Magical Village 1 Zimt und Zauber
Teilchen, meine Gute!« Clyde Spraggs beugte sich aus der hinteren Reihe vor und hielt Tarnia seinen vollgehäuften Teller hin. »Ein bisschen mehr Fleisch auf den Knochen könnt Ihnen nicht schaden.«
»Also, ich sollte wirklich nicht – ich mache gerade bis zum Ende der Adventszeit die Pratt-Diät – aber ich bin am Verhungern, und eines wird ja gewiss nicht schaden.« Tarnia zögerte einen Augenblick, dann nahm sie sich von der Spitze des Stapels eines der saftigen braunen Törtchen. »Wirklich sehr freundlich von Ihnen. Mitzi, ist das von dir?«
Mitzi nickte und sah, wie Tarnias makellos überkronte Zähne sich in ein Überredungstörtchen senkten. Leise zweifelnd, ob es nun wirken würde oder nicht, sagte sie mit charmantem Lächeln: »Ich bin überzeugt, die Wohltätigkeitsbeauftragten werden mit der Aufführung heute Nachmittag hochzufrieden sein – und auch mit allen anderen Nutzungen des Saales. Und ich bin ebenso überzeugt, dass du ihnen
von deiner unablässigen, kontinuierlichen Förderung unserer Projekte berichten wirst, nicht wahr?«
Mitzi war deutlich bewusst, dass Doll ihr misstrauische und Lu ihr aufmunternde Blicke zuwarf. Tarnia aß das Überredungstörtchen auf und tupfte behutsam ihre Lippen ab.
Sie strahlte, so gut es ging. »Köstlich. Zergeht einem auf der Zunge. Hast du daran gedacht, mir deine Faltblätter mitzubringen?«
Mitzi nickte und fischte die Speisekarten aus ihrer Handtasche. Shay und Brett reichten sie die Reihe entlang.
»Sehr schön.« Tarnia dehnte ihr Schmollmündchen zu einem Lächeln. »Und natürlich werde ich bei den Wohltätigkeitsbeauftragten ein Loblied auf Hair singen. Gar kein Thema. Du hast im Dorf wahre Wunder gewirkt, Mitzi. Marquis und ich überlassen dir mit Freuden den Saal, so lange du willst, nicht wahr, Liebling?«
Schnösel-Mark schnaubte.
Lulu zwinkerte Mitzi zu.
Tarnia wischte sich Krümel vom pinkfarbenen Lederschoß. »Mitzi, du siehst immer noch schrecklich aus, nimm’s mir bitte nicht übel. Wirklich ein Jammer, dass du dich nicht mehr am Riemen reißt, aber nun ja, wir können ja nicht alle von Natur aus Glamourgirls sein, nicht wahr?«
Doll und Lulu kicherten.
Mitzi war freudig überrascht, dass die Törtchen noch immer ihren Überredungszauber bewirkten, und antwortete nur mit einem Lächeln. Es interessierte sie nicht, was Tarnia oder sonst wer über ihr Aussehen dachte. Was spielte es denn jetzt überhaupt noch für eine Rolle?
Und wenn die Törtchen noch immer betören konnten, fragte sie sich beiläufig, wie viele der Zuschauer wohl von
ihren neuen Mistelzweig-Meringen gegessen hatten oder von den Schäumenden Träumen, an denen sie sich noch einmal versucht hatte, in der Hoffnung, sie bis zur Hochzeit perfekt hinzubekommen, und ob diese Speisen wohl auch ihre übliche Wirkung zeigten.
Diese Frage sollte bald beantwortet werden.
Mit einem Trommelwirbel von der Bühne ging die Deckenbeleuchtung aus und das Rampenlicht an, die Vorhänge ruckelten auf, und alles wurde still.
»Was zum Teufel ist das denn?«, zischte Doll die Reihe entlang. »Warum steht da eine große Galeone mitten in einem Park?«
Mitzi, die das Endergebnis von Raymonds und Timothys Bühnenbild noch nicht zu Gesicht bekommen hatte, schüttelte verwundert den Kopf.
»Das ist die Cutty Sark«, flüsterte Shay. »Steht auf dem Rumpf. Und da es im Programm heißt, das ganze Stück spielt in Greenwich Village -«
Mitzi gab sich alle Mühe, nicht laut loszuprusten. Nur in Hazy Hassocks konnte missverstanden werden, welches Greenwich gemeint war. Wenn sie genau hinschaute, sähe sie bestimmt auch noch irgendwo das Observatorium und den Nullmeridian – richtig! Dort war er. Er verlief zwischen den sehr englischen aufgemalten Blumenbeeten. Ach, wenn doch Joel nur hier wäre, um das mitzuerleben!
Mehrere andere glucksten laut. Zum Glück war das Gelächter noch nicht bis zur Bühne vorgedrungen, wo der siebzigjährige Sid in der Rolle des Claude mit einer Bettdecke über den Schultern allein im Schneidersitz im Scheinwerferlicht saß, er hatte den Kopf gesenkt, und die langhaarige Acrylperücke drohte seitlich zusehends abzurutschen. Es
war ein ehrfurchtgebietender Moment, und dem Publikum verschlug es die Sprache. Die Stille jedoch währte nur einen Augenblick. Als die Hippies auf der Bühne erschienen, brach im Gemeindesaal eine Massenhysterie aus.
Sogar Mitzi, die überzeugt gewesen war, nie wieder lachen zu können, brachte ein beachtliches Glucksen
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