte und dahinschlich wie ein Sargträger, sprang auf die Füße und stieß einen wilden Schrei aus.
    Die Hippies, über das Inferno augenscheinlich doch ein wenig beunruhigt, drängten sich zurückweichend an den Seitenbühnen zusammen und begannen stotternd eine ziemlich halbherzige Interpretation von »Aquarius« anzustimmen, indes der Filzhutmann ungelenk auf die Bühne kletterte und eine Tasse Kaffee auf die Flammen schüttete.
    Das Feuer ging aus. Die Hippies schlurften nach vorn, und »Aquarius« gewann an Lautstärke.

    Da irgendwer ein reichlich dubioses Surround-System ausgeliehen hatte, war die Musik von Galt MacDermot ohrenbetäubend laut. Das Publikum, nachdem es nun nicht mehr befürchten musste, wie Brathähnchen gegrillt zu werden, stimmte lauthals mit ein.
    Von da an ging es nur noch bergauf. Der erste Akt brauste mit Volldampf voran, kein Mensch im Publikum begriff auch nur ansatzweise, was auf der Bühne vor sich ging, die Schauspieler scherten sich scheinbar auch nicht sonderlich darum, und auf beiden Seiten amüsierte man sich köstlich. Die Fitte-Fünfziger-Version des Titelsongs wirkte so, als würden mehrere Reihen stark betrunkener Onkel und Tanten sich bei einer Hochzeitsfeier zum ersten Mal in Karaoke versuchen.
    »Tanzen, verdammt noch mal, ihr sollt tanzen!«, schrie der Filzhutmann von der Seite her.
    Die Fitten Fünfziger versuchten ihr Bestes. In Anbetracht ihres Alters schlugen sie sich wacker. Die Bewegungen waren allerdings eher mechanisch als sinnlich; die meisten stolperten über den Saum ihres Kaftans, und mehrere verloren ihre Perücken. Singen und Tanzen gleichzeitig schien bei den Proben kein zwingendes Muss gewesen zu sein. Ronnie kippte um, und Beryl, ohne ihre Brille, wanderte über die Bühnenkante und verschwand unter dem Tapeziertisch mit der Lichtanlage.
    »Ich glaub, bei mir setzen gleich die Wehen ein!«, schniefte Doll kichernd. »So sehr hab ich seit Jahren nicht mehr gelacht.«
    Ein verhunzter Song folgte dem anderen, es wurden Blumen gestreut, Frank fiel von seiner Stange und musste von anderen gestützt von der Bühne gebracht werden, und Hazy Hassocks tobte vor Begeisterung.
    Bernard, Doreen und Christopher tapsten ziemlich unheildräuend
auf Zehenspitzen zum vorderen Bühnenrand. Die Tonanlage spielte »Hare Krishna« in einer Endlosschleife. Hazy Hassocks starrte wie gebannt nach vorn.
    »Nun ist es Zeit für das Be-in!«, gellte Christopher. »Touristen – kommt zur Orgie!«
    Hazy Hassocks war ein bisschen schwer von Begriff.
    »Die ziehen ihre Kleider aus!«, kreischte Tarnia frohlockend die Reihe entlang.
    So war es. Es war das Beängstigendste, was Mitzi je gesehen hatte. Über dreißig Rentner entblätterten sich bis auf die angegraute Unterwäsche und in einigen Fällen bis auf die noch grauere Haut. Lav und Lob glänzten in Rheumaleibchen. Dank sei dem Herrn, dachte Mitzi, dass die Heizlüfter so gut funktionierten.
    »Komm schon!« Shay war aufgestanden und streckte Lu die Hand entgegen. »Wir sind die Touristen. Wir gehen zu einer Orgie.«
    Einen Augenblick später hatte er schon seine Jeans und sein Sweatshirt ausgezogen und sprang auf die Bühne. Lu, in Unterhemd und Sloggi-Höschen, folgte ihm nur wenige Sekunden später.
    »Mannomann!« Doll sah Mitzi mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Shay hat ja einen fantastischen Körper.« Dann sah sie Bretts gerunzelte Stirn. »Na ja, so toll wie deiner natürlich nicht – aber …«
    Als Shay und Lu auf der Bühne waren und sangen und tanzten und die Liebe feierten, fiel bei Hazy Hassocks schnell der Groschen, und es bedurfte keiner zweiten Aufforderung. Hüllen wurden ebenso fallen

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