Magical Village 2 Sonne, Mond und Liebeszauber
Großen Wagen oder Pflug? Da oben?«
Sie konnte sich nicht helfen, aber das Beste an den Sternenzeremonien war, dass man einen Grund hatte, dicht nebeneinanderzustehen und zum Himmel zu zeigen.
»Das Hündchen Trixie, meinst du?«
»Sag das besser nicht so laut!«, flüsterte Lewis. »Und schon gar nicht hier und jetzt. Man könnte meinen, du machst dich lustig.«
»Würde ich mich jemals lustig machen? Ich doch nicht!« Amber spähte zum tiefblauen Himmel, der jetzt mit silbrigen Sternen übersät war. »Äh – ja, ich glaub, ich erkenne ihn. Ja, ja. Da drüben, nicht wahr? Oh – aber was ist das denn? Die kleinere Konstellation direkt daneben, mit dem besonders hellen Stern?«
»Wenn ich ehrlich bin, finde ich es gar nicht so abwegig, dass du anstelle des Pflugs einen Hund siehst. Der Wagen oder Pflug gehört zu einer größeren Konstellation, die man den Großen Bären nennt. Der helle Stern, den du siehst, ist der Polarstern, der wiederum zum Kleinen Bären gehört …«
»Jetzt fehlen nur noch Goldlöckchen und die drei Bären aus dem Musical«, murmelte Freddo.
Lewis lachte. »Der Legende nach gab es einmal eine wunderschöne Prinzessin. Was? Ja, Jem, sie war genauso hübsch wie Amber – also, Juno, die Königin der Götter, war so eifersüchtig auf diese Prinzessin, dass sie das Mädchen in einen Bären verwandelte. Junos Sohn ging eines Tages jagen und wollte den Prinzessin-Bär erschießen, worauf Jupiter, der König der Götter, ihn ebenfalls in einen Bären verwandelte, beide Tiere an den Schwänzen packte und an den Himmel schleuderte – deshalb haben die Konstellationen beide einen langen Sternenschweif. Auf diese Weise konnten sie für alle Zeiten sicher und glücklich zusammen sein.«
»Meine Fresse«, seufzte Freddo, »ich wünschte, ich hätte auch was von dem Zeug, das ihr geraucht habt. So ein psychedelisches
Geschwafel hab ich seit’69 nicht mehr gehört … oh, hallo, Jungs! Schön, dass ihr uns gefunden habt. Ganz schön abgefahrenes Nest, was? Unser Gig hier wird eine Wucht!«
Amber drehte sich um und sah den Sänger der JB Roadshow , einen der Gitarristen und den Schlagzeuger, oder vielleicht war’s auch der Keyboarder, mit sichtlich verwirrten Gesichtern auf dem Dorfanger stehen.
Nach dem allgemeinen Austausch von Höflichkeiten zupfte Jem, dem der Duft von Backofenkartoffeln in die Nase stach, an Ambers Ärmel und deutete ungeduldig zum Weasel and Bucket .
»Na gut«, sagte Lewis lachend und wuschelte Jems Haare genauso brüderlich, wie er es zuvor bei Amber gemacht hatte. »Die Show ist fast vorbei. Lasst uns was essen gehen. Danach können wir uns noch ein paar Drinks genehmigen.«
Freddo und die drei Roadshow -Jungs, die in ihren verwaschenen Surfershirts immer noch ziemlich fit für ihr Alter wirkten, machten sich auf den Weg zum Pub. Amber genoss es, in Gesellschaft all dieser tollen Männer gesehen zu werden.
Die Musiker, die von Freddo noch einmal als Tiff Clayton, Clancy Tavistock und Ricky Swain vorgestellt worden waren, schienen sichtlich angetan von Fiddlesticks und dem bevorstehenden Gig, während sie sich, was die seltsamen Gebräuche der Pflugnacht anging, in diplomatischer Zurückhaltung übten.
»Ich mag die alten Traditionen«, sagte Tiff Clayton zu Amber und warf ihr einen vielsagenden Blick zu. »Das Küssen unterm Mistelzweig und das Vorrecht des Brautführers auf die Brautjungfern.«
»Glaub ihm kein Wort«, sagte Clancy Tavistock, der zwischen Freddo und Lewis vor ihnen herging. »Viel Lärm um nichts heutzutage bei ihm.«
»Ja, kann sein«, seufzte Tiff. »Aber ich zehre von meinen Erinnerungen und Träumen.«
»Träume magst du ja noch haben«, erwiderte Clancy und lachte. »Die Erinnerungen liegen so weit zurück, dass du sie verklärt oder durch den Genuss berauschender Substanzen vernebelt hast.«
Die anderen lachten. Ricky Swain ging an Ambers anderer Seite und summte etwas vor sich hin, um dann einem tief beeindruckten Jem verschiedene Gitarrenriffs und Akkorde zu erklären.
Es waren nette, coole Typen, dachte Amber, als sie vor dem Weasel and Bucket die Straße überquerten.
»Diese Runde geht auf mich«, sagte Freddo auf dem Weg durch den vollen Biergarten. »Was wollt ihr essen?«
Während die meisten Fiddlesticker noch auf dem Anger waren, hockten die üblichen Verdächtigen bereits an der Bar. Timmy stand in der Küche und bereitete Ofenkartoffeln in Kompaniestärke, und Zilla, die mit ihrem Rosenkleid und dem wildgelockten Haar
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