Magical Village 1 Zimt und Zauber
Pullover.
Lulu zog die Augenbrauen hoch. »Sei lieber vorsichtig. Sonst bekommst du auch welche. Heißt es in Granny Westwards Buch nicht, diese Dinger lassen Träume wahr werden?«
»So heißt es.« Mitzi drückte den Deckel fester auf die Dose.
»Ach – ihr zwei und eure Hexerei«, meinte Doll grinsend und stopfte sich das letzte Häppchen in den Mund. »Wenn das Wetteramt mit seinen Satelliten und Computern und der ausgefeilten Technologie des einundzwanzigsten Jahrhunderts sagt, es gibt keinen Schnee, dann gibt es verflixt noch mal auch keinen Schnee.«
»Man kann nie wissen«, beharrte Lu. »Magie ist weitaus älter und weitaus stärker als Technik.«
»Oh, bit-te!« Doll verzog das Gesicht. »Soll es denn jetzt den ganzen Abend um diesen Hokuspokus gehen?«
»Aufhören, alle beide!«, lachte Mitzi, machte den Ofen auf und holte den Wünsch-dir-was-Auflauf heraus. »Bitte sehr! Genau richtig – geht hinüber ins Wohnzimmer. Es steht schon alles bereit. Ja, nimm ruhig den CD-Spieler mit. Und versucht bitte, nicht zu streiten.«
»Das ist aber wirklich hübsch«, sagte Doll, als sie sich im abgedunkelten Wohnzimmer umsah, das nur von Feuerschein, Kerzen und den Lichtern des Weihnachtsbaums beleuchtet war. »Ganz so wie in unserer Kindheit.«
Lu nickte. »Derselbe Christbaumschmuck, all die alten
Sachen, die wir Jahr für Jahr ausgepackt haben, die Lichter sind auch noch dieselben, und der Engel mit dem strengen Gesicht …«
»Und die Weihnachtsmusik im Hintergrund. Ich glaube, ich mag von allen Liedern ja ›Winter Wonderland‹ am liebsten. Als Kind habe ich dabei immer so viele schöne Bilder vor Augen gehabt. Weißt du noch, wie Dad es uns vorgesungen hat?«
»Ja, und er hat sich einen eigenen Text dazu ausgedacht. Was haben wir immer gelacht.«
»Ich wette, er und Jennifer haben nicht so viel zu lachen.«
Lu zuckte die Achseln. »Seine Entscheidung. Sein Pech.«
Mitzi balancierte das Geschirr, um den Wünsch-dir-was-Auflauf zu servieren, und lächelte die beiden an. In den wenigen Monaten, seit sie sich zum ersten Mal hier im gemütlichen Wohnzimmer versammelt hatten, um Granny Westwards Rezepte zu kosten, war so viel geschehen. Für sie alle. Überwiegend Gutes.
Es war ein netter Gedanke von den beiden, an vergangene Weihnachtsfeste anknüpfen zu wollen. Es waren liebenswerte Mädchen – aber nicht einmal Mitzi selbst glaubte, dass Granny Westward ihrem Glück zu einer zweiten Chance verhelfen würde. Nicht, nachdem sie es in Händen gehalten und so leichtsinnig wieder fortgeworfen hatte.
»Habt ihr alle genug? In der Küche gibt es noch mehr … Also, wer spricht den ersten Wunsch aus?«
»Doll«, sagte Lulu. »Immerhin ist dies ihr letzter Abend in Freiheit. Jede, die so doof ist, sich für immer und ewig an den Langweiler Brett zu binden, verdient eine letzte Chance zu entkommen. Ich schätze, heute Abend im Pub schließen alle Wetten ab, ob sie sich morgen überhaupt blicken lässt.«
»Eifersucht, Eifersucht … nichts als Geschwisterrivalität. Wie überaus bedauerlich«, konterte Doll und streckte ihrer Schwester die Zunge raus. »Nun, letztes Mal hatte ich mir gewünscht, dass Brett etwas mehr Spontaneität zeigen und uns aus unserer eingefahrenen Routine holen sollte, und« – sie lachte und tätschelte ihren Bauch – »das hat er eindeutig hingekriegt. Oh, nicht dass ich glauben würde, der Auflauf hätte auch nur im Geringsten etwas damit zu tun, aber trotzdem …«
»Ach, um Himmels willen.« Lu zappelte ungeduldig auf dem Stuhl herum. »Jetzt wünsch dir schon eine lange glückliche Ehe und ein gesundes Baby und lass uns in die Gänge kommen.«
Doll nahm eine erste Gabel voll. »Okay – natürlich wünsche ich mir das beides. Und Lu hat recht, es gibt sonst nichts, was ich mir wünschen könnte … also dann.« Sie führte die Gabel zum Mund. »Ach, es ist köstlich, Mum. Ähm … ja, dann wünsche ich mir, dass Brett und ich immer glücklich zusammen bleiben, dass das Baby rundum gesund ist und ein – äh – rundum gutes Leben hat.« Sie schluckte. »Aber natürlich glaube ich nicht die Spur an so was. Also los, Lu – du bist die Nächste.«
Lulu kannte kein Zögern.
»Ich wünsche mir«, nuschelte sie mit vollem Mund, »dass Shay und ich mit Pip, Squeak und Wilfred ein eigenes Zuhause bekommen.«
Mitzi sah Lu über den Tisch hinweg teilnahmsvoll an. Da würde Granny Westward aber alle Register ziehen müssen. Nie im Leben würde Shay Lavender und Lobelia im
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