Magical Village 1 Zimt und Zauber
aussah wie David Bowie.«
Joel grinste zu ihr hinab. »Das läuft natürlich außer Konkurrenz.«
Um sie herum zischten und krachten und explodierten die Feuerwerkskörper. Der Pfarrer, nachdem er der Gefahr entronnen war, von seinem eigenen Brandstifterzubehör in die Luft gejagt zu werden, organisierte auf der anderen Seite des Scheiterhaufens eifrig die Pfadfinderjugend und bewaffnete sie mit gegabelten Bohnenstangen.
»Was zum Teufel geht da drüben vor sich?« Joel beugte sich näher zu ihr, sein Atem hauchte warm an ihr Ohr, während eine Reihe Feuerräder sich kreischend und spotzend auf der Stelle drehte. »Ist das irgendein ländlicher Initiationsritus? So was habe ich in Manchester noch nie gesehen.«
»Sie holen die gebackenen Kartoffeln aus dem Feuer«, erklärte Mitzi lachend. »Die werden später herumgereicht, wenn man schon so erfroren ist, dass man sich nicht mehr daran stört, wenn sie einem die Mundschleimhäute wegbrennen – immer vorausgesetzt, dass Clydes Wein das nicht schon vorher erledigt hat.«
»Hast du Lust auf einen richtigen Drink?«, fragte Joel. »Später? Oder jetzt gleich? Ich meine … na ja … The Faery Glen ist ein schöner Pub und – äh – wenn du allerdings nicht möchtest …«
»Aber gerne!« Mitzi bezähmte ein breites Grinsen und widerstand dem Drang, vor Freude in die Luft zu springen. »Wann immer du willst.«
Im Faery Glen war es ruhig. Es war ein uriger Pub, der mit originalen Deckenbalken, bucklig verputzten Wänden, glänzendem Messing und alten polierten Möbeln eingerichtet, stets ein herzliches Willkommen bot.
Boris und Otto, die gelangweilt hinter dem Tresen standen, richteten sich auf, als Mitzi und Joel hereinkamen.
»Tote Hose heute Abend. Sind alle beim Feuerwerk. Später wird’s bestimmt brechend voll. Schön, euch beide zu sehen. Äh – gehört ihr zusammen?«
Joel nickte. Mitzi, zu ihrer Schande, wurde rot.
Otto lächelte. »Ah ja. Wusste gar nicht, dass ihr euch kennt. Das Übliche?«
»Für mich ein Bier bitte«, sagte Joel. »Und du, Mitzi?«
Boris beugte sich vor. »Ein Glas Rotwein? Ein großes?«
»Ja bitte.«
Mitzi ging zu einem Tisch mit hubbeliger Kupferplatte neben dem riesigen Kaminfeuer aus glühenden Holzscheiten, schlüpfte aus ihrem Mantel und sah Joel an der Bar plaudern. Ohne Zweifel fragten ihn Otto und Boris nun nach allen Einzelheiten ihrer Bekanntschaft aus.
Sie war schon so lange mit keinem Mann mehr ausgegangen, dass sie ziemlich nervös war. Auch wenn man dies hier ja nicht wirklich »Ausgehen« nennen konnte. Zwei Leute, die sich flüchtig kannten und zur selben Zeit am selben Ort waren, gingen einfach nur zusammen etwas trinken. Zwei Leute, die ein bisschen einsam waren, fügte Mitzi in Gedanken hinzu. Zwei Leute, die kaum etwas gemeinsam hatten, außer dass sie beide geschieden waren.
»Toller Pub«, sagte Joel, reichte ihr das Weinglas und legte seinen Mantel ab. »Ich wünschte, ich würde in Hazy Hassocks wohnen – in Winterbrook gibt es so was Gemütliches
nicht. Dort sind die Pubs alle mehr für die Jugend, jede Menge Lärm und Musik und Spielautomaten und Bildschirme …«
»Und dafür bist du zu alt?«
»Leider ja. Scheußlich, nicht wahr? Ach, nicht dass mir die Musik und der Lärm und der Trubel nicht gefielen. Aber auch wenn ich gern glauben möchte, dass ich noch wie achtzehn aussehe, fällt mir doch immer auf, wie die echten Teenager mich mitleidig anstarren, wenn ich mitzusingen versuche, etwa bei Tokio Hotel oder was sonst so in der Musikbox läuft.«
Mitzi lachte. »Ich steh auf die Rolling Stones und Jimi Hendrix und Mott the Hoople und Dave Edmunds – wahrscheinlich alles lange vor deiner Zeit.«
»Wird da auf den Busch geklopft?« Joel grinste. »Ich bin einundvierzig.«
»Fünfundfünfzig«, sagte Mitzi und war froh, dass sie zumindest nicht ganz so alt war, dass sie seine Mutter hätte sein können. »Da haben wir uns doch gut gehalten.«
»Haben wir.« Joel prostete ihr zu. »Und zwar sensationell. Auf die besten Jahre. Mögen wir nie erwachsen werden.«
Danach ergab sich die weitere Unterhaltung mit ihm ganz wie von selbst. Mehrere Drinks später, während der Pub sich in Windeseile füllte, hatten sie einander noch immer viel zu erzählen, über ihre jeweilige Vergangenheit, Gegenwart und ihre Hoffnungen für die Zukunft. Es war einfach herrlich, dachte Mitzi, die ein klein bisschen zu viel Wein getrunken hatte, wenn man sich mit jemandem so unbefangen fühlte.
»Hallo,
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